Emmerich. Können Schnäppchenjäger in Emmerichs City an Black Friday mit Rabatten rechnen? Viele Händler sind sich einig - und erklären ihre Entscheidung.

Knallgelbe Rabattschilder, Countdowns auf Internetseiten und vermeintlich schwarze statt rote Zahlen für Einzelhändler. Wer mit dem Kauf eines neuen Produkts spielte, kam in den letzten Wochen wohl immer wieder zum selben Schluss: „Ich warte bis Black Friday.“ Auch wenn das Warten an diesem Freitag ein Ende hat, erwartet die Besucher in der Emmericher Innenstadt aus gutem Grund keine beutereiche Schnäppchenjagd. 

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Rabatt-Würfeln erwies sich als Fehlschlag

Miriam Tiemer vom Tafelhaus hat letztes Jahr beim Black Friday mitgemacht.
Miriam Tiemer vom Tafelhaus hat letztes Jahr beim Black Friday mitgemacht. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Bevor der Scanner über das Produkt streift, hält Miriam Tiemer vom Tafelhaus ihrer Kundschaft einen Würfelbecher hin. Je höher die Augenzahl, desto größer der Rabatt. Manche zeigen sich verwundert, andere machen gar nicht erst mit. Wer letztes Jahr zu Black Friday in den inhabergeführten Laden schneite, kam nicht wegen etwaiger Preissenkungen.

„Es war nicht lukrativ. Die Produkte hätten sie so oder so gekauft“, überlegt Tiemer. So lockte die Aktion trotz Plakaten keine neue Kundschaft. „Hier kämpft man ohnehin um sein Überleben“, sagt sie. Starke Rabatte, die mit den Angeboten großer Konzerne und Onlineseiten mithalten, könne sich ein lokaler Laden nicht leisten. Es gibt jedoch auch Maschen großer Konzerne, um den Gewinn trotz Sale-Schildern hochzuhalten.

Black Friday sei mehr Schein als Sein

Was, wenn Preise vier Wochen vor Black Friday erhöht und dann am besagten Tag auf ihren regulären Wert gesetzt werden? Rein rechtlich darf sich das Rabatt nennen. Moralisch hält Benedikt Reichmann, Inhaber von Alexander Herrenmoden, nichts davon. Und auch logistisch wäre es für einen Einzelhändler kaum lohnenswert. „Online reichen fünf Klicks, um das umzusetzen“, erklärt er. Der Geschäftsführer und seine Mitarbeiter müssten hingegen mehr als 22.000 Artikel per Hand neu etikettieren.

Ohnehin sei das Geschäft mit dem einen Freitag im November mehr Schein als Sein. „Im Endeffekt bleibt der Umsatz gleich, egal, ob man mitmacht oder nicht.“ Denn: Wer Black-Friday-Angebote verspricht, zählt sowohl zwei Wochen davor als auch danach weniger Kundschaft. Schließlich wartet diese auf den angekündigten Tag. Ist der vorbei, bleibe ein flaues Gefühl zurück.

Kunden kaufen, was sie nicht wollen

„Wer später in den Laden kommt, muss dann plötzlich wieder mehr zahlen? Das ist nicht fair“, überlegt Reichmann. Alexander Herrenmoden setze anders als große Onlineseiten zu 95 Prozent auf Stammkundschaft. Niemand, der früher oder später als am Black Friday einkauft, solle dafür bestraft werden. Gute Ware zu „Dumping-Preisen“ aus dem Fenster schmeißen, rentiere sich ebenfalls nicht. Kein Wunder, dass viele große Marken am kommenden Freitag übriggebliebene Ware aus der letzten Saison als Schnäppchen verkaufen.

Vodafone in Emmerich hat Angebote

Ein Laden, der zu Black Friday mit Preisvorteilen lockt, ist der Vodafone-Shop. Dabei ist auch der inhabergeführt. „Die Rabatte kommen aber von dem Anbieter selbst“, erklärt Besitzer Nihat Celikcel. Digitale Uhren, Zubehör und Produkte von Samsung sowie Apple sind bis zum 4. Dezember reduziert. Vor Ort, bei einem lokalen Betreiber, kaufen sei eine bessere Alternative als online.

„Konsumgeschacher“, nennt Sebastian Wessels, Inhaber des LadenLokal.Shops, den Black Friday. Internetseiten setzen Kunden unter Druck, genau am besagten Tag zuzuschlagen und gegebenenfalls Sachen zu kaufen, die sie nicht wirklich wollen. „Dann ist beispielsweise nur das Produkt in Gelb reduziert, also kauft man es unter Stress in der Farbe, die man langfristig nicht möchte“, so der Geschäftsmann.

Leere Taschen trotz leerer Regale

Sebastian Wessels hat seine Spielwarenläden im ganzen Kreis Kleve.
Sebastian Wessels hat seine Spielwarenläden im ganzen Kreis Kleve. © NRZ | Anke Gellert-Helpenstein

Abstriche beim Einkaufserlebnis summieren sich. Und auch die Händler machen kaum Gewinn. So wird zwar viel verkauft, durch die niedrigen Preise kommt jedoch nichts bei ihnen an. „Hauptsache Umsatz. Sozialer und gesellschaftlicher Mehrwert verschwinden“, kritisiert Wessels. Es zähle nur Kaufen und Verkaufen, unnötiger Konsum. Zur Not greifen manche Händler eben auf „billigen Ramsch“ zurück, der an diesem Tag zu absurden Preisen in den Laden lockt. Fairer Wettbewerb sehe anders aus.

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„Zick-Zack-Preise“ sind die Verkaufsstrategie vieler Online-Giganten. Dass bei Tiefpreisen viele im Internet bestellen, kann Wessels verstehen. Zeitgleich sei es ihm wichtiger, konstante Preise zu bieten. Er bewege sich immer im Mittelfeld von Herstellerempfehlung und digitalem Angebot. Erstere setzt meist hohe Preisempfehlungen. Und da kommt der Trick, der viele Konsumenten an Black Friday hinters Licht führt.

Billige Preise, noch billigere Tricks

So sei es bei der freitäglichen Schnäppchenjagd wichtig, auf den Preisvergleich zu achten. Verspricht ein Geschäft beispielsweise 20 Prozent, dann muss sich das nicht auf den bisherigen Warenwert beziehen. „Es gibt immer eine Abweichung von der hohen Herstellerempfehlung, bei mir sind es regulär 40 Prozent. Mit sowas werben manche dann an Black Friday plötzlich.“ So wandert über die Verkaufsvitrinen meist nur heiße Luft in vielen Tüten.