Rees-Haldern. Beim Haldern Pop gab es einen Heiratsantrag auf der Hauptbühne. Mit Ständchen von Faber. Wer am Donnerstagabend noch überzeugte.
Doch noch gut voll geworden ist es beim Haldern Pop Festival, viele haben sich ihre Karten erst spät gekauft. Vielleicht wollten sie erst schauen, wie das Wetter wird. Und das war am Donnerstag wirklich perfekt. Schön sonnig, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Da machte es einfach Spaß mit einem kühlen Getränk in einer Runde zu stehen, zu quatschen und die Musik zu genießen. Diese war am ersten Tag häufiger noch etwas ruhiger, nicht so sehr zur Party-Eskalation geeignet. Man spürte, dass viele Lust haben. Das werden sie sicherlich mit dem Programm am Freitag nachholen können.
So sagten also viele noch Ja zum von der NRZ präsentierten Festival. Und ein besonderes Ja-Wort gab es nach dem Auftritt von Faber noch auf der Bühne. Jonas lockte seine Lena auf die Bühne und sie sagte tatsächlich Ja. Sicherlich der romantischste Moment des Festivals, der noch mit einem Ständchen von Faber und Bandkollegin vergoldet wurde.
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Faber setzte nicht auf Nostalgie und überzeugte trotzdem
Hauptattraktion am Donnerstag war eben jener Faber. Der Schweizer mit sizilianischen Wurzeln bedankte sich für den Mut der Festivalmacher, ihn für diese Rolle zu buchen. Denn der Sänger mit der phänomenalen, rauen Stimme setzte nicht auf Nostalgie-Momente. Er hätte die tanzbaren, frühen Hits spielen können und hätte damit gesichert viele erreicht. Aber er setzte auf die neue, gereifte Musik. Das Überzeugungsprojekt gelang im Verlauf des Konzertes immer besser. „Dass das mit euch funktioniert...“, freute sich der Rückkehrer.
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Vielleicht ahnte der bekennende Festival-Hasser Faber, dass er beim Haldern Pop, einem der wenigen Festivals, die er mag, so etwas wagen kann. Mit einem beeindruckendem alpinen Bühnenbild stellte sich die Band auf einem stufenartigen Holzpodest auf. Das sah schon toll aus. Und so hing das Publikum dem Geschichtenerzähler an den Lippen. Die Texte sind einfach packend. Alle wollen wissen, wie es mit „Julian“ und „Lisa“, dem Paar in einer Krise, weitergeht. Die Lieder wurden immer flotter, bis schließlich alle ekstatisch mittanzen konnten. Selbst sizilianische Balladen wurden am Ende gefeiert. Chapeau!
Berqs Lieder bleiben im Ohr
Mel D, die in Fabers Band schon auffiel, hatte im Niederrhein-Zelt auch ein Solo-Programm, wo ihre wirklich tolle Stimme schon auffiel. Selbst „Oops!... I Did it Again“ von Brittney Spears kam hier Haldern Pop-tauglich gut rüber. Auch Dino Brandão und Gina Éte, die zuvor solo auftraten, bereicherten Fabers Band.
Die Erwartungen erfüllt hat auch Berq. Diese Lieder bleiben im Ohr. Der junge Künstler aus Berlin macht vor, wie moderne Pop-Musik anspruchsvoll geschrieben funktionieren kann. Natürlich lebt er von seiner besonderen Stimme, die man sofort wiedererkennt. Die Balladen berühren tief, kommt der Beat hinein, ist es auch mal tanzbar.
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Tanzchoreo bei Yard Act war ansteckend
Da bebte der Boden im Spiegelzelt: Der Elektro-Punk der Schweizer Crème Solaire kam mit satten Bässen daher. Mit einem Schlag waren die Zuhörer wach. Die schillernde Powerfrau Rebecca Solari zog das Publikum mit ihrer energiegeladenen Bühnenpräsenz in ihren Bann. Für die Musik dazu war allein Pascal Stoll zuständig mit technikbeladenem Keyboard und Co. sowie an der E-Gitarre. Nach dem eher ruhigen Programm vorher im Ortskern, kamen die Besucher hier in Bewegung. Kam genau richtig.
Auf der Hauptbühne rockten Yard Act ordentlich ab. Very british! Da die Musik viel Sprechgesang vorhält, verriet der Akzent sehr deutlich die Herkunft. Das Publikum konnte hier jedenfalls gut mitgehen in der sehr angenehmen Nachmittagssonne. Besonders als die beiden Background-Sängerinnen nach vorne kamen um eine flotte Tanzchoreo darzubieten, wodurch sich viele animiert fühlten. Das machte richtig Laune.
Ausfälle brachten Big Special auf die Hauptbühne
Übrigens waren mit Endless Wellness und Lola Young zwei Acts ausgefallen, was den Zeitplan nochmal veränderte. Big Special wurden so auf die Hauptbühne gespült, wo sie als letzte Band nochmal ordentlich Gas gaben.
Bei dieser rockigen, kraftvollen Version von The Streets ist instrumental nur Callum Moloney auf der Bühne zu sehen, der das Publikum fast wie ein Kirmeskarussell-Betreiber animiert. Recht viel von der Musik kommt aus der Konserve. Das kann man verzeihen, da Joe Hicklin am Mikrophon einen tollen Job macht. Sein Sprechgesang überzeugt nur stellenweise, aber wenn er singt: großartig! Mit dieser Stimme kann man stadionreife Hymnen präsentieren.
Elegante Beats bei The Silhouettes Project
Kompositorisch abwechslungsreich präsentierten sich B.C. Camplight im Spiegelzelt. Da wurden die Tempi variiert, der Gesang von Brian Christinzio ging mal ganz hoch in die Kopfstimme. Der melodische Indie-Rock des in England lebenden US-Musikers war nicht schlecht.
Bei The Silhouettes Project standen abwechselnd zwei Rapper und zwei Sängerinnen im Fokus. Die eleganten Hip Hop-Beats, der soulige Gesang, die leicht von der Hand gehende Publikumsinteraktion – darauf konnten sich viele einlassen.