Bienen. Die Firma Janssen Innenausbau aus Bienen feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Welche Aufträge besonders in Erinnerung geblieben sind.

Das Meisterstück von Johannes Janssen aus dem Jahr 1952 steht in der oberen Etage des Büros an der Kemnadenstraße in Bienen. Ein massiver und gleichzeitig filigran gestalteter Holzschrank, darin zum Beispiel alte Rechnungen und Lohnbücher aus den Jahren 1948 bis 1951, die verraten: Ein Tischlergeselle bekam damals rund 30 Mark Monatslohn. Geschichte wird hier greifbar. Und es ist eine lange Historie, auf die die Firma Janssen Innenausbau mittlerweile zurückblicken kann. Der Familienbetrieb feiert am Samstag, 28. September, ab 11 Uhr mit einem Tag der offenen Tür sein 100-jähriges Jubiläum.

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Von der Fallstraße nach Bienen

Johannes Janssen hatte die Tischlerei 1956 von seinem Vater Heinrich Janssen übernommen, der die ursprüngliche Bauschreinerei bereits am 25. Januar 1923 in der Fallstraße in Rees gegründet hatte. Später zog diese in die ehemalige Zigarrenfabrik Geschwinder am Kirchplatz und wurde im Bombenhagel auf Rees am 16. Februar 1945 wie viele andere Werkstätten zerstört.

Innenausbau Janssen in Bienen feiert demnächst 100-Jähriges Bestehen
Der Meisterbrief von Heinrich Janssen. © FUNKE Foto Services | Sabine Stein

Doch bereits eine Woche später meldete Firmengründer Heinrich Janssen eine provisorische Werkstatt auf der Tenne der Gast- und Landwirtschaft Aryus am Kirchplatz in Bienen in der Nähe des Wohnhauses der Familie offiziell an. Bienen sollte von nun an die Heimat des Betriebs bleiben, der zwischenzeitlich in die ehemalige Molkerei und 1949 dann an die heutige Stelle an der Kemnadenstraße zog.

Jubiläumsfeier

Zum Tag der offenen Tür am Samstag, 28. September, ab 11 Uhr auf dem Firmengelände an der Kemnadenstraße 8 in Rees-Bienen sind neben allen interessierten Besuchern auch die ehemaligen Janssen-Mitarbeiter eingeladen. Führungen durch den Betrieb sind geplant, die Produktion kleinerer Werkstücke wird gezeigt und die Gäste können sich historische Fotos aus der Firmengeschichte anschauen. Es gibt auch eine Hüpfburg, Gegrilltes und eine Verlosung

Ein echter Familienbetrieb

Dort lenken seit 1994 mit Richard und Hans-Heiner die beiden Söhne des 2009 verstorbenen Johannes Janssen die Geschicke des Familienbetriebs, der diesen Namen wahrlich verdient. Mit Richards Sohn Christoph, der Tischlermeister ist, arbeitet die vierte Generation bereits seit einigen Jahren mit. Und das Personalwesen und die Buchhaltung verantworten die Ehefrauen Marita und Julia Janssen. Insgesamt sind 15 Mitarbeitende, darunter vier Auszubildende, im Unternehmen beschäftigt.

„Der Zusammenhalt in einem Familienbetrieb ist viel größer“, stellt Richard Janssen fest. „Aber ehrlich gesagt kennen wir den Unterschied auch gar nicht.“ Das Brüderpaar ist in die Geschäftsführerrollen hereingewachsen, ihr Weg war vorgezeichnet. „Unser Herz hängt an der Firma“, sagt Hans-Heiner Janssen.

„Unser Herz hängt an der Firma“

Hans-Heiner Janssen
führt zusammen mit seinem Bruder Richard die Firma Janssen Innenausbau

Individuelle Möbel auf Maß

Die beiden Chefs fühlen sich der langen Geschichte verpflichtet und haben es dennoch nicht verpasst, ihren Familienbetrieb zu modernisieren und an die aktuellen Bedürfnisse des Möbelmarktes anzupassen. Heute produziert Janssen Innenausbau mit einem modernen Maschinenpark individuelle Möbel nach Maß für private und gewerbliche Kunden am Niederrhein und darüber hinaus. „Jeder hat seine eigenen Vorstellungen und vielleicht in den großen Möbelhäusern nicht das Passende gefunden“, sagt Hans-Heiner Janssen. Also entwickeln die Fachleute aus Bienen zusammen mit den Kunden zum Beispiel eine Küche, die gleichsam elegant wie praktikabel ist. „Auch ein behindertengerechter Aufbau ist kein Problem“, so Richard Janssen.

Janssen Innenausbau
Die Nachbarschaft der Firma Janssen Innenausbau aus Bienen hat diese beiden Strohpuppen mit den Namen Richard und Hans-Heiner zum Jubiläum aufgestellt. © Janssen Innenausbau

Der Ladenbau hat sich seit den 1990er Jahren zu einem weiteren wichtigen Standbein der Firma herausgebildet. Für die Kette „Wand und Boden“ baute Janssen nach dem Fall der Mauer in zahlreichen ostdeutschen Städten Theken, Tapetenboxen und mehr. Bei weiteren Großaufträgen wie für den DER-Hauptsitz in Frankfurt am Main, Melitta in Minden und Bertelsmann in Gütersloh produzierte das Unternehmen aus Bienen kilometerweise Schränke. Und Auslandserfahrung sammelten die Innenausbauexperten bei Arbeiten für die Galeries La Fayette in Paris.

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Das Geschäft läuft gut

Insgesamt laufe das Geschäft aktuell gut, stellen die Geschäftsführer fest. Nach einer kleinen Delle im ersten Corona-Lockdown 2020 habe sich die Nachfrage nach Möbeln schnell wieder stabilisiert. „Letztes Jahr herrschte dann bei vielen Verunsicherung wegen der steigenden Gaspreise. Mittlerweile gibt es aber wieder häufig Renovierungen, nur der Neubau fehlt“, fasst Hans-Heiner Janssen zusammen.

Er übt genauso wie sein Bruder den gemeinsamen Beruf mit Leidenschaft aus: „Möbel zu bauen ist etwas Kreatives.“ Dafür springt der bekennende Fan des FC Schalke 04 auch mal über seinen fußballerischen Schatten: Die Sitzbänke und Wandvertäfelungen auf der Stammtischebene im Signal Iduna Park des großen Rivalen Borussia Dortmund stammen nämlich aus dem Hause Janssen aus Bienen.