Duisburg. Die DVG verfügt in Duisburg mit zwei neuen Fahrsimulatoren über eine in NRW bislang einmalige Technologie. Was sie kostet und wie groß die Vorteile sind.

Sören Link hat sichtlich Spaß. Zielsicher steuert Duisburgs Oberbürgermeister die Straßenbahn in den Tunnel. Auf der Rampe ist er etwas zu schnell. Da sind nur 20 km/h erlaubt. Nach den Haltestellen Rathaus und König-Heinrich-Platz unterläuft ihm am Ende ein noch größerer Fehler. Link lässt die Fahrgäste an der falschen Seite aussteigen. Das hätte im realen Linienverkehr böse ausgehen können. Zum Glück sitzt der OB aber nur in einem von zwei neuen Fahrsimulatoren der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG). Und zu Links Ehrenrettung sei gesagt: Wer den Selbstversuch wagt, merkt schnell, auf wie viele Faktoren DVG-Fahrer achten müssen.

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Seit einer Woche sind die beiden Geräte des Herstellers Lander Simulation aus dem spanischen San Sebastian in Duisburg. Mit ihnen werden sich die vier Fahrlehrer und eine Fahrlehrerin der DVG nun in einer dreimonatigen Testphase noch näher vertraut machen. Jürgen Görg ist einer von ihnen. „Ich freue mich riesig über die Simulatoren“, sagt er. „Das bringt uns in der Ausbildung enorm weiter.“ Ab Anfang 2025 soll das Fahrpersonal so das Bahnfahren zusätzlich zu den Fahrschulwagen erlernen.

Einmalig in NRW: Zwei neue Fahrsimulatoren für die DVG

Die Simulatoren bilden einen Gutteil des Liniennetzes in Duisburg ab: 35 von insgesamt 53 Kilometern. Die DVG kann nach eigenen Angaben von Signalen über Weichen bis zu kritischen Situationen und schwierigen Wetterbedingungen individuell nahezu jede Fahrt in einer neuen Bahn realitätsnah nachstellen. Dies betrifft aktuell die Niederflur-Fahrzeuge für die Linien 901 und 903. Künftig sollen aber auch Fahrten in den neuen Hochflurbahnen für die U79-Linie, die allerdings noch auf sich lassen, simuliert werden können.

„Wir nehmen mit dem Modellprojekt eine Vorreiterrolle ein, denn die beiden Fahrsimulatoren sind bisher einmalig bei Verkehrsunternehmen in NRW und zählen zu den fortschrittlichsten in Deutschland“, sagt der DVG-Vorstandsvorsitzende Marcus Wittig.

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Die Fahrerinnen und Fahrer können sich so ohne Risiko auf schwierige Situationen vorbereiten und im Ernstfall gut vorbereitet reagieren – etwa bei Regen, Nebel, Schnee, vereisten Oberleitungen oder anderen Gefahren. So soll auch erfahrenes Fahrpersonal von der neuen Technologie profitieren.

Einmalige Fahrsimulatoren: DVG investiert in Ausbildung in Duisburg

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    Aktuell durchlaufen bei der DVG zwölf Fahranfänger die dreimonatige Ausbildung, bestehend aus Theorie und Praxis. Künftig werden sie in einem eigens hergerichteten Trainingszentrum am Betriebshof Grunewald mit den beiden Simulatoren üben. In zwei schalldichten Räumen kann sich jeder Fahrschüler dabei voll auf seine Aufgaben konzentrieren, ist entweder direkt oder über Funk mit dem Fahrlehrer verbunden.

    Mit Smartboards und Tablets

    „Die restliche Lerngruppe kann parallel die simulierte Fahrt über Smartboards verfolgen und ist mit Tablets interaktiv eingebunden, um Feedback geben zu können. Was ist gut, was ist schlecht gelaufen?“, erklärt Sabine Cremer, die zuständige Projektleiterin bei der DVG.

    Sabine Cremer, die zuständige Projektleiterin bei der DVG, erläutert die vielen Vorteile der beiden neuen Fahrsimulatoren.
    Sabine Cremer, die zuständige Projektleiterin bei der DVG, erläutert die vielen Vorteile der beiden neuen Fahrsimulatoren. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

    Sie verweist noch auf einen weiteren Vorteil: „Wir können uns vorstellen, bis zu 80 Prozent der Ausbildungsfahrten über die Simulatoren abzubilden.“ Aktuell ist dies ausschließlich per Fahrschulwagen durch die Stadt möglich. Mit dem Einsatz der Simulatoren wird die DVG weniger Übungsfahrten unternehmen können und damit auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

    >> NEUE FAHRSIMULATOREN: DVG INVESTIERT 1,9 MILLIONEN IN DIE TECHNOLIGIE

    • Etwa 1,9 Millionen Euro investiert die DVG in die neue Technologie.
    • Davon werden 70 Prozent vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) gefördert.
    • Weitere Informationen zu den Simulatoren sind online auf www.dvg-duisburg.de/fahrsimulatoren zu finden.