Emmerich. Die Zerstörung Emmerichs vor 80 Jahren wurde zum Jahrestag in einer Ausstellung dokumentiert. So viele Einwohner wurden noch im Mai 1945 gezählt.

In den Mittagsstunden des 7. Oktober 1944 zerstörten alliierte Bomberverbände die Stadt Emmerich fast vollständig. Dieser Tag jährt sich zum 80. Mal. Grund genug für den Emmericher Geschichtsverein, die Ausstellung „Die Zerstörung der Stadt Emmerich vor 80 Jahren“ zu präsentieren. Mit rund 40 Gästen eröffnete Herbert Kleipaß, der Vorsitzende des Emmericher Geschichtsvereins und ehrenamtlicher Museumsleiter, am Sonntag, 6. Oktober, die Ausstellung.

„Zur Eröffnung der Ausstellung erinnern wir an die dunkelste Stunde in der Geschichte unserer Stadt Emmerich am Rhein“, erklärte Kleipaß. „Am morgigen Montag ist es genau 80 Jahre her, dass in der Mittagszeit alliierte Bomberverbände diese Stadt in Schutt und Asche legten. Mit einem Zerstörungsgrad von 97 Prozent gehörte Emmerich mit Wesel zu den am stärksten zerstörten Städten hier in Deutschland.“

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Rund 40 Gäste kamen zur Ausstellung. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

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Im Mai 1945 nur noch 420 Bewohner

Laut dem Museumsleiter war das Schuttaufkommen pro Kopf der Bevölkerung höher als das in Dresden. „Diese Bilddokumentationen wollen an dieses schreckliche Ereignis erinnern“, so Herbert Kleipaß, „Emmerich hatte zum Ende des Krieges im Mai 1945 nur noch 420 Bewohner. Die aber nach dem Krieg wieder schnell anstieg, durch die Rückkehr der Menschen nach der Evakuierung.“

Er wies auf die drei Bücher und die DVD des Geschichtsvereins hin, mit denen das Thema mit Augenzeugenberichten dokumentiert wird. Das Buch „Zeitzeugen 1939 bis 1945“ von Clemens Reinders erschien vor wenigen Tagen und wird den Mitgliedern des Geschichtsvereins im November zugeschickt. „Der Geschichtsverein will mit dieser Ausstellung und den herausgegebenen Büchern dokumentieren, welche schwerwiegenden Folgen die totale Zerstörung hatte“, beendete Kleipaß seine Rede.

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Die Bilder zeigen bekannte Gebäude wie das Willibrord-Spital, Rathaus, Kirchen, Amtsgericht, Sozietät, Schulen oder die Schokoladenfabrik Lohmann. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Dem Erdboden gleich gemacht

Die Bilder zeigen bekannte Gebäude wie das Willibrord-Spital, Rathaus, Kirchen, Amtsgericht, Sozietät, Schulen oder die Schokoladenfabrik Lohmann; jeweils ein Foto vor dem Krieg, nach der Zerstörung und schließlich nach dem Wiederaufbau. Man sieht, wie komplette Straßenzüge bis auf einige Ruinen dem Erdboden gleichgemacht wurden.

„Man kann anhand der Bilder erkennen, dass da nicht nur Bausubstanz, sondern ganze Familiengeschichten zerstört worden sind. Ich glaube, das muss immer Erinnerung und Mahnung sein“

Peter Hinze
Bürgermeister Stadt Emmerich

Dass es bei dem Bombenhagel nicht nur um Bauwerke, sondern auch um menschliche Verluste ging, zeigten zahlreiche Protokolle zur Dokumentation von Leichenfunden sowie Kleiderkarten, mit denen zur Identifikation durch Stoffreste die Kleidung dokumentiert wurde. In den Vitrinen sind auch Gegenstände wie Geldbörsen, Schmuck oder Schlüssel zu sehen, die den Verstorben zugeordnet werden konnten.

Gedenkfeier am 7. Oktober in der St. Martini-Kirche

„Die Ausstellung ist wichtig und richtig“, meinte Bürgermeister Peter Hinze, „aber ich glaube, dass diese Ausstellung insbesondere wichtig ist, weil wir feststellen, dass wir zwar 80 Jahre in Frieden leben, aber die Welt noch lange nicht in Frieden lebt. Man kann anhand der Bilder erkennen, dass da nicht nur Bausubstanz, sondern ganze Familiengeschichten zerstört worden sind“, so Hinze. „Ich glaube, das muss immer Erinnerung und Mahnung sein.“   

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Die Ausstellung läuft noch bis zum 17. November. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

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Die Ausstellung läuft noch bis zum 17. November und kann während der regulären Öffnungszeiten des Museums – Sonntag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, jeweils von 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16.30 Uhr – besichtigt werden.

Die Gedenkfeier für die Opfer des 7. Oktober 1944 der Stadt Emmerich findet am Montag um 19.30 Uhr in der St. Martini-Kirche statt.