Duisburg. Die Offene Ganztagsbetreuung an Schulen ist herausfordernd: Es fehlen Räume, es fehlt Personal. Das sind die größten Sorgen zum Schuljahresstart.
Auf einen Platz im Offenen Ganztag wird es für Erstklässler ab 2026 einen Rechtsanspruch geben, aber schon jetzt sind die Wartelisten ellenlang, sagt Jens-Uwe Hoffmann, Schulformsprecher der Grundschulen in Duisburg.
Allein an seiner Schule, der KGS Fährmannschule in Beeck, warten 20 Familien auf einen Betreuungsplatz. „Aber mit 110 Kindern sind wir an der absoluten Kapazitätsgrenze“, bedauert er. „Der Bedarf ist unheimlich hoch, aber wir werden ihm nicht gerecht“, so Hoffmann.
Offener Ganztag in Duisburg: „Von Anfang an ein Sparprogramm“
Zwar sei um- und ausgebaut worden, aber aus pädagogischer Sicht wäre auch ein Neubau schön. Seine Schule gehörte vor knapp zwei Jahrzehnten zu den ersten Schulen, die eine Ganztags-Betreuung anbot. „Aber es war von Anfang an ein Sparprogramm“, bedauert er.
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Hauptprobleme sind neben den fehlenden Mensen nach wie vor die Raumnot und der Personalmangel: „Der Markt ist leer, die Träger haben erhebliche personelle Mängel“. Und da demnächst wieder Tarifverhandlungen anstehen, sieht der Schulleiter noch weitere Probleme auf Duisburg zukommen. Die letzte Gehaltserhöhung hat die Stadt Duisburg abfedern können. Ob das diesmal möglich ist, sei fraglich, „Duisburg steuert auf eine schwierige Situation zu“.
Ganztagsbetreuung als deutschsprachiges Umfeld für Kinder
Bedauerlich findet der Schulleiter auch, dass es kaum pädagogischen Spielraum gebe: Die Ganztagsplätze sind vor allem für jene Eltern gedacht, die berufstätig sind oder alleinerziehend. Kinder, denen ein deutschsprachiges Umfeld auch im Nachmittagsbereich guttun würden, fallen noch durchs Raster.
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An der benachbarten GGS Lange Kamp stehen aktuell vier Familien auf der Warteliste, berichtet die Schulleiterin Raphaela Heimann. Im Verlässlichen Halbtag seien bis zu den Sommerferien 52 Kinder betreut worden. Für das neue Ganztagsangebot hätten sich bislang lediglich 75 Kinder gemeldet, weil es in ihrem Einzugsbereich nicht so viele berufstätige Eltern gebe.
Wenn aber der Rechtsanspruch für alle Schülerinnen und Schüler greift und das Angebot kostenfrei wird, sieht sie jedoch schwarz. „Der Platz wird nicht reichen, dann werden auch wir auf Containerlösungen zurückgreifen müssen.“ Wie berichtet, werden derzeit Ausschreibungen für 300 zusätzliche Klassencontainer vorbereitet, um dem steigenden Platzbedarf gerecht werden zu können.
Schulträger hat keinen Überblick über die Platzsituation im Offenen Ganztag
Die Stadtverwaltung hat nach eigenen Angaben noch keinen Überblick über die aktuell in Anspruch genommenen Plätze im Offenen Ganztag. Diese würden erst in Kürze bei den Schulen abgefragt, sagt Stadtsprecher Christoph Witte.
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„Beim Schulträger haben sich zum Schuljahresstart bislang nur wenige Familien gemeldet, die dringend einen Platz im Offenen Ganztag benötigen und deshalb Unterstützung erbitten“, schreibt er. Es handele sich stadtweit um eine einstellige Zahl. Einigen der Familien habe man einen Platz vermitteln können, andere Fälle seien noch in der Prüfung.
Witte verweist in diesem Zusammenhang auf den Fachkräftemangel. Der Schulträger sei deshalb „fortlaufend in Gesprächen mit Berufskollegs und auch der Duisburger Volkshochschule“. Hoffnung setzt das Amt für schulische Bildung auf den seit 2023 laufenden Ausbildungsgang „S-Pia“ am Sophie-Scholl-Berufskolleg, der Auszubildende speziell auf den Einsatz im Offenen Ganztag vorbereitet.
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>> FDP KRITISIERT ABSCHAFFUNG DES VERLÄSSLICHEN HALBTAGS
- Dass der Verlässliche Halbtag (VHT) abgeschafft wurde, um mehr Plätze in der OGS zu schaffen, ist für manche Eltern ein Ärgernis. Sie können ihre Kinder künftig nur noch bis mindestens 15 Uhr betreuen lassen oder gar nicht. Zuvor lief die Betreuung im VHT bis 13.30 Uhr.
- Die FDP Duisburg veranlasste nun, fast ein Jahr nach den Entscheidungen der zehn betroffenen Schulen, eine Kleine Anfrage im Landtag, ob Eltern weiterhin eine Halbtagsbetreuung ermöglicht werden könne. Die mangelnde Flexibilität bei der Abholung der Kinder, die das Schulministerium für die OGS verordnet, sei „ein Ärgernis und abschreckendes Beispiel staatlicher Bevormundung“. Die Landesregierung erklärte jedoch, dass es keine weiteren Maßnahmen gebe, um den Bedürfnissen von Eltern für eine Halbtagsbetreuung zu entsprechen.
- Der FDP-Vorsitzende Oliver Alefs erklärt: „Den Eltern bleibt damit nur die Wahl, ihr Kind in die OGS zu schicken oder auf eine Betreuung ganz zu verzichten, und die Landesregierung sieht offenbar überhaupt kein Problem darin. Es kann doch nicht sein, dass Eltern eine schriftliche Entschuldigung brauchen, um ihre Kinder vor 15 Uhr von der Betreuung abzuholen. Natürlich ist der Ausbau der OGS wichtig, aber es gibt eben auch viele Eltern, die das nicht wollen. Die OGS soll doch für die Kinder da sein, nicht die Kinder für die OGS!“
- Die Schulen im Verlässlichen Halbtag hatten sich für die Umwandlung entschieden, weil Eltern ab 2026, wenn der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz greift, ihn an einer VHT-Schule einklagen könnten. Durch den Entscheid der Duisburger Politik, den Ganztag künftig kostenlos anzubieten, hätte das Festhalten am Verlässlichen Halbtag außerdem dazu geführt, dass Kinder bis 13 Uhr für bis zu 200 Euro im Monat betreut werden, bis 15 Uhr aber kostenlos.