Emmerich. Urlaub eigenmächtig um einen Tag gekürzt, die Rückfahrt von Antwerpen hätte 17 Stunden gedauert. Emmericher schildern kurioses Bahnerlebnis.
Ob sie jemals wieder mit der Deutschen Bahn in den Urlaub fahren möchte? Unter diesen Umständen sicher nicht. Die 71-jährige Emmericherin erlebte im November mit ihrem 79-jährigen Mann eine Bahnfahrt in den Kurzurlaub, die sie wohl ihr Leben lang nicht vergessen wird.
Abenteuer Bahnfahren
Das Ehepaar aus Emmerich, das namentlich nicht genannt werden möchte, wollte vom 4. bis 10. November mit dem Zug von Emmerich nach Antwerpen fahren, um ein paar schöne Tage in der belgischen Hafenstadt zu verbringen. Die Fahrkarten kaufte die 71-Jährige über die App der Deutschen Bahn. Dass die Strecke zwischen Emmerich und Arnheim im November gesperrt ist, sagte ihr die App nicht. Vorsicht Ironie – damit fing die Reise schon mal gut an: „Die Deutsche Bahn verkauft Tickets, ohne an den Kunden zu denken oder auf Schwierigkeiten hinzuweisen“, ärgert sich die 71-Jährige. Um nicht mit dem Bus fahren zu müssen, fuhr ein Freund sie mit dem Auto nach Arnheim und von dort ging es mit dem Zug nach Roosendaal und Antwerpen.
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Die Rückfahrt sollte dann am 10. November um 11 Uhr erfolgen. Um 15.04 Uhr wäre man laut Fahrplan wieder in Emmerich angekommen. Doch die Bahn tat ihr Bestes, um das Ehepaar völlig zu verwirren. Was in Antwerpen geschah, war abenteuerlich.
Vier Stunden am Bahnhof in der Nacht warten?
Ein paar Tage später erhielt das Ehepaar aus Emmerich eine kuriose Mail von der Bahn: Fahrplanänderung! „Die haben unseren Urlaub eigenmächtig um einen Tag verkürzt. Die Rückfahrt sollte schon am 9. November um 22.47 Uhr sein“, erzählt die 71-Jährige, deren Mann an Parkinson leidet. „Die Reiseroute, die uns die Deutsche Bahn dann vorgeschlagen hat, hätte 17 Stunden gedauert“, sagt die 71-Jährige. „Wohlgemerkt: Mein Mann ist schwerbehindert, und das ist auch bei der Deutschen Bahn hinterlegt.“ Eine Antwort auf die Frage, ob man sich bei der DB vertan habe, da die Rückfahrt ja für den 10. November gebucht war, habe sie bis heute nicht erhalten.
17 Stunden Fahrzeit von Antwerpen nach Emmerich: Wie schafft man das? Das Ehepaar erzählt: Die Reise hätte am 9. November um 22.47 Uhr in Antwerpen beginnen sollen. Um 23.48 Uhr wäre man in der belgischen Universitätsstadt Leuven angekommen und nach einer Stunde Wartezeit wäre es um 0.58 Uhr mit dem Bus weiter nach Lüttich-Guillemins gegangen. Dort wäre man laut Fahrplan um 2.48 Uhr angekommen. In der Nacht hätten die Pensionäre dann über vier Stunden auf den RE18917 nach Maastricht warten müssen. Um 7.08 Uhr wäre es dann weiter gegangen. Der Bahnhof in Lüttich ist zwar schön, aber vier Stunden in der Nacht warten ist dann doch zu viel des Guten.
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Drei Minuten Umsteigezeit in Roosendaal
In Maastricht hätten sie die Fahrt nach Roermond fortgesetzt, Ankunft: 8.56 Uhr. In Roermond wären sie erneut umgestiegen, um einen Zug nach Nimwegen zu nehmen. Der Plan weist 10.22 Uhr aus. In Nimwegen: 30 Minuten warten. Dann ein neuer Zug in Richtung Lage Zwaluwe (ein Städtchen bei Breda!), hier wären sie um 12.34 Uhr angekommen. Von Lage Zwaluwe sieht die vorgeschlagene Route eine Fahrt nach Roosendaal vor, Ankunft: 12.54 Uhr. In Roosendaal gibt es für das ältere Ehepaar drei Minuten Umsteigezeit, um in den Zug Richtung Arnheim einzusteigen, Ankunft: 14.37 Uhr.
Von Arnheim Centraal wäre es dann um 15.07 Uhr mit dem Bus nach Emmerich gegangen: Ankunft, 10. November, um 15.54 Uhr. 17 Stunden Odyssee durch Nordwest-Europa wären dann vorbei gewesen. Was die Deutsche Bahn bei ihrer Fahrplanänderung per Mail zum Schluss allerdings vergessen hatte: „Wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise“ zu wünschen.
In Belgien wusste man Rat
Natürlich folgte das Ehepaar aus Emmerich nicht dieser verrückten Reiseempfehlung. Die 71-Jährige ging zum Bahnhof in Antwerpen und fragte eine nette Belgierin, wie sie am schnellsten nach Emmerich komme. Die schaute in den Computer und druckte ein Flexticket aus: Antwerpen-Breda-Arnheim. Dann mit dem Bus nach Emmerich. Fahrzeit: gut vier Stunden. „Jetzt musste ich nur noch das Flexticket für 50 Euro kaufen“, erzählt die Emmericherin.
Mit der Deutschen Bahn, mit der sie oft in den Urlaub fährt, hat sie vorerst abgeschlossen: „Die Art und Weise, wie da reagiert wird, macht einen sprachlos. Das ist nicht nur stillos, das ist Unfähigkeit.“ Sie hat der Bahn von Antwerpen aus ein Mail geschrieben, ob man sich nicht vertan habe. Bis heute hat sie keine Antwort darauf erhalten.
Die NRZ hakte am Dienstag um 15.38 Uhr bei der Pressestelle der Deutschen Bahn nach und fragte unter Vorlage von Reiseplan und Auftragsnummer nach, warum so eine kuriose Streckenführung empfohlen wurde. Nach einer Nachfrage seitens der Bahn am Mittwoch, kam bislang keine weitere Antwort.