Dortmund. Maximilian Beier sollte Borussia Dortmund sofort helfen. Das ist noch nicht der Fall. Sein Trainer Nuri Sahin stärkt ihm den Rücken.
Maximilian Beier bekam den Ball auf der linken Angriffsseite und legte ihn sich auf den rechten Fuß. Ein Blick, ein Schlenzer in die lange Ecke, ein Tor.
Noch eine Szene: Da ließ Beier den Ball bewusst durch seine Beine kullern, weil er den besser positionierten Mitspieler in seinem eigenen Rücken spürte. „Guuuut Maxi!“, rief Nuri Sahin. Borussia Dortmunds Trainer mag clevere Spieler.
Und dann bewies Beier noch seinen Ehrgeiz. Er fiel unglücklich auf sein Gesäß. Autsch. Im nächsten Moment aber grätschte der 21-Jährige schon wieder munter über den grünen Rasen und zwar auch so intensiv in den Zweikämpfen, dass er einen Nachwuchsspieler heftig abräumte.
BVB: Keine Spielzeit für Maximilian Beier gegen VfB Stuttgart
All diese Beobachtungen beweisen, dass der BVB in diesem Sommer einen außergewöhnlichen Spieler verpflichtet hat. Einen Angreifer, der torgefährlich ist, ein feines Näschen für Räume auf dem Feld hat. Und der mit seiner Bodenständigkeit und seinem Willen im Ruhrgebiet gefragte wie geschätzte Attribute besitzt. Nur haben die Szenen einen Haken: Sie stammen nicht etwa aus einem Bundesliga- oder Champions-League-Spiel vor zehntausenden Zuschauern auf großer, womöglich gar internationaler Fußballbühne, sondern aus dem Spielersatztraining am Montag an der Adi-Preißler-Allee in Dortmund-Brackel, dem immerhin 50 Fans beiwohnen durften.
Maximilian Beier, 21, ist als ein Hoffnungsträger im August von der TSG Hoffenheim gewechselt, benötigt aber offensichtlich noch Zeit, um sich in Schwarz-Gelb zu akklimatisieren. Das 1:5-Debakel beim VfB Stuttgart am Sonntagabend erlebte Beier nur als Reservist. Nach 72 Minuten hätte Beier eingewechselt werden können, um beim Stand von 0:3 eine zugegeben unwahrscheinliche Aufholjagd starten zu können. Doch Trainer Sahin brachte Kapitän Emre Can. „Wir wollten das Zentrum schließen, weil wir dort überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel hatten“, begründete der 36-Jährige seine Entscheidung. „Das hat nichts mit Maxi zu tun.“
Einmal, beim 0:0 im Auswärtsspiel bei Werder Bremen, stand er in der Startelf. Sonst kam er lediglich zu Kurzeinsätzen. In Brügge (3:0) und in Stuttgart spielte er gar nicht. „Bei Maxi bin ich sehr entspannt“, hatte Sahin vor dem Stuttgart-Spiel gesagt. Es fehle ihm nicht viel. „Er ist immer noch ein junger Spieler, ohne dass ich ihn Watte packen muss. Maxi macht einen guten Eindruck, hat im Training viele gute Abschlüsse. Er wird für uns noch wichtig sein.“
BVB: Maximilian Beier hat seine Rolle noch nicht gefunden
Vor ein paar Wochen noch lobte Sahin Beier als intelligenten Spieler, der nicht viel Zeit benötige, um Dortmund zu helfen. Mit Hilfe Beiers sollte auch die Zeit überbrückt werden, in der Serhou Guirassy (28) noch nicht wieder bei vollen Kräften ist. Woran es derzeit aber liegt, dass Beier noch nicht die von ihm und vom Klub erhoffte Rolle einnimmt, ist schwer zu ergründen. Ins Detail nämlich ging Sahin in seinen Ausführungen bisher nicht. Im Zweier-Sturm stellte er Karim Adeyemi neben Guirassy auf. Auf dem Flügel, wo Beier ebenso spielen kann, überzeugte nur Jamie Gittens vollends. Da müsste es doch Platz für Beier geben, meint man. Ist der Sprung ins glitzernde Dortmund für den eher schüchtern auftretenden jungen Mann, der im beschaulichen Kraichgau zum Profi reifte, noch zu groß? Reine Spekulation.
Rund 30 Millionen Euro wird die Ablöse für Beier, Wunschspieler Nuri Sahins, am Ende betragen. Das ist eine stolze Summe. Nur sechs Spieler waren in der BVB-Geschichte teurerer: Sebastien Haller, Mats Hummels, Karim Adeyemi, Donyell Malen, André Schürrle und Felix Nmecha waren teurer. Beträge, die immer auch eine Bürde sind. Nmechas erste Saison in Dortmund etwa war eine zum Vergessen. Darauf, dass Beier, der in Hoffenheim mit 16 Toren in der vergangenen Saison überzeugte, einen ähnlichen Weg einschlägt, gibt es derzeit freilich keine Hinweise. Zufriedenstellen wird die Lage aber weder den Spieler noch den Klub. Beier muss sich schließlich über den BVB für die Nationalmannschaft empfehlen. Gegen Ungarn (5:0) und in den Niederlanden (2:2) kam er jüngst zu zwei Kurzeinsätzen, viel Zeit auf der Vereinsbank kann sich der Offensivspieler allerdings kaum leisten, wenn er mittelfristig zu Julian Nagelsmanns Kader gehören möchte.
Im Dortmunder Umfeld gibt es nach Beiers ersten Auftritten schon eine gewisse Ungeduld, von der Trainer Nuri Sahin allerdings nichts wissen möchte. „Wir haben Maxi nicht nur für die ersten Wochen verpflichtet, wir haben ihn für die nächsten Jahre verpflichtet, weil wir überzeugt von ihm sind“, meint Sahin. Maximilian Beier wird sich daran messen lassen müssen.
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