Kreis Kleve. Eigenverantwortliches Arbeiten (EVA) nimmt in Oberstufen viel Raum ein. Eltern sehen hier öfter Unterrichtsausfall. Das sagen Schulleiter.
Über ausfallenden Unterricht klagen Eltern in den vergangenen Jahren immer häufiger. Der Fachkräftemangel ist längst an den Schulen angekommen, es fehlen Lehrer. Das Schulministerium NRW hat jetzt Statistiken zum Schuljahr 2023/24 veröffentlicht, die zwar detaillierte Informationen bieten, aber um wichtige Hinweise zu ergänzen sind.
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Die NRZ berichtete bereits, dass viele Schulen wegen des Lehrermangels schon weniger Unterricht im Stundenplan einstellen, als es eigentlich vorgesehen ist. Die Statistiken erfassen diese strukturelle Minderung nicht als Unterrichtsausfall. Timo Bleisteiner, Leiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Kleve, sieht hier sogar den „größeren Ausfall“ als bei der Zahl des Ausfalls laut tatsächlichem Stundenplan: „Wenn da zum Beispiel ein Jahr kein Physik gegeben wird, dann ist das eine andere Kategorie.“
Schulleiter widersprechen: EVA bedeutet nicht Unterrichtsausfall
Auffällig hohe Werte mit zehn Prozent und mehr weist die Statistik in den Oberstufen für das sogenannte Eigenverantwortliche Arbeiten (EVA) aus. Der NRZ liegen Elternaussagen vor, dass Schüler, die EVA im Stundenplan haben, häufig aber ohne Aufgaben nach Hause kämen. „Hast Du früher Schluss?“ – „Ich habe EVA...“ Solche Dialoge seien keine Seltenheit. Müsste man deshalb einen Teil der über zehn Prozent EVA auch dem Unterrichtsausfall zuschreiben?
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Schulleiter im Kreis Kleve widersprechen. Klaus Hegel, Leiter des Gymnasiums Aspel, erklärt, wie in seiner Schule vorgegangen wird. „Wir haben Microsoft Teams als Lernplattform. Fällt in der Oberstufe jemand aus, dann können über Teams Aufgaben gestellt werden. Die Schüler können die Ergebnisse hochladen. Das wird bei uns in der Regel auch gemacht. Früher haben wir für EVA Präsenz in der Schule gefordert. Seit Teams nicht mehr. Mit der Zuverlässigkeit ist das so wie immer mit jungen Menschen. Manche machen ihre Aufgaben oberflächlich, viele machen es gründlich.“
Themen werden im Nachgang im Unterricht besprochen
Timo Bleisteiner vom Stein-Gymnasium erinnert auch nochmal an den grundsätzlichen Nutzen von EVA: „Die Schüler sollen in der Lage sein, eigenständig arbeiten zu können. Es ist also ein Bestandteil der Oberstufe.“ Später im Studium werde diese Eigenständigkeit ja vorausgesetzt. Alleinverantwortliches Arbeiten bedeute nicht Unterrichtsausfall. Auch am Stein stellten die Kollegen Aufgaben über Teams. Manchmal seien Lernvideos anzusehen. Die Themen würden auch im Nachgang im Unterricht besprochen.
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Ferner finde alleinverantwortliches Arbeiten auch in normalen Unterricht statt, wenn Schüler in einer Doppelstunde für 60 Minuten auf sich allein gestellt seien. Dies sei in der Statistik auch nicht erfasst.