Emmerich. Die NRZ hörte sich in Emmerich um, wie das bisherige Weihnachtsgeschäft gelaufen ist. Einige Aussagen der Händler lassen aufhorchen.

Mit pudrigem Schnee und blinkenden Lichterketten erzählen viele der Ladenfenster weihnachtliche Geschichten. Die Gassen um sie herum sind von leuchtenden Girlanden durchzogen. Einzelhändler in der Emmericher Innenstadt leben zu großen Teilen vom Weihnachtsgeschäft. Mit dem verstrichenem vierten Advent sollte das eigentlich auf Hochtouren laufen. Doch wieviel sind die Kunden angesichts drohender Energiekrise und Inflation überhaupt zu schenken bereit? Die NRZ hat sich bei lokalen Einzelhändlern in Emmerich umgehört.

Ringfoto Plevier merkt deutlichen Unterschied

Im Schaufenster von Ringfoto Plevier auf der Kaßstraße prangt, was sich dieses Jahr am besten verkauft: Fotos und Portraits. „Kissen oder Tassen mit eigenem Druck sind sehr gefragt“, erklärt Verkäufer Wojciech Walczak. Das Interesse seitens der Kunden liege auf kleinen, aber persönlichen Geschenken. Teurere Anschaffungen wie digitale Kameras gingen aktuell kaum über den Tresen. „Das ist nicht mit den Vorjahren zu vergleichen. Man merkt, dass wegen der Umstände die Kaufkraft fehlt“, bedauert Walczak. Er habe Verständnis für das Sparverhalten, hoffe aber, dass sich die Lage in den nächsten Jahren wieder verbessert. Zahlen zu erreichen, die an die Umsätze von 2019 herankommen, sei aktuell noch utopisch: „Der Einzelhandel muss wirklich über jeden Kunden glücklich sein.“

Uhren sind bei Juwelier Kreutz sehr gefragt

Juwelier Ulrich Kreutz hat den Trend beobachtet, dass immer später im Advent die Weihnachtsgeschenke gekauft werden.
Juwelier Ulrich Kreutz hat den Trend beobachtet, dass immer später im Advent die Weihnachtsgeschenke gekauft werden. © FUNKE Foto Services | Thorsten Lindekamp

Diese Ansicht teilt auch Geschäftsnachbar Kreutz. Der Juwelier auf der Kaßstraße zählt zwar weniger Kunden, jedoch kein zurückgegangenes Ausgabeverhalten. „Wenn sie hier sind, dann kaufen sie auch soviel wie in den Vorjahren. Es finden eben nur weniger ihren Weg hierher“, erklärt Inhaber Ulrich Kreutz. Der gibt sich trotz der quantitativ weniger gewordenen Kundschaft optimistisch. So habe er in den Vorjahren ein immer kurzfristigeres Kaufen beobachtet. Wer früher schon Anfang Dezember Weihnachtsgeschenke besorgte, lasse sich nun Zeit bis zum vierten Advent: „Deshalb kann auch an den Tagen unmittelbar vor dem Fest noch einiges kommen.“ Besonders Uhren seien diese Weihnachten beliebt, Schmuck ohnehin immer ein schönes Geschenk.

Emmericher Tafelhaus spürt deutlichen Rückgang von Kunden

Miriam Tiemer vom Tafelhaus Emmerich bemängelt, dass es kaum Parkplätze in der Innenstadt geben würde. Diese Beschwerde höre sie oft von den Kunden.
Miriam Tiemer vom Tafelhaus Emmerich bemängelt, dass es kaum Parkplätze in der Innenstadt geben würde. Diese Beschwerde höre sie oft von den Kunden. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Miriam Tiemer, Inhaberin des Emmericher Tafelhauses, steht allein im Laden. Ihr Personal habe die letzten Tage zuhause bleiben können. Zu wenig Käufer gibt es zu betreuen. „So kurz vor Weihnachten wären wir hier eigentlich immer zu dritt und am Dauereinpacken“, erklärt Tiemer. Dieses Jahr sei die Kundschaft jedoch gravierend zurückgegangen. Dabei bietet das Tafelhaus einen bunten Mix aus Geschenkartikeln und Haushaltswaren – ideal für Präsente allerart.

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„Ich liebe meinen Job, aber das habe ich in 28 Jahren Einzelhandel noch nicht erlebt“, bedauert Tiemer. So lief das Weihnachtsgeschäft sogar während der Pandemie besser. Die Angst vor einer Energiekrise könne ein Grund für den Umsatzrückgang sein. Zugleich spiele aber auch die Infrastruktur der Innenstadt eine entscheidende Rolle. „Mittlerweile beschwert sich fast jeder Kunde, dass es keine Parkplätze gibt, was wirklich ein riesiges Problem ist und die Leute von der Stadt fern hält“, kritisiert Tiemer.

Die Leute seien bereit zu kaufen, nur erledigen sie dies in ansprechenderen Innenstädten. Wo es neben Parkplätzen ein größeres Geschäftsangebot gebe: „Ich merke, dass hier kaum Leute bummeln. Umso dankbarer bin ich meinen Stammkunden“, so Tiemer.

Weihnachtskaffee von van Gülpen wird oft in der Kaffeegarage gekauft

Lars Hövelmann, Eigentümer der Kaffeegarage,  berichtet von einem konstanten Geschäft.
Lars Hövelmann, Eigentümer der Kaffeegarage, berichtet von einem konstanten Geschäft. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

In der Kaffeegarage auf der Mennonitenstraße läuft das Geschäft konstant. Kaffeemaschinen würden an Weihnachten nicht besonders mehr verkauft, so Inhaber Lars Hövelmann. Eine ganz bestimmte Spezialkreation landet jedoch sicher beim ein oder anderem unter dem Tannenbaum: „Sehr viele kaufen aktuell den neuen Weihnachtskaffee von van Gülpen. Scheinbar wird dieses Jahr viel Kaffee verschenkt.“