Rees. Am Morgen nach dem tragischen Unfall, bei dem eine Schülerin (14) am Bahnübergang von einem Zug erfasst und getötet wurde, gibt es weitere Infos.

Die Trauer in Millingen war groß, als am Montag klar wurde, was am frühen Morgen am Bahnübergang Hauptstraße/Anholter Straße Schreckliches passiert war. „Wir gehen inzwischen tatsächlich von einem tragischen Unglücksfall aus“, resümierte am Dienstag ein Polizeisprecher.

Wie berichtet war eine 14-jährige Schülerin von einem Fernzug erfasst worden, weil sie versucht hatte, trotz Rotlicht und geschlossener Schranke die Schienen zu überqueren. Zahlreiche Augenzeugen – darunter auch viele Schüler – erlitten einen Schock und mussten betreut werden. Auch jetzt noch können sich Betroffene, die Hilfe wünschen, an die Polizei und den Opferschutz wenden.

Rund 300 Passagiere des Fernzuges mussten lange warten

Rund 300 Passagiere in dem Nightjet mit Wagen der ÖBB blieben zunächst in dem am Unfall beteiligten Zug sitzen, der erst nach rund acht Stunden seine Fahrt in Richtung Amsterdam fortsetzten konnte.

Zugunglück in Rees Millingen
Zahlreiche Rettungskräfte eilten am frühen Montagmorgen nach Millingen. © NRZ | Guido Schulmann

Die Bahn hatte zudem einen Schienenersatzverkehr eingerichtet, da die Bahnstrecke zwischen Emmerich um Rees bis ungefähr 18.30 Uhr gesperrt blieb, erklärte die Polizei auf NRZ-Anfrage weiter. Der Bahnübergang an der Hauptstraße in Millingen sei für den Straßenverkehr um 13.30 Uhr wieder freigegeben worden, hieß es weiter.

Ein ähnlicher Unfall ereignete sich dort bereits im Jahr 2010

Am 22. Februar 2010 hatte es an derselben Stelle ebenfalls einen tödlichen Bahnunfall gegeben: Die Polizei ging damals davon aus, dass die getötete 41-jährige Frau aus Rees wegen ihrer Kopfhörer den herannahenden Zug nicht bemerkt hatte. Die Frau war als Joggerin aus Richtung Ortsmitte kommend in Richtung Bahngleise gelaufen. Das hatten Zeugen übereinstimmend ausgesagt. Dann hatte die Joggerin gegen 19.45 Uhr die Bahngleise bei bereits geschlossener Schranke überquert

„Offensichtlich hat sie den heran nahenden Zug nicht gehört, weil sie einen I-Pod mit sich führte und Kopfhörer und Mütze trug”, teilte Polizei-Pressesprecher Manfred Jacobi auf Nachfrage der NRZ mit. Auf dem Bahnkörper war die Frau dann von dem in Richtung Wesel fahrenden Zug erfasst und tödlich verletzt worden. Der 44 Jahre alte Zugführer erlitt einen Schock.

+++ So hatten wir bereits am Montag berichtet +++

Großes Entsetzen in dem kleinen Reeser Ort: Eine 14-jährige Schülerin ist bei einem Bahnunglück an der Hauptstraße in Rees-Millingen tödlich verletzt worden.

Wie die Polizei auf NRZ-Anfrage mitteilt, sei um 7.15 Uhr die Meldung eingegangen, wonach das Mädchen von einem Zug erfasst worden sei. Zur genannten Uhrzeit querte die Schülerin aus Rees bei Rotlicht zeigender Lichtsignalanlage und geschlossener Schranke den Bahnübergang von der Anholter Straße kommend in Richtung Hauptstraße. Das Mädchen, welches nach aktuellem Erkenntnisstand den Zug in Richtung Wesel erreichen wollte, wurde dabei von einem in Fahrtrichtung Emmerich fahrenden Zug erfasst und verstarb noch an der Unfallstelle.

Es habe sich bei dem Zug um einen Schnellzug (die Polizei spricht von einem ICE) gehandelt – auf Fotos ist ein Zug der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zu sehen. Dabei handelt es sich um den City Night Liner (auch Nightjet genannt), der planmäßig nicht in Millingen hält, sondern dort nur durchfährt.

Offenbar der IC von Zürich nach Amsterdam am Unglück beteiligt

Dieser IC 60402 sollte planmäßig am Sonntagabend um 19.35 Uhr in Zürich starten und Amsterdam Centraal am Montag um 9.15 Uhr erreichen. Um 6.41 Uhr war in Duisburg die Abfahrt in Richtung Rees und Emmerich vorgesehen, um 7.51 Uhr wäre Anheim Centraal der nächste Halt gewesen.

Zugunglück in Rees Millingen
Der Fernzug von Zürich nach Amsterdam steht nach dem Unglück in Millingen. Mit diesem Schnellzug war die Schülerin kollidiert. © NRZ | Guido Schulmann

Zum Unglückszeitpunkt waren in Millingen zwei Züge in beiden Richtungen unterwegs, bestätigte die Polizei. Der zweite Zug war der Regionalzug R19, der von Vias betrieben wird.

Opferschutz kümmert sich um Augenzeugen und Angehörige

Mehrere Passanten (darunter viele Schüler) und an den geschlossenen Schranken wartende Autofahrer hätten das Unglück mitansehen müssen, jedoch nicht mehr eingreifen können.

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Die Angehörigen des Mädchens sowie Zeugen des Unfalls werden aktuell durch den polizeilichen Opferschutz, den Opferschutz der Bundespolizei, das PSU-Team Niederrhein der Feuerwehr sowie zahlreiche Notfallseelsorger betreut.

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Der Zugverkehr auf der viel befahrenen Strecke zwischen Emmerich und Rees wurde zunächst eingestellt. „Verbindung fällt aus“ heißt es bei der Bahnauskunft auch für die am späten Vormittag vorgesehenen Fahrten.

Zugunglück in Rees Millingen
Auch die Polizei und die Feuerwehr waren am Unglücksort im Einsatz. © NRZ | Guido Schulmann

Autofahrern wurde geraten, die Unfallstelle weiträumig zu umfahren. Der Unglücksort wurde weiträumig im Ort abgeriegelt. Zahlreiche Einsatzkräfte waren im Einsatz. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.

Zugunglück in Rees Millingen
Auch der Notarzt konnte die Schülerin nicht mehr retten. © NRZ | Guido Schulmann

Die Ermittlungen zur genauen Unfallursache liefen den ganzen Vormittag über, auch am Nachmittag machte die Polizei noch keine Angaben über den Hergang des Unglücks. Ein Verkehrsunfallaufnahmeteams (VU-Team) war auch am späten Vormittag noch an der Unglücksstelle im Einsatz.

Die beiden Züge, die wegen des Unfalls in Millingen stoppten, wurden über Mittag von der Unfallstelle entfernt – die Bahnstrecke bleibt allerdings noch weiterhin gesperrt, so ein Polizeisprecher am Montagnachmittag.