Emmerich. Agrardiesel-Steuervergünstigung gestrichen, Kfz-Steuer kommt drauf. Was Emmericher Landwirte über die politischen Entscheidungen sagen.
Circa 30.000 Liter Diesel tankt der Dornicker Landwirt Robert van Ackeren jährlich in seine Schlepper. Ohne die Traktoren wäre die Arbeit auf Hof und Feld kaum vorstellbar. Wo die Bemühungen des Familienbetriebes seit Generationen Früchte tragen, die die Bevölkerung ernähren, säten jüngste Entscheidungen Ärgernis. So beschloss die Bundesregierung, dass zwei Steuervergünstigungen, von denen Landwirte profitierten, abgeschafft werden. Neben der Befreiung von Kfz-Steuern fällt die Steuerbegünstigung von Agrardiesel weg, die in anderen europäischen Ländern wie dem Grenznachbarn unangetastet bleibt.
Kein Wunder also, dass es aktuell gerade jene Schlepper sind, die ihre dicken Reifen gen Protest rollen. Mehrere tausend Euro sollen bald tiefe Löcher in die Kassen vieler Höfe reißen. „Und das total plötzlich“, so Robert van Ackeren. Auch der Landwirt aus Dornick werde die Auswirkungen spüren, ordnet sie jedoch wie einen kleinen Tropfen auf der Oberfläche des überlaufenden Fasses ein.
Für die Milch nur noch 40 statt 60 Cent pro Liter – das wiegt noch mehr
Schließlich sank die Wertschätzung gegenüber dem Beruf, der unser aller Existenz sichere, konstant. „Wo der Bauer letztes Jahr 60 Cent pro Liter Milch erhielt, sind es mittlerweile 40 Cent. Das rechnet sich noch höher als die geplanten Maßnahmen“, kann van Ackeren nur den Kopf schütteln. Enttäuscht von den Plänen der Ampel-Regierung, sei die Frustrationsgrenze allmählich erreicht.
Und das ganz sicher nicht nur bei den Landwirten: „Auch die Verbraucher werden zwangsläufig Preissteigerungen bemerken, da haben wir unsere Hand aber nicht mit im Spiel.“ Ein Los teilend ist ihnen daher wichtig, die Bevölkerung hinter statt gegen sich zu wissen. „Wir werden unsere Kunden nicht im Stich lassen, obwohl es sowohl für große als auch kleine Betriebe hart wird“, so Martin Heister, Landwirt aus Klein-Netterden. Sein Hof baut auf Konzepte, die stetig mit der Zeit gehen, unter anderem in puncto Nachhaltigkeit.
Aus von Steuervergünstigungen für Agrardiesel macht Martin Heister wütend
„Als kleiner Mann tut man, was man kann und ist trotzdem am Ende egal. Bauern sind keine Störfaktoren und keine Buhmänner“
Gerade jene Betriebe sind es aber, die nun besonders tief in die Tasche greifen müssen. Hier gibt es noch mehr Dieselverbrauch und nötige mechanische Verarbeitung. Das kurzfristig geplante Aus von Steuervergünstigungen macht ihn umso wütender: „Als kleiner Mann tut man, was man kann und es ist trotzdem am Ende egal. Bauern sind keine Störfaktoren und keine Buhmänner.“ Die Ampel-Regierung vermittle jedoch ein anderes Bild, weshalb der Unmut auf die Politik groß sei.
„Und das allein werden bei unserem Betrieb schon 5000 bis 6000 Euro jährlich sein“
Daneben löst die zur Straßenerhaltung gedacht Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge weiteres Unverständnis aus. „Dabei sind Schlepper die meiste Zeit auf dem Feld und die wenigste auf der Straße“, erklärte Landwirtin Ute Heiting. Rund 120 Milchkühe hält die Familie auf 120 Hektar in Emmerich, ein Großteil der Fläche ist Grünland. Die Kfz-Steuer wird sich auf die anfallenden Kosten bezüglich der wegfallenden Steuervergünstigungen stapeln: „Und das allein werden bei unserem Betrieb schon 5000 bis 6000 Euro jährlich sein.“
Landwirte wollen nicht blockieren
Trotz der hitzigen Umstände bewahrt sie jedoch einen kühlen Kopf und zeigt sich friedfertig wie der Rest ihrer Kollegen. „Ich verstehe, dass man sparen muss, aber hier spart man an der falschen Stelle. Es ist eine Fehlentscheidung mit zu geringer Folgenabschätzung“, resümierte die Landwirtin. Wenn Emotionen aktuell auch schnell hochkochen, so distanziere sie sich klar von Radikalismus. Vielmehr solle es zu friedlichen, aber doch auffallenden Protesten kommen. Auch in der Region rund um Emmerich.
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„Da werden wir sicher teilnehmen. Wir Landwirte wollen aber niemanden blockieren, sondern sind auf der Seite der Bevölkerung“, stimmte Robert van Ackeren ein. Allmählich müsse sich das überlaufende Fass leeren, bevor es zu schwerwiegenden Konsequenzen kommt: „Spätestens dann werden die Leute wach, wenn auch der letzte Bauer seine Tür zumacht.“