Rees. Viele Immobilien in Rees haben Wärmepumpen. Taugen Elektrogeräte als Alternative zu Öl und Gas? Das sagen Mieter und Eigentümer.
Das Haus der Familie Lachowicz hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Es ist über 100 Jahre alt und soll zur Kaiserzeit dem gefürchteten Landgendarmen von Rees gehört haben. Nach einer umfangreichen Kernsanierung ist davon aber nicht mehr viel zu erkennen. Im Gegenteil: Techniklehrer Matthäus Lachowicz hat sein Haus auf den modernsten Standard gehoben. Mit Photovoltaikanlage sowie Erdwärmeheizung läuft das Gebäude mittlerweile „zu 99 Prozent autark.“
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Der Strom der PV-Anlage betreibt Wärmepumpe, Elektroauto, Fußbodenheizung. Überschüsse speichern sich in Batterien. Und sogar der Wand: „Ein guter Speicher für die Wärme, diese wird dann kontinuierlich wieder abgegeben.“ Im Sommer dagegen wird auch von allen Seiten gekühlt. „Wir sind rundum zufrieden und haben auch sehr gute Effizienzwerte, weiter über Durchschnitt.“ Familie Lachowicz hat jedoch nicht als einzige in Rees auf Wärmepumpen gesetzt. Zur bundesweiten Woche der Wärmepumpe teilen Besitzer ihre Erfahrungen.
Biermann stattete Kunden Besuch ab
Ulrich Biermann, Inhaber von Biermann Wärmepumpen und Brunnenbau, hat anlässlich der Aktionswoche über 1000 Kunden angeschrieben, ein paar davon, wie die Familie Lachowicz, sogar persönlich besucht. Mit ihren Erfahrungsberichten möchte er auf die Technik aufmerksam machen, die jeden was angeht. Herkömmliche Heizungsanlagen seien immerhin der größte Energieverbraucher im Haushalt. Wenn Wärmepumpen komplett auf der Basis Erneuerbarer Energien betrieben werden, erfolgt die Wärmeerzeugung CO₂-neutral und ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe.
Anmelden zum Infoabend
Am Montag, 4. November, sowie am darauffolgenden Dienstag, Donnerstag und Freitag informiert Biermann in seinen Geschäftsräumen ab 17.30 Uhr über den Bau sowie die Funktion von Erdwärme-Pumpenanlagen und auch den Zugriff auf vorhandene Fördertöpfe. Es wird um eine Anmeldung per Mail an biermann@biermann-rees.eu oder telefonisch 02851-92710 gebeten.
An der Ecke Fallstraße und Oberstadt befindet sich ein neu gebautes Mehrfamilienhaus mit sieben Wohneinheiten. Nach dem Abriss des alten Hauses wurden drei Erdsonden in der entstandenen Baulücke unter dem zukünftigen Gebäude gebohrt und das Objekt mit einer Erdwärmeheizung ausgestattet. „Ich bin ein kleiner Naturmensch und ich finde es wunderbar, dass hier nicht mit Erdgas oder Erdöl geheizt wird, sondern mit einer natürlichen Energieform“, erklärt Inge Wichmann, die mit ihrem Mann eine Wohnung im Dachgeschoss angemietet hat.
Frostbeulen bekommen warme Füße
„Mein Mann und ich haben uns vorher dafür interessiert, hätten aber nicht gedacht, dass das so toll ist.“ Sie lobt die energetische Bauweise des gesamten Hauses: „Ich bin schon älter und friere ständig, aber wenn wir die Haustüre hereinkommen, ist es schön warm. Das heißt, das Treppenhaus und sogar die Kellerersatzräume sind geheizt.“ Auch über die behagliche, gleichmäßige Wärme- und Kälteverteilung sowie die geringen Heizkosten freue sich die Rentnerin.
„Die Heizvariante aus erneuerbaren Energien und die damit verbundene Kostenersparnis, war mit ein Grund für uns, diese Wohnung zu mieten“, erläutert Inge Wichmann. Auch Theo Schoppmeier, ein weiterer Bewohner des Hauses, bestätigt die geringen Heiz- und Wartungskosten. Im Sommer wird die Erdwärmeheizung zum Kühlen verwendet. „Wir haben in unserer Wohnung maximal angenehme 26 Grad, auch wenn es draußen 35 Grad sind“, berichtet Inge Wichmann begeistert.
Kältefunktion schneidet gut ab
An der Ecke Gartenstraße/Vor dem Falltor befindet sich ein Mehrfamilienhaus mit drei Wohneinheiten. Das Gebäude wurde 2014 kernsaniert und bei dieser Gelegenheit mit einer Erdwärmeheizung sowie einer Dünnschichtfußbodenheizung ausgestattet. „Wir haben hier im Haus drei Mieter, die sind begeistert von der Heizung“, erklärt Jochen Bathe, Maschinenbauingenieur im Ruhestand, „die Fußbodenheizung sorgt für eine gute Wärmeverteilung, man hat immer warme Füße und das Kühlsystem ist der absolute Hammer.“ Die Kältefunktion wird laut Bathe geliebt: „Auch wenn es bei 35 Grad Außentemperatur innen schon mal 27 Grad warm wird, fühlt sich das doch sehr angenehm an.“
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Ein anderes Argument seien für ihn die geringen Wartungskosten: „Das ist für mich als Vermieter wichtig, dann brauche ich das auch nicht an die Mieter weiterzugeben.“ Seine erste Heizungsanlage mit Erdwärme hat Jochen Bathe bereits 1999 in Haldern in seinem Haus am Ginsterweg installieren lassen. Das Haus hat er mittlerweile verkauft. „Das habe ich gut verkauft bekommen, weil es mit Erdwärme ausgestattet ist. Vor 25 Jahren war es noch äußerst selten, dass jemand auf solche neuartigen und umweltschonenden Technologien gesetzt hat“, so Bathe, „und die Heizung läuft dort seit 25 Jahren ohne ein einziges Problem.“ Auch in Gebäuden mit bestehenden Heizkörpern, Fußbodenheizung und einer Kombination aus beidem, gebe es Lösungen, die Gas- und Ölheizungen gegen Wärmepumpen zu tauschen und den Aufwand im Gebäude möglichst gering zu halten.
Rundum verglastes Einfamilienhaus
Das letzte Haus des Zufriedenheit-Checks befindet sich noch im Rohbau, hier steht noch keine Wärmepumpe, die Sonden werden erst in den nächsten Wochen gebohrt. Es lässt sich aber schon erahnen, dass dieser fast rundum verglaste Kubus mal ein ganz außergewöhnliches Einfamilienhaus sein wird. Das Erdgeschoss mit Garagen, Technik- und Versorgungsräumen ist nicht verglast, die Fronten bestehen dort aus Sichtbeton. Bis auf die Bäder sind die Etagen offen mit Lufträumen zwischen den beiden Stockwerken gestaltet.
Rundum ist das Gebäude mit Spezialglas ausgestattet, das im Winter gut dämmt. Der G-Wert 0,24 des Fensters besagt, dass nur 24 Prozent der Sonnenenergie durchgelassen wird, normales Glas lässt 80 bis 90 Prozent der Wärme durch. Eine ausreichend dimensionierte Photovoltaik-Anlage sowie Deckenventilatoren zur optimalen Verteilung der Wärme und Kälte sollen die Energieeffizienz des Gebäudes abrunden. Selbstverständlich hat der Bauherr Jochen Bathe auch eine Erdwärmeanlage geplant. Seit 25 Jahren setzt er in seinen Häusern auf die umweltfreundliche und kostengünstige Heizvariante. „Barrierefrei, mit Fahrstuhl, technologisch und ökologisch alles drin und dran, was man sich vorstellen kann“, fasst er sein Bauvorhaben zusammen.