Rees. Experte stellte die Planungen für einen Kreisverkehr bei Lidl und eine gänzlich neue Radfahrerführung auf der Florastraße vor. Kommt Tempo 30?

Die Florastraße gehört zu den neuralgischen Verkehrsstrecken in der Reeser Innenstadt. Morgens sind viele Schülerinnen und Schüler gerne im Pulk auf dem Zweirichtungsradweg zum Westring und dort weiter zum Schulzentrum unterwegs. Im Knotenpunkt von Florastraße, der Straße Vor dem Delltor und Lidl-Zufahrt treffen zudem Busse, Supermarkt-Kunden und übriger Verkehr aufeinander.

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Wie ausführlich berichtet, plant die Stadt Rees angesichts dieser oft unübersichtlichen Gemengelage eine großangelegte Neuordnung des Verkehrs mit dem Bau eines Kreisverkehrs und einer veränderten Radfahrerführung. „Wir erhoffen uns davon verbesserte Verkehrsbeziehungen“, sagte Bauamtsleiterin Elke Strede nun im Ausschuss für Umwelt, Planung, Bau und Vergabe.

Florastraße/Vor dem Delltor in Rees
Mit dem geplanten Kreisverkehr soll ein optisch ansprechender Eingang zur Innenstadt entstehen. © NRZ | Niklas Preuten

Radfahrer auf der Fahrbahn

In der Sitzung präsentierte Lothar Bondzio vom Fachbüro Brilon Bondzio Weiser (BBW) detailliert die Vorplanungen, die einen Kreisverkehr mit einem Durchmesser von 32 Metern an der Florastraße/Vor dem Delltor vorsieht. Die Breite des Kreisrings soll acht Meter betragen – inklusive eines zwei Meter breiten Innenrings, der für Lkw überfahrbar ist. An allen Zu- und Einfahrten sind Fahrbahnteiler und Fußgängerüberwege geplant. Die umlaufenden Gehwege sind mindestens drei Meter breit. „An dieser Stelle bekommt man einen optisch ansprechenden Kreisverkehr hin, der einen schönen Eingang zur Innenstadt bilden kann“, stellte Lothar Bondzio fest.

Der Verkehrsexperte empfahl zudem eindringlich, die Fahrradfahrer auf der Fahrbahn im Mischverkehr zu führen. „Die allermeisten Kreisverkehre innerorts werden heutzutage so gebaut“, sagte Bondzio und verwies auf zahlreiche Studien, nach denen das Unfallrisiko um das Dreifache geringer ist, wenn Radfahrer auf der Straße fahren. „Glauben Sie mir: Radfahrer leben so sicherer als an Kreisverkehren, an denen sie außen herumgeführt werden“, so Bondzio. Das ist beispielsweise am nahen Kreisverkehr an der Empeler Straße/Weseler Straße der Fall.

Blick aus der Luft auf die Florastraße zwischen bestehendem Kreisverkehr und Westring.
Blick aus der Luft auf die Florastraße zwischen bestehendem Kreisverkehr und Westring. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Bestehender Radweg bringt Probleme mit sich

Er betonte, dass man den geplanten Kreisverkehr nicht isoliert, sondern zusammen mit der Radverkehrsführung auf der Florastraße zwischen dem bestehenden Kreisverkehr und dem Westring betrachten müsse. Diese soll sich verändern, weil der einseitige, in beiden Richtungen befahrbare Radweg zu schmal ist, keinen ausreichenden Sicherheitsabstand zur Fahrbahn bietet und viele Engstellen für Fußgänger schafft. „Insgesamt eine unschöne Situation“, kommentierte der Fachmann. „Der Radweg ist ein Kind seiner Zeit. Neu würde man ihn so nicht mehr bauen.“

„Der Radweg ist ein Kind seiner Zeit. Neu würde man ihn so nicht mehr bauen“

Lothar Bondzio
Verkehrsexperte vom Büro Brilon Bondzio Weiser

Die Verkehrsbelastung in der Spitzenstunde auf der Florastraße liegt bei circa 500 Kraftfahrzeugen, täglich sind dort maximal 5000 Fahrzeuge unterwegs. Genaue Zahlen für den Radverkehr liegen indes nicht vor. Angesichts dieser Statistik sind die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) eindeutig: 1,50 Meter breite Schutzstreifen auf der Fahrbahn plus 50 Zentimeter Abstand zu Längsparkern.

Zwei Ausbauvarianten auf dem Tisch

Zwei Varianten liegen für die Florastraße auf dem Tisch: Zum einen die – kostensparende – Einrichtung von nur einem Schutzstreifen an der Nordseite und die Nutzung des bestehenden Radweges an der Südseite. Zum anderen zwei Schutzstreifen auf der Fahrbahn, was einen Teilrückbau des Hochbords an der Südseite zur Folge hätte und den Gehweg wesentlich verbreitern würde.

So sieht nach derzeitigem Stand die Vollausbau-Variante aus.
So sieht nach derzeitigem Stand die Vollausbau-Variante aus. © BBW | Stadt Rees

Diesen Vollausbau empfiehlt die Reeser Stadtverwaltung, doch der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Friedmann hielt die Lösung mit den Schutzstreifen auf der Fahrbahn angesichts des „unheimlichen Schülerradverkehrs“ für „sehr unglücklich“. Markus Maas (CDU) zeigte sich dagegen von den Plänen sehr angetan. Bereits zuvor hatte Lothar Bondzio angemerkt, dass man an die Schulen gehen müsse, um über die neue Radverkehrsführung zu informieren.

Diskussion um Tempo 30 auf der Florastraße

Mehr Sicherheit für die Radfahrer würde nachweislich auch Tempo 30 auf der Florastraße bringen. Auf Nachfrage von Dennis Gollasch (Grüne) äußerte sich Bürgermeister Sebastian Hense deutlich dazu: „Unser Ziel ist, dass Tempo 30 dorthin kommt. Wir sind nicht die Behörde, die das entscheidet, werden uns aber beim Kreis Kleve dafür einsetzen.“

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Schlussendlich vertagte der Ausschuss eine Entscheidung über den Bau des Kreisverkehrs sowie die Umplanungen für die Radfahrerführung auf die nächste Sitzung am 5. Dezember. Bauamtsleiterin Elke Strede hatte diesen Zeitplan bereits anfangs in den Raum gestellt. „Wir wollen Sie nicht drängen, weil wir wissen, dass der Radverkehr in Rees ein sensibles Thema ist“, sagte sie zu den Politikern.