Emmerich. Vor 50 Jahren schloss die Schokoladen-Fabrik Lohmann am Standort Emmerich ihr Werk. Die MaMiNu-Tafel gibt es aber heute noch zu kaufen.
Es sind drei Silben, bei denen Schokoladenfreunde aus Emmerich bis heute einen wohligen Schauer spüren: Ma, Mi, Nu. Noch heute ragt die bekannte Lohmann-Schokolade aus dem Sortiment der Süßwarenabteilung heraus. Es ist die edle Aufmachung, die Verpackung mit den goldenen Buchstaben. Und der einzigartige Geschmack nach Mandeln, Milch und Nuss. Eben echt MaMiNu.
Seit 1852 in Emmerich
Seit 1852 hatte die Firma Neugebauer & Lohmann ihren Sitz in der Emmericher Innenstadt. Das Pan Kunstforum ist heute in einem Teil der Produktionshallen untergebracht. Vor 50 Jahren endete an dieser Stelle ein Stück Emmericher Firmengeschichte.
Ende der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts sorgten Absatzeinbußen für Liquiditätsprobleme. Lohmann, damals mit 360 Beschäftigten ein wichtiger Arbeitgeber in der Stadt, musste 1970 das Vergleichsverfahren beantragen. 1971 folgte dann das Aus am traditionsreichen Standort der Schoko-Dynastie.
Einblick in die Firmengeschichte
Die Historie der süßen Erfolgsgeschichte lässt sich jetzt auf dem Internetportal Rheinische Geschichte des Landschaftsverband Rheinland abrufen (Jürgens, Natalie Janine, Neugebaur & Lohmann – Ein Emmericher Familienunternehmen mit süßer Tradition, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/neugebaur--lohmann-%25E2%2580%2593-ein-emmericher-familienunternehmen-mit-suesser-tradition/DE-2086/lido/5d1b2a00aa53e2.17081116 (abgerufen am 02.02.2021)). Die Autorin Natalie Janine Jürgens gibt in dem Artikel Neugebaur & Lohmann – Ein Emmericher Familienunternehmen mit süßer Tradition einen Einblick in die Firmengeschichte, der fünftältesten Schokoladenfabrik Deutschlands, die von den Schwägern Georg Neugebauer und Hugo Lohmann gegründet wurde.
Fabrikgebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört
Dabei macht die Autorin allerdings auch klar, dass die Aktenlage schwierig ist, „denn von der bald 50 Jahren geschlossen Firma existiert kein Archiv mehr“. Eine der Hauptquellen neben Zeitungsartikeln ist eine von Sepp Hutt erstellte Chronik zum 100-jährigen Bestehen der Firma im Jahr 1952. Denn beim Bombenangriff auf Emmerich im Oktober 1944 wurde auch das Fabrikgebäude zerstört.
Ehemalige Lackmusfabrik übernommen
Dass Emmerich im Jahr 1852 Sitz des Unternehmens wurde, lag an einer strategischen Entscheidung der Gründer. Denn Neugebauer kam gebürtig aus Rotterdam und Lohmanns Wurzeln lagen im westfälischen Schwelm. Die Nähe zu den großen Seehäfen und deren Anbindung durch den Rhein waren ein großes Plus für den Standort Emmerich. Zudem musste keine neue Produktionsstätte gebaut werden, stattdessen wurde eine Lackmusfabrik übernommen.
Das Aus vor 50 Jahren bedeutete allerdings nicht das Ende von MaMiNu. Denn der Verkaufsschlager wurde zunächst für weitere 30 Jahre von der Firma Wissoll aus Mülheim an der Ruhr unter dem Namen Lohmann weiter vertrieben. Noch heute liegt die kultige Schokolade im Supermarkt. Mittlerweile wird sie von den Halloren Schokoladenwerken herausgegeben.
Frage zur Rezeptur
Immer wieder wird jedoch von alteingesessenen Emmerichern behauptet, der Geschmack habe sich verändert, seit die Schokolade nicht mehr am Unteren Niederrhein produziert wird. Die NRZ fragte daher bei den Halloren-Werken nach. „Nach einer kleinen intensiven Recherche kann ich ihnen sagen, dass die Rezeptur gleich geblieben ist“, erklärt dazu Michael Hohmann, Head of Productmanagement & Marketing.
„Natürlich gibt es manchmal Rohstoffe, die nicht mehr zur Verfügung stehen, allerdings sind diese dann immer durch hochwertigere Rohstoffe ersetzt worden. So dass man zusammenfassend sagen kann, dass die Rezeptur gleich geblieben ist und somit auch das Geschmackserlebnis.“
>>> Älteste Schokoladenfabrik Deutschlands
Die Halloren Schokoladenfabrik AG ist die älteste bis heute produzierende Schokoladenfabrik Deutschlands. Sie wurde 1804 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Halle an der Saale. Mehrheitseigner ist das US-amerikanische Investmentunternehmen Charlie Investors mit Sitz in Luxemburg.
Neben Lohmann-Schokolade gab es zudem noch eine weitere Verbindung zu Emmerich. Denn zwischenzeitlich hielt auch der Süßwarenhersteller Katjes Firmenanteile von der Halloren AG. Allerdings war die Beteiligung von Negativ-Schlagzeilen begleitet. Im Dezember 2018 wurde bekannt, dass Charlie Investors die Beteiligung von knapp elf Prozent von Katjes übernommen hatte.