Emmerich. Adrian Jendrysik feiert mit seiner Versicherungsfirma AFS-West in Emmerich Jubiläum. Auf welche modernen Methoden er schwört.
Er sitzt in einem schicken Sportwagen und kichert. Gibt Gas, hält an, klärt auf polnisch über Versicherungen auf. Seine Tik-Tok-Videos dauern nur wenige Sekunden und bescheren ihm doch die meisten Kunden. Adrian Jendrysik hat sich in Emmerich ein Imperium aufgebaut. Dabei sei er nur ein mittelmäßiger Schüler gewesen, hatte kein eigenes Kapital. „Und was Besonderes kann ich auch nicht“, gibt er zu. Außer: Gut reden.
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„Autofreak“ mit Ambitionen
30 Jahre führt er seine Firma AFS-West nun, die vor allem polnischen Handwerksbetrieben auf deren Muttersprache Versicherungen erklärt und vermittelt. Schließlich wuchs der 56-Jährige selbst in Opole auf. Seine Eltern waren Beamte. Er entschied sich für das Handwerk und begann eine Ausbildung zum Goldschmied.. „Aber ich wollte immer schöne Autos, bin ein richtiger Autofreak, und hatte große Ziele“, erklärt er.
Also zog er mit seinem Bruder ins Ruhrgebiet und stieg in die Versicherungsbranche ein. 1994 gründeten sie ihr eigenes Unternehmen in Duisburg, mit einem Teil davon zog er 15 Jahre später nach Emmerich. Wieso? Praest habe ihm gefallen. Er und seine Frau kauften dort ein Haus, um eine Familie zu gründen. Dann wandelte sich die Rolle des Versicherungsvertreters während seiner Karriere jedoch gänzlich.
10.000 Verträge in ganz Deutschland
Wo er früher noch zu seinen Kunden hinausfuhr, läuft heute fast alles digital. Nicht etwa über altbackene E-Mails oder Festnetzanrufe. Auf Tik-Tok klärt Jendrysik auf, erhält dort Nachrichten und Kommentare junger Leute. Dann geht es über WhatsApp weiter.
Nicht nur Versicherungskaufmann
Jendrysik ist nicht nur in dem AFS-West-Büro am Emmericher Geistmarkt tätig. Er vermietet rund 100 Wohneinheiten in der Stadt, unter anderem an der Blücherstraße. Seine Tochter und sein Sohn treten als Versicherungskaufmann und Immobilienkauffrau übrigens schon in seine Fußstapfen.
„Die Leute kommen auf mich zu und nicht umgekehrt, sie wollen, dass es schnell und mit wenig Aufwand geht“, teilt er seine Expertise. Mehr als 10.000 Verträge aus ganz Deutschland laufen aktuell über die AFS-West. Social-Media habe den Umsatz um 40 Prozent gesteigert.
Eigener Song? In Sekunden per App
„AFS-West beste Versicherung“, erklingt eine melodische Computerstimme im Büro am Geistmarkt. „Ich spiele gerne damit rum“, deutet der 56-Jährige auf ein Smartphone voll moderner Apps und künstlicher Intelligenzen. Ob ihm seine Kinder das beigebracht haben? „Ach Quatsch, eher andersherum“, lacht der Versicherungskaufmann. Weder der Beruf noch sein Schritthalten mit der Digitalisierung seien etwas Besonderes.
Erfolg sei wie Fußball und Casino
„Stellen Sie sich einen guten Fußballer vor, der damit reich wird. Währenddessen gibt es andere, die können noch besser spielen und verdienen damit nichts“, erklärt der zweifache Vater. Der Unterschied zwischen dem erfolgreichen und dem erfolglosen Spieler: „Der eine ist im richtigen Club.“ Versicherungen könne jeder erlernen, nur dürfen „ein engagiertes Team, Fleiß und Ehrlichkeit“ nicht fehlen.
Vom Gold also zu seines eigenen Glückes Schmied. Dann gibt der gebürtige Pole aber zu: „Es ist auch wie Casino, man muss Glück haben.“ Er war zur richtigen Zeit bereit, mit dieser mitzugehen.
Angestellte arbeiten nach eigener Laune
Nicht nur seine Apps scheint er sich aus dem Silicon Valley zu holen. Auch seine elf Angestellten arbeiten nach einer Work-Life-Balance. „Es gibt keine festen Arbeitszeiten und Urlaub können sie sich immer nehmen, wenn sie grade Lust darauf haben. Sie sollen viel Freiheit haben und das funktioniert“, sagt der Firmenchef. So entstehe eine familiäre Atmosphäre.
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Hinter ihm hängt das Wappen von Opole, gefertigt aus einem auseinandergenommenem Uhrwerk. Das habe er als Kind besonders gerne gemacht. Über die Anfänge seines Erfolgs denkt er anlässlich des Jubiläums nochmal nach. „Ne, also Schule hatte damit wirklich gar nichts zu tun“, schmunzelt der 56-Jährige. Er sei ein Störenfried gewesen, „im Kopf immer ganz woanders.“