Emmerich/Rees. Eine Emmericherin hat sich an Tresor und Bankkonto eines Kinderheims bedient. Wie viel Geld dem Waisenhaus nun fehlen soll.
Neun Monate Gefängnis. Als die Vertretung der Staatsanwaltschaft diese Strafe fordert, reißt die Angeklagte ihre Augen auf. Kopfschüttelnd schlägt sie die Hände vor den Mund. „Ich habe doch niemandem Böses gewollt“, bringt sie unter Tränen hervor. Der Strafbefehl sagt etwas anderes.
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Im November vergangenen Jahres soll die 37-jährige Erzieherin die Jugendgruppe eines Kinderheims betreut haben. Kurz nach ihrer Anstellung erhielt sie den Code zum Tresor, um die Finanzen der Jugendlichen zu verwalten. Mit der zugehörigen EC-Karte habe sich die Emmericherin auf den Weg zu einer Bank in Rees gemacht, um 400 Euro für die eigene Tasche abzuheben.
Kinderheim fehlen 2700 Euro
„Seit sie ihren Job bei uns antrat, verschwand plötzlich Geld“, überlegt der Geschäftsführer des Waisenhauses. Insgesamt sollen es sogar 2700 Euro sein, die der Institution nun fehlen. Als immer wieder Bargeld abhanden kam, sei er erst im Dunkeln getappt. Ein großes „Wirrwarr“ habe begonnen. „Erst wurde gestohlen, dann lagen plötzlich Scheine unter Möbeln oder hinter Computern.“ Es schien, als borge sich jemand Geld aus der Stiftungskasse.
Bares, das für die Kinder vorgesehen war. Neue Kleidung, Schulmaterialien und Verpflegung. Als dann noch Geld vom Bankkonto gestohlen wurde, lief das Fass über. Der Geschäftsleiter suchte den Schuldigen. Sowohl in großer Runde als auch im Einzelgespräch habe die 37-Jährige geleugnet, die 400 Euro abgehoben zu haben. Und ging noch weiter: Sie soll versucht haben, den Verdacht auf eine Kollegin zu lenken. Ohne Erfolg. Kameraaufzeichnungen des Bankautomaten überführten sie.
Zweifache Mutter mit großem Schuldenberg
„Bei uns arbeitet man mit Vertrauen“, so der Zeuge. Dass jemand von einem Waisenheim stiehlt, habe er sich bis zur Begegnung mit der Angeklagten nicht ausmalen können. Im Gerichtssaal zeigte sich die geständiger als aus der Zeugenaussage hervorgeht. „Ja, ich habe das definitiv getan“, machte sie kurzen Prozess.
10.000 Euro Schulden habe die zweifache Mutter innerhalb eines Jahres angehäuft. Unter anderem mit diversen Handyverträgen. Es sei ihr wichtig, sich selbst um die Abarbeitung dieser zu kümmern. „Nur damals hatte ich Schulgelder für meine Kinder im Nacken und habe aus dem Affekt geklaut.“ Jener scheint sie in der Vergangenheit öfter überkommen zu haben.
Angeklagte war keine Unbekannte
„Es ist nicht abzusehen, dass sich ihr Verhalten ändert“
Achtmal vorbestraft wegen Betruges, Urkundenfälschung sowie Diebstahl, befand sich die Angeklagte während ihrer neusten Tat auf Bewährung. Ein Umstand, der sich nicht strafmildernd auswirkt. Obendrein komme sie, so der Bericht der Bewährungshelferin, weder Auflagen noch Terminen nach. Sie werde „als manipulativ wahrgenommen.“
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Für ein Urteil zählte die Sozialprognose. Weil die 37-Jährige schnell rückfällig werde und eine Bewährungsstrafe bisher nicht als Abschreckung diente, forderte die Vertretung der Staatsanwaltschaft eine neunmonatige Haftstrafe: „Es ist nicht abzusehen, dass sich ihr Verhalten ändert.“ Die Richterin hingegen wagte einen positiven Ausblick.
Weitere Bewährungsstrafe
Die Erzieherin betreut aktuell in einer anderen Stadt die Mädchengruppe einer anderen Institution und zahlt in monatlichen Raten ihren Schuldenberg ab. Außerdem habe sie sich geständiger gezeigt, als durch Zeugen- sowie Bewährungsbericht erwartet. Wohlwollend fiel der Hammer: vier Monate Freiheitsstrafe, ausgesetzt zur dreijährigen Bewährung.