Isselburg-Anholt. Tierschützer halten Alpaka-Führungen und das Scheren für Tierquälerei. Betreiber von Alpacas vom Hahnerfeld aus Anholt widersprechen.

Seit 13 Jahren halten Claudia und Uwe Duesing aus Isselburg-Anholt Alpakas auf ihrem Hof. Mit sechs Tieren fingen sie mal an, heute sind die Alpacas vom Hahnerfeld – hier also die spanische Schreibweise – mit 70 Tieren in der Region bekannt und beliebt. Jede Woche bieten sie Führungen an. Aber es gibt deutliche Kritik von Tierschützern. Alpakas seien Fluchttiere und würden sich bei Wanderungen mit Menschen oft bedrängt und gestresst fühlen. Die Duesings kennen solche und weitere Vorwürfe, können aber nicht nur erklären, warum es tatsächlich nicht so ist, sondern zeigen auch an ihrem Hof, wie entspannt die wolligen Vierbeiner auf Menschen reagieren.

Die Schur bringt Erleichterung

Alpacas vom Hahnerfeld
Claudia und Uwe Duesing halten in Isselburg-Anholt 70 Alpakas. Seit 13 Jahren beschäftigen sie sich intensiv mit den Tieren. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Tierschützer lassen einen wichtigen Aspekt außer acht. Alpakas sind seit 1000 Jahren gezüchtete Tiere: „In freier Wildbahn würden sie sterben“, sagt Uwe Duesing. Sie sind darauf angewiesen, dass der Mensch ihnen hilft. Würden die Tiere nicht mindestens alle zwei Jahre geschoren, dann würde ihnen so viel Wolle wachsen, dass sie kein Vitamin D mehr aufnehmen würden, weil die Sonne nicht durchs Fell käme. Hautprobleme wären auch eine Folge. „Und sie würden durch Überhitzung eingehen“, erklärt der Anholter Experte.

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Die Schur dauert etwa zehn Minuten. Dafür besucht ein Scherer aus den Niederlanden den Hof am Hahnerfeld. „In anderthalb Tagen haben wir alle Alpakas durch“, weiß Uwe Duesing. Und nach der Schur fühlten sich die Tiere erleichtert.

Wenn sie sich wegdrehen, nicht mehr streicheln: Sonst spucken sie

Alpacas vom Hahnerfeld
Die Alpakas sind recht quirlig, ständig in Bewegung. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Alpakas sind nicht mit ihren Vorfahren, den Vikunjas, zu verwechseln. Diese leben auf 4300 Metern Höhe in den Anden tatsächlich wild. Uwe Duesing hat sie jüngst auf einer Reise besucht. In Peru sind diese Tiere, die die beste Wolle der Welt abwerfen, eine Art Kulturgut.

„Es sind keine Kuscheltiere, auch wenn viele Leute das denken“

Claudia Duesing
über Alpakas

Fluchttiere? Ja, das sind Alpakas. Genau so wie Pferde oder Hunde auch. Das heißt aber nicht, dass sie vor Menschen immer flüchten würden. Ja, die Tiere sind recht quierlig, sind irgendwie immer in Bewegung. „Kommt ein Mensch auf sie zu, dann gehen sie weg. Aber wenn man sich einfach nur da hin stellt, dann kommen sie auf einen zu“, weiß Duesing. Wenn man sie anfasst und sie wollen es nicht, dann zeigen sie das, indem sie sich wegdrehen. Dann sollte man es auch sein lassen, „sonst spucken sie“. Am Kopf wollen Alpakas meist gar nicht angefasst werden: „Es sind keine Kuscheltiere, auch wenn viele Leute das denken“, ergänzt Claudia Duesing. Sie sehen halt auch sehr wie ein Kuscheltier aus. Ziemlich putzig.

21 Tiere in der Wandertruppe

Alpacas vom Hahnerfeld
Alpakas: Sehen aus wie Kuscheltiere, sind sie aber nicht. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Bei einer Wanderung, die meist eine Stunde dauert, „sind die Tiere entspannt. Sie grasen permanent“. Wäre ihnen das zu lang, dann würden die charakterstarken Tiere sofort streiken. Die Wandertruppe am Hahnerfeld umfasst 21 Tiere: „Wir spüren, welche Tiere dafür geeignete sind“, sagt Uwe Duesing. Es sind nur Hengste und Wallache, Stuten kommen nicht in Frage. Fohlen im Alter von sieben bis acht Monaten bekommen die ersten Halftertrainings. Da sehe man schon, wer besser damit umgehen kann.

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Noch ein gutes Beispiel nennt Duesing: Würde ein Muttertier, das ein Fohlen zur Welt bringt, die Nähe von Menschen suchen, wenn der Fluchtinstikt so dominant wäre, wie Tierschützer es behaupten? „Sie nehmen die Hilfe bei der Geburt an!“ Das haben die Duesings selbst schon häufiger erlebt.

Amtsveterinär erteilt Bescheinigung

Alpacas vom Hahnerfeld
Claudia und Uwe Duesing kennen die Argumente der Tierschützer, können aber erklären, warum die Kritik an Alpaka-Führungen nicht berechtigt ist. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Auch der Besuch von Alpakas im Altenheim steht in der Kritik. Aber das werde „vom Amtsveterinär geprüft. Ohne die Paragraph 11-Bescheinigung geht da gar nichts. Er ist mit ins Altenheim gegangen und war überrascht, wie ruhig die Tiere waren“, berichtet Uwe Duesing, der die Namen von allen 70 Alpakas kennt. Auch der Altenheim-Aufenthalt dauere etwa eine Stunde.

Hofladen und Programm

In einem Hofladen bieten die Duesings eine breite Produktpalette rund um die Alpaka-Wolle an: von Mützen und Schals über Socken und Seifen bis zu Kuscheltieren. Geöffnet ist donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. Oder nach telefonischer Absprache unter 0151/24087118. Von Ostern bis Oktober ist der Shop nur nach Absprach geöffnet.

Ferner bieten die Duesings neben den Führungen auch Fotoshootings, Junggesellenabschiede und Firmenevents, Hofführungen, Einsteigerseminare sowie Yoga und Malen inmitten der Alpakas an. Weitere Infos unter http://alpacasvomhahnerfeld.de.

Einmal im Jahr, Ende Mai, werden die Alpakas geschoren. Die Rohwolle schicken die Duesings zu einer kleinen Manufaktur in Ostdeutschland, die die Wolle verarbeitet. Etwa zu Oberbetten, Kopfkissen, Einlegesohlen oder zu einem Knäuel Wolle. Die Auftragslage ist dort derart hoch, dass im Februar 2025 die Lieferung vom Mai 2024 noch nicht verarbeitet zurückgekommen sei, verrät Claudia Duesing. Anfang/Mitte März sei damit zu rechnen.

Übrigens haben die Alpakas auch in Isselburg den Wolf im Nacken. Am Hahnerfeld 4 achten zwei Herdenhütehunde auf das Wohl der Tiere.