Emmerich. .
Dabei geht die Zahl der polnischen Kunden des Finanzservice von Adrian Jendrysik zurück. Es wächst hingengen die Klientel von Ungarn und Slowaken. Anfangs stellte sich schnell heraus, dass seine Kunden mehr benötigen als nur eine Versicherung.
Der Erstkontakt mit der neuen Kundschaft beginnt oftmals so: Die Tür zum AFS Service von Adrian Jendrysik (43) schnellt auf und ein junges Paar – zumeist aus Polen – steht inmitten der kleinen Räumlichkeiten an der Burgstraße. „Oft haben sich die zwei bei der Arbeit in den Niederlanden kennen gelernt“, weiß der Versicherungsfachmann. Warum sie den gebürtigen Polen aufsuchen? „Sie wollen in der Hansestadt gemeinsam Fuß fassen.“ Denn, das weiß der Familienvater mittlerweile, gearbeitet wird in den Niederlanden, gelebt aber grenznah und kostengünstig in Deutschland.
Doch das beinhaltet ein Problem: Die allermeisten Polen in Emmerich sprechen bei ihrer Ankunft kein Deutsch und im Rathaus oder anderen Anlaufstellen gibt es bislang niemanden, der sich um sie kümmern könnte. Deshalb landen die Neuankömmlinge oft bei Adrian Jendrysik, einem Deutsch-Polen, der in den 80er-Jahren aus dem oberschlesischen Oppeln nach Deutschland kam und seit 1998 in Praest lebt.
Rundum-Betreuung für die Landsmänner
Hier betreibt er seit drei Jahren an der Burgstraße den ASF Service, einen polnischen Finanzservice. In der Anfangszeit vermittelte der gelernte Versicherungsfachmann Versicherungen aller Art an seine Landsmänner und -frauen. „Schon damals bei der Gründung war mir aber klar, dass es dabei nicht bleiben wird“, so der 43-jährige Familienvater.
Schnell stellte sich nämlich heraus, dass die Polen, die zu ihm kommen, mehr benötigen als nur eine Versicherung. Jendrysik hilft bei der Wohnungssuche, kümmert sich gar um die Einschulung polnischer Kinder, fungiert als Dolmetscher und vermittelt auch Kontakte zu Rechtsanwälten. Ach ja, und die ein oder andere Versicherung schließt er natürlich auch ab.
Seine Kundschaft zieht sich über den kompletten Niederrhein. Was Jendrysik bietet, ist nahezu einzigartig in der Region. Und ein gutes Geschäft; solange die Polen kein Deutsch sprechen. Aber auch darüber hinaus. So bietet Jendrysik mittlerweile auch Deutsch-Kurse an. Und das nicht nur für Polen. „Diese sind nämlich wieder auf dem Rückzug“, so der Praester.
2000 bis 3000 Polen? „Glaub’ ich nicht“
Denn seine Landsmänner arbeiten längst nicht mehr für die niedrigen Löhne aus den Anfangszeiten. Das machen nun andere, weiß Jendrysik. So kommen nun auch immer mehr Zeitarbeiter aus Ungarn und der Slowakei in sein Büro. Die Sprachen selbst spricht der Geschäftsmann nicht. Doch er hat Mitarbeiter, die verschiedene Sprachen beherrschen.
Dass es in der Hansestadt ein Problem mit den polnischen Zeitarbeitern gibt, sieht Jendrysik nicht. „Ich glaube nicht, dass tatsächlich so viele Polen hier unangemeldet leben“. Dass es Landsmänner gibt, die für einige Wochen zum Arbeiten und Leben hierher kommen, schließt er nicht aus. „Doch diese dazu zu bewegen, sich hier anzumelden, halte ich für sehr schwer“, so Jendrysik. Ihn oder Ärzte als Multiplikatoren zu nutzen und die Gäste dazu zu bewegen, sich anzumelden, würde nichts nützen. „Bei uns sind ja längst die, die vorhaben, hier richtig Fuß zu fassen.“
Eine Patentlösung in punkto Polen hat er selbst daher auch nicht parat.