Duisburg. Die DVG zieht nach den Duisburger Krawall-Tagen Bilanz: Junge Randalierer zerstören drei Haltestellen. Details offenbaren jetzt das ganze Ausmaß.
„Schon wieder“, murmelt eine ältere Dame (84) mit Rollator, als sie an diesem Montagmittag an der Haltestelle vor der Pauluskirche langsam vorbeispaziert. Auch drei Tage nach der Randale von Kindern und Jugendlichen (wir berichteten) sind die Schäden in Duisburg-Hochfeld unübersehbar. Rot-weiße Flatterbänder sind am Wartehäuschen und Geländer gespannt – dort, wo eigentlich Glasscheiben sein sollten. Sie sind am Freitagabend mutwillig zerstört worden. Ein paar Scherben liegen noch auf dem Boden.
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Eine Straßenbahn der Linie 903 fährt derweil an der Pauluskirche vor. Seit Samstagmorgen läuft der Betrieb wieder regulär. Am Abend zuvor hatte der Betriebsleiter der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) entschieden, dass die Bahnen Hochfeld aus Sicherheitsgründen nicht mehr anfahren. Sie waren ebenfalls zur Zielscheibe der Randalierer geworden. Steine flogen auf die Fahrzeuge, sodass die 903 gegen 19 Uhr bis Betriebsende über die Musfeld- und Kulturstraße umgeleitet werden musste.
Randale in Hochfeld: DVG leitet Straßenbahn 903 und Nachtexpress-Bus um
Auch der Nachtexpress-Bus der Linie 6, der normalerweise durch Hochfeld unterwegs ist, musste nach Angaben des DVG-Sprechers Thomas Kehler am späten Freitagabend ab 22.30 Uhr für ein paar Stunden umgeleitet werden. Erst ab 1.33 Uhr habe der NE6 wieder den regulären Linienweg genommen.
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„Wir alten Duisburger müssen uns nur noch wundern“, sagt die 84 Jahre alte Dame und stützt sich auf ihren Rollator. Sie sei in Hochfeld aufgewachsen – in besseren Zeiten des Stadtteils – und jetzt im Alter zurückgekehrt. Mittlerweile mache sie sich ernsthaft Gedanken, wieder wegzuziehen.
Seniorin (84) überlegt, aus Hochfeld wegzuziehen
„Ich bin vor einem knappen Jahr in meinem Hausflur überfallen worden. Einkaufstüte und das Mäppchen mit meinen Papieren wurden geklaut“, erzählt sie. Geld damals zwar nicht, „aber beim Einkaufen ist mein Portmonee schon zwei-, dreimal weggekommen“, so die Seniorin. Seitdem meide sie den Stadtteil für Alltagsbesorgungen. An diesen Montagmittag ist sie auf dem Weg zur Bushaltestelle, um in Rheinhausen einzukaufen.
Die 84-Jährige verabschiedet sich, während eine weitere Straßenbahn die Haltestelle an der Pauluskirche ansteuert und die DVG wenige Stunden später auf Nachfrage der Redaktion eine Schadensbilanz von den Tagen seit Halloween zieht. Demnach seien bereits am Donnerstag, 31. Oktober, Glasscheiben an den Neumühler Bushaltestellen „Konrad-Adenauer-Ring“ in beiden Fahrtrichtungen zu Bruch gegangen. Die Hochfelder Straßenbahnhaltestelle „Pauluskirche“ in Fahrtrichtung Wanheimerort sei am 1. November und die Neumühler Bushaltestelle „St. Barbara Hospital“ in beiden Fahrtrichtungen am 2. November zerstört worden.
Mit Eiern, Böllern und Steinen: Insgesamt 27 Straßenbahnen wurden attackiert
Insgesamt 27 Straßenbahnen wurden laut DVG am Halloween-Abend sowie an den Folgetagen (1. und 2. November) an vielen Stellen im Stadtgebiet mit Eiern und Böllern beworfen. Betroffen war insbesondere die Linie 903 – und Hochfeld. Umleitungen seien am Freitagabend notwendig geworden, als die Situation nach Steinwürfen eskalierte. „Zum Glück sind nach unserem Kenntnisstand an den Tagen keine Fahrgäste und Fahrer verletzt worden“, so DVG-Sprecherin Kathrin Naß.
Bahnen seien zwar nicht beschädigt, sie müssen nach den Eierwürfen aber nun gereinigt werden. Auch das kostet Geld. Wie hoch der wirtschaftliche Schaden insgesamt nach den Krawalltagen für die DVG ist, könne derzeit nicht gesagt werden.
Die größten Krawalle diesmal nach Halloween
Schon seit mehreren Jahren nehmen junge Vandalen Halloween zum Anlass, Haltestellen und vor allem Straßenbahnen zu attackieren. Immer wieder ist Hochfeld dabei ein Brennpunkt. Die DVG hatte deshalb auch diesmal die Sicherheitsmaßnahmen und das Security-Personal vor Ort deutlich erhöht. Die Polizei zeigte massiv Präsenz. Dass sich die Randale auf andere Tage verlagert und Straßenbahnen umgeleitet werden müssen, ist kein neues Phänomen.
Die DVG betont, dass die Sicherheit der Fahrgäste, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Fahrzeuge obere Priorität haben. Das Verkehrsunternehmen habe alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt, um gegen Angriffe aller Art vorzugehen. „Gefährdungen im ÖPNV werden nicht toleriert“, so Sprecherin Naß. „Attacken gegen Fahrgäste, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder die Fahrzeuge wurden umgehend zur Anzeige gebracht.“
„Am Ende sind Polizei und Ordnungsbehörden für die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit zuständig.“
„Vorkommnisse und Erfahrungen werden in zukünftige Sicherheitskonzepte mit einfließen – wie auch in diesem Jahr weiter in enger Abstimmung mit Polizei und Ordnungsbehörden. Aber sie sind am Ende für die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit zuständig“, stellt DVG-Sprecherin Naß klar.
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