Rees. Mit der Windader West plant Amprion eine weitere Stromtrasse. Wo bei der bevorzugten Trassenführung das Erdkabel den Rhein queren soll.

Es ist ein Mammutprojekt, das der Energienetzbetreiber Amprion plant: Vier Netzanbindungen sollen Strom von Offshore-Windparks in der Nordsee bis nach Nordrhein-Westfalen befördern. Die gebündelten Leitungen tragen den Namen Windader West und eine der Trassen läuft auch durch den Niederrhein.

Vier Netzanbindungen sollen Strom von Offshore-Windparks in der Nordsee bis nach Nordrhein-Westfalen befördern.
Vier Netzanbindungen sollen Strom von Offshore-Windparks in der Nordsee bis nach Nordrhein-Westfalen befördern. © dpa | Sina Schuldt

Nun liegen die Unterlagen der Raumverträglichkeitsprüfung für das Projekt aus. Und damit legt sich Amprion auf einen favorisierten Korridor für die Trassenführung fest. Eine mögliche Querung des Rheins auf dem Gebiet der Stadt Rees ist zwar noch nicht ganz vom Tisch, aber die favorisierte Trassenführung sieht anders aus. Amprion möchte, dass die Trasse zwischen Spellen und Mehrum den Rhein in Richtung Rheinberg queren soll – die so genannte Rheinquerung Wallach bei Voerde.

Alternativenvergleich zwischen Rees und Wallach

Das Ergebnis des Alternativenvergleichs zwischen Rees und Wallach ist, dass „grundsätzlich beide betrachteten Rheinquerungen für die Windader West als raumverträglich bewertet werden können sowie technisch realisierbar sind“, heißt es dazu in den Verfahrensunterlagen der Raumverträglichkeitsprüfung NRW. Allerdings: Aufgrund der Lage der beiden so genannten Netzverknüpfungspunkte Niederrhein und Kusenhorst in räumlicher Nähe zur Rheinquerung Wallach sowie dem wesentlich direkteren Korridorverlauf des Vorzugstrassenkorridors Wallach und unter Berücksichtigung des Ergebnisses des Vergleichs Korridornetz Rheinquerung Wallach und Korridornetz Rheinquerung Rees ist die Rheinquerung Wallach zu bevorzugen.

Einwendungen und weiteres Verfahren

Die Unterlagen für die sogenannte Raumverträglichkeitsprüfung für die Windader West stehen noch bis zum 11. Juli online auf den Seiten der Bezirksregierung Düsseldorf im Beteiligungsportal NRW (beteiligung.nrw.de/portal/brd/startseite) zur Verfügung.

Bis zu diesem Stichtag können dann auch die Einwendungen und Stellungnahmen zu der bisherigen Planung eingereicht werden. Diese sollten elektronisch an die E-Mail-Adresse Dez32.Regionalplanung@brd.nrw.de übermittelt werden. Mit den Beteiligten ist dann ein Erörterungstermin für den 13. September vorgesehen. Im November soll dann die maßgebliche Trassenführung für das Projekt festgelegt werden.

Die Breite des Arbeitsstreifens bei der Verlegung der neuen Stromtrasse soll etwa 70 Meter betragen. Am Ende wird ein etwa 40 Meter breiter Schutzstreifen dort bestehen, wo die Leitung verläuft.

Der entscheidende Grund, warum sich eine Rheinquerung bei Rees schwierig gestaltet, liegt an zwei Besonderheiten im Reeser Stadtgebiet. Zum einen müssten die hier vorhandenen Kiesabbaugebiete in großer Bodentiefe unterquert werden. Zum anderen stünden für die Querung des Rheins höhere technische Anforderungen an als bei der Alternative bei Wallach.

Rees ist deutlich kostenintensiver

Für ein Wirtschaftsunternehmen wie Amprion kommt noch eine weiteres schlagendes Argument hinzu: Um das Korridornetz für eine Rheinquerung bei Rees auszubauen, würden im Vergleich zur Rheinquerung von Voerde nach Rheinberg etwa 30 Prozent höhere Kosten anfallen. Nicht nur wegen der oben erwähnten Hindernisse, sondern auch, weil hier eine rund 55 Kilometer längere Trasse vonnöten wäre. Dadurch würde auch die in Anspruch genommene Fläche größer ausfallen als bei der Rheinquerung in Voerde.

„Zudem verläuft der Korridor vor allem nördlich und südlich der Rheinquerung in einem bereits stärker vorbelasteten Raum als im Bereich Rees, so dass die Neu-Inanspruchnahme von bisher weniger belastetem Raum vermindert wird“, heißt es weiter in den Unterlagen. Gleichwohl lautet das Fazit: „Unter Berücksichtigung aller Aspekte ist die Umsetzung der Windader West im Korridornetz Rheinquerung Wallach vorzugswürdig. Davon unberührt wird das Korridornetz Rheinquerung Rees ebenfalls als raumverträglich und realisierbar eingestuft – wenn auch mit erhöhten technischen Anforderungen.“

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Weiterer Verteiler im Kreis Borken

Sollte die Entscheidung also doch für die Alternative über Rees fallen, würden die Stromkabel von Wesel wieder zurück bis zu einem weiteren Verteiler im Kreis Borken geführt werden und von dort dann in einem weiten Bogen um Hamminkeln herum in den Kreis Kleve. Das Hamminkelner Stadtgebiet selbst wäre aber von dieser Variante nicht betroffen.

Fertigstellung ist von Amprion für das Jahr 2032 geplant

Bis am Ende Strom von der Nordsee über die Trasse an den Niederrhein fließt, wird wohl noch viel Wasser den Rhein hinunter fließen. Die Fertigstellung ist von Amprion für das Jahr 2032 geplant. Erstmal können die Öffentlichkeit und die öffentlichen Stellen jetzt noch bis zum 11. Juli Stellungnahmen zur bisherigen Planung bei der Bezirksregierung einreichen.