An Rhein und Ruhr. Ohne Vergünstigungen kommen auf die Landwirte tausende Euro an Kosten zu. Wie viel Diesel bei der Ernte verbraucht wird.

Die geplanten Streichungen bei Steuervergünstigungen für Landwirte sorgen auch in der Region für Ärger. Mehrere tausend Euro fehlen den Bauern, sollte der Sparplan der Ampel-Regierung umgesetzt werden, wonach die Kfz-Steuerbefreiung und die Vergünstigung für den Agrardiesel wegfallen.

6000 Euro Mehrkosten alleine für Diesel

Bekommen die Landwirte die Vergütung für den Agrardiesel von 21,48 Cent pro Liter nicht mehr, koste das pro Hektar Land zwischen 100 und 120 Euro, erklärt Michael Seegers, Milchbauer und Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve. „Im Durchschnitt sind das 6000 Euro pro Jahr für einen Betrieb. Wenn man als normaler Angestellter arbeitet, wäre das mehr als ein Monatsgehalt. Alle fordern mehr Geld und Extras und wir sollen mal eben mit 6000 Euro weniger zurechtkommen. Das ist schon ein dickes Brett. Da muss sich auch keiner wundern, dass wir protestieren.“

Auch Markus Pitz vom Agrarservice Schmitz in Weeze sieht steigende Kosten kommen. Der Lohnunternehmer bietet für Landwirte Leistungen, wie Bodenbearbeitung, Aussaat, Ernte oder Pflanzenschutz an. Rund 20 Liter Diesel verbrauche ein Traktor dabei pro Stunde, erklärt er und rechnet vor:

Bauernproteste in Berlin

weitere Videos

    „Auf einem Hektar Feld liegen rund 60 bis 70 Tonnen Kartoffeln. Das sind zwei volle Fuhren und etwa vier Stunden Arbeit“, so Pitz. „Bei einem Verbrauch von 20 Litern pro Stunde ist man da bei gut 80 Euro. Dazu kommen die anderen Kosten für die Ernte.“ Die Treibstoffkosten liegen somit pro Hektar bei 40 bis 50 Euro.

    Kfz-Steuer macht Fuhrpark teuer

    „Und das ist nur die Ernte. Dazu kommen die Fahrten für das Pflanzen, den Pflanzenschutz und die Beregnung, die auch Diesel verbrauchen.“ Je größer die Nutzfläche ist, desto teurer wird es am Ende. „Die wegfallenden Vergünstigungen, merkt man aufs Jahr hochgerechnet definitiv“, sagt Pitz und ergänzt: „Man will ja auch, dass wir weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen. Deswegen müssen wir Unkraut mechanisch bekämpfen. Dafür brauche ich aber deutlich mehr Fahrten übers Feld und damit auch mehr Diesel.“

    Den Einwand hat auch Kreisbauernchef Seegers: „Die Politik will Öko-Landwirtschaft fördern. Aber einerseits zahlen das viele Verbraucher nicht. Und wenn ich achtmal übers Maisfeld fahren muss, um das Unkraut mechanisch zu entfernen, dann verbrauche ich auch deutlich mehr Diesel, als wenn ich einmal fahre und Pflanzenschutzmittel sprühe.“

    Auch interessant

    Wenn es neben den klimatischen Bedingungen auch noch weitere Herausforderungen gibt, die Landwirte am Niederrhein haben den Klimawandel im Blick - und sind mitunter erfinderisch.
    Von Ann-Christin Fürbach und Robin Brand

    Zu den höheren Kosten für Diesel komme die wegfallende Befreiung von der Kfz-Steuer hinzu. „Das sind nochmal 300 bis 400 Euro pro landwirtschaftliches Nutzfahrzeug, wie einen Schlepper“, sagt Seegers. „Wenn so ein Betrieb vielleicht fünf Fahrzeuge hat, dann sind wir da auch bei gut 2000 Euro im Jahr.“

    Verband sieht hohe Belastung der Landwirte

    Für die Landwirtschaft in Deutschland, so rechnet es der Rheinische Landwirtschafts-Verband vor, „entsteht eine Mehrbelastung von rund 1 Milliarde Euro“. Die Pläne der Regierung würden die heimische Landwirtschaft im Vergleich zu den übrigen Wirtschaftsbereichen über das Maß belasten. Auch Michael Seegers ist verärgert. „Im Grunde müssten wir einfach mal nichts mehr produzieren. Und auch keinen Schnee räumen oder Lichterfahrten machen. Dann sieht man mal, was die Menschen und die Kommunen ohne uns haben.“

    Die große Demonstration in Berlin sieht er positiv. „Wir haben in Berlin große Solidarität gesehen. Vielleicht machen wir im Kreis demnächst auch etwas.“