Düsseldorf. Wie oft fällt an Düsseldorfs Schulen eigentlich Unterricht aus? Das NRW-Schulministerium hat Zahlen vorgelegt. So schneiden die einzelnen Schulen ab.
Die Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft – diesen Satz hat wohl jeder schon einmal gehört. Und wenn es in der Gesellschaft vorne und hinten an Fachkräften fehlt, dann wird dieses Problem vor den Schulen kaum haltmachen. Der Fachkräftemangel dürfte ein wichtiger Punkt sein, warum in NRW 4,8 Prozent aller Unterrichtsstunden ersatzlos ausfallen. Tendenz steigend. Nun hat das Bildungsministerium die Daten aller öffentlichen Schulen im Schuljahr 2023/24 in NRW veröffentlich.
Düsseldorfer Grundschulen: Teilweise deutlich überdurchschnittliche Ausfallraten
Über das Bildungsportal des Landesministeriums lassen sich die Daten abrufen. Bei den Grundschulen gilt: Im NRW-Durchschnitt wurden 80,2 Prozent aller Schulstunden nach Stundenplan durchgeführt. Hinzu kommen 5,4 Prozent besonderer Unterricht – also etwa Projektwochen, Exkursionen und Klassenfahrten.
An 32 Düsseldorfer Grundschulen fand weniger planmäßiger Unterricht statt als im Landesdurchschnitt. Spitzenreiter in den Unterrichtsausfällen ist die Gemeinschaftsgrundschule (GG) Flurstraße in Flingern. Hier fielen 5,6 Prozent aller Stunden ersatzlos aus. Der NRW-Durchschnitt liegt bei drei Prozent. Auch die Vertretungsquote in der GG Flurstraße ist hoch. Die lag im vergangenen Schuljahr bei 17,4 Prozent. Und doch findet in der Flurstraße immer noch häufiger planmäßiger Unterricht statt, als in anderen Schulen.
Die GG Gumbertstraße in Eller etwa konnte lediglich 63,9 Prozent Unterricht nach Schulplan durchführen. Und selbst mit Klassenfahrten, Projekten usw. kommt man an der Gumbertstraße auf lediglich knapp über 70 Prozent. Allerdings kann es bei so kleinen Schulen, wie es Grundschulen sind, schneller zu Engpässen kommen. Ein Lehrer, der ausfällt, hat einen immensen Einfluss. Und wenn man sich die anderen Schulformen anschaut, dann sind die Ausfälle an den Grundschulen noch niedrig.
Hauptschulen: In Rath fällt fast jede zehnte Stunde aus
Sieben Hauptschulen hat Düsseldorf. Nur eine schafft es, beim Unterrichtsausfall nicht über dem NRW-Durchschnitt (5,9%) zu liegen: die Gemeinschaftshauptschule Benrath. Hier fallen lediglich 3,3 Prozent aller Stunden aus. Auch im Unterricht nach Stundenplan hat die Benrather Hauptschule die Nase vorn. Zusammen mit besonderem Unterricht kommt man hier auf 85 Prozent Soll-Erfüllung. Die Hauptschule an der Bernburger Straße kommt insgesamt auf lediglich 77,8 Prozent – und davon sind 10 Prozent besonderer Unterricht, der sich kaum qualitativ bewerten lässt.
Schaut man auf die harten Fakten, dann fällt an den Düsseldorfer Hauptschulen sehr häufig der Unterricht aus. Spitzenreiter ist die Hauptschule am Rather Kreuzweg, hier sind 9,6 Prozent aller Unterrichtsstunden ausgefallen – fast jede zehnte Stunde. Darauf folgt die Katholische Hauptschule St. Benedikt in Stadtmitte, hier fielen immerhin 7,8 Prozent aller Stunden aus.
Düsseldorfer Realschulen schneiden besser ab als der NRW-Durchschnitt
Die Düsseldorfer Realschulen schneiden hingegen relativ gut ab. Insbesondere die Anne-Frank-Realschule aus Flingern: 90,7 Prozent aller planmäßigen Stunden fanden statt – das erreicht nicht eine Hauptschule in der Landeshauptstadt. Lediglich 1,6 Prozent aller Stunden mussten ersatzlos ausfallen. Im Landesdurchschnitt sind es 6,5 Prozent. Insgesamt gibt es 13 Realschulen in Düsseldorf. Lediglich in drei davon fällt der Unterricht häufiger aus als im Schnitt.
Am häufigsten wurden die Schüler an der Georg-Schulhoff-Realschule nach Hause geschickt: 7,5 Prozent aller Stunden entfielen. An der Freiherr-vom-Stein-Realschule in Bilk waren es 7,4 Prozent. Ein diffiziles Bild gibt die Thomas-Edison-Realschule in Flingern ab. Nur 69,7 Prozent des planmäßigen Unterrichts konnten stattfinden. Mit 11,6 Prozent gibt es hier aber bedeutend mehr besonderen Unterricht als im Landesdurchschnitt (6,7%).
Gesamtschulen in Düsseldorf haben mit starken Schulausfällen zu kämpfen
Bei Gesamtschulen und Gymnasien muss man zwischen der Sekundarstufe I und der Sekundarstufe II (Sek I und II) unterscheiden, da in der Sek II das sogenannte eigenverantwortliche Arbeiten erlaubt ist. Das bedeutet, dass keine Lehrkraft zugegen und die Schüler in Eigenverantwortung lernen; inner- oder außerhalb der Schule. Faktisch ist dies ein Ausfall des planmäßigen Unterrichts.
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Von sechs öffentlichen Gesamtschulen schafft es nur eine, häufiger Unterricht nach Plan abzuhalten als im NRW-Schnitt: Die Hulda-Pankok-Gesamtschule in Bilk. Und diese Schule schafft es auch, immerhin 0,1 Prozent unter dem Landesdurchschnitt zu liegen, was die ersatzlosen Ausfälle angeht. Die liegen NRW-weit bei 7,8 Prozent. In der Sek II wird das ganze etwas komplizierter.
Das sieht man etwa an der Dieter-Forte-Gesamtschule. In der Sek II fallen hier lediglich 0,8 Prozent aller Stunden ersatzlos aus. Das klingt nach einem geradezu utopischen Wert. Und das ist er auch, denn ihm stehen 17,3 Prozent eigenverantwortliches Arbeiten gegenüber. Sieht man von der Terminologie ab, dann kann man sagen, dass über 18 Prozent der Stunden für die Sek II ausfallen. Beinahe jede fünfte Stunde. An den Gesamtschulen in Garath und Flingern sieht es nach dieser Rechnung noch schlechter aus: In beiden Schulen fehlen den älteren Schülern 18,4 Prozent aller Unterrichtsstunden. Zumindest wenn man davon ausgeht, dass eigenverantwortliches Lernen kein adäquater Ersatz für planmäßigen Unterricht sind.
Unterrichtsausfall an den Gymnasien in Düsseldorf
Und die Gymnasien? Die Daten der privaten Schulen liegen leider nicht vor: Fliedner-, Suitbertus- oder Walddorfschule müssen also außen vor bleiben. Übrig bleiben die Daten von 18 Gymnasien. In der Sekundarstufe I fallen NRW-weit 5,2 Prozent aller Stunden aus. Dieser Wert wird von lediglich sieben Gymnasien in Düsseldorf unterschritten. Und so richtig deutlich auch nur vom Comenius- und dem Wim-Wenders-Gymnasium, wo jeweils 3,2 Prozent aller Stunden in der Sek I entfallen.
Spitzenreiter ist übrigens das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Bilk. Hier fallen 9,2 Prozent aller Unterrichtsstunden aus. Knapp danach folgt das Görres-Gymnasium (9,1%). Auf dem dritten Platz ist das Goethe-Gymnasium in Düsseltal: Hier fallen 8,2 Prozent aller Stunden aus.
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In der Sek II verändert sich die Lage etwas. Weil hier so gut wie nicht mehr vertreten wird und dafür auf eigenverantwortliches Lernen gesetzt wird, ist die Ausfallquote de facto höher. So gerechnet, liegen acht Gymnasien unter dem Landesdurchschnitt. Das bedeutet aber auch, dass zehn darüber liegen – und das teilweise deutlich. Die NRW-Quote liegt bei 14,3 Prozent faktischem Unterrichtsausfall. Am Goethe-Gymnasium sind es bereits 18,6 Prozent, am Lessing-Gymnasium in Oberbilk sind es schon 19,2 Prozent und das Geschwister-Scholl-Gymnasium vermeldet 19,6 Prozent. Am oberen Ende steht allerdings das Stockumer Max-Planck-Gymnasium, bei dem 21,3 Prozent aller Stunden in der Sekundarstufe II ausfallen. Mehr als jede fünfte Stunde müssen die Abiturienten in spe hier eigenverantwortlich lernen. Zum Vergleich: Am Georg-Büchner-Gymasium liegt der Wert bei lediglich 9,2 Prozent.
Düsseldorf steht im Landesvergleich nicht besser da
Und doch: Über die Qualität des Unterrichtes ist mit diesen Statistiken nichts gesagt. Außerdem ist es theoretisch denkbar, dass die Gymnasien und Gesamtschulen in der Sek I einen guten Job gemacht haben und ihre Schüler zu eigenverantwortlichen Lernen ausgebildet haben, die sich im Fall der Fälle hinsetzen und auf eigene Faust lernen. Es bleibt aber dabei, dass es viele Unterrichtsausfälle gibt – und zu wenig Lehrer, diese Ausfälle aufzufangen. Düsseldorf steht dabei nicht besser dar als der Rest des Landes.
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