Duisburg. Der Wechsel zur Ganztagsbetreuung ist für viele Schulen in Duisburg herausfordernd. Warum es an der Grundschule Habichtstraße beim Essen hakt.

Eine Brotdose für die Frühstückspause, eine für die Mittagspause, Snacks und Obst, um den Nachmittag zu überstehen: Eltern, deren Kinder den Offenen Ganztag der Grundschule Habichtstraße in Duisburg-Wanheimerort besuchen, hatten in der ersten Schulwoche morgens deutlich mehr zu tun als geplant.

Die Schule hat wie alle anderen den Verlässlichen Halbtag abgeschafft und zum neuen Schuljahr die Ganztagsbetreuung eingeführt. Aber die dafür nötige Mensa, die für die Mittagsverpflegung sorgen soll, ist eine Großbaustelle, berichten Eltern. Die Küche bleibt also kalt. 130 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren sind nach Angaben der Stadt betroffen.

Kinder bekamen schon vor den Ferien kein warmes Essen

„Schon vor den Ferien gab es drei Wochen lang kein warmes Essen für die Kinder, weil die Bauarbeiten anstanden“, sagt eine Mutter. „So waren wir Eltern gezwungen, neben dem Frühstück auch noch Snacks mitzugeben, bei den sommerlichen Temperaturen eine Herausforderung und Mehrbelastung.“

Entgegen der Ankündigungen sei in den Sommerferien aber nichts passiert. Dabei sei dem Träger des Offenen Ganztags vor den Ferien „fest zugesagt, dass die Baustelle in den Ferien abgeschlossen und die Küche zum Schulstart wieder nutzbar sein wird“.

Träger der OGS und die Stadt arbeiten an Lösungen

Ricarda Packmohr, Bereichsleiterin bei der Oberhausener Kurbel, die Träger des Offenen Ganztags in Wanheimerort ist, bestätigt die Probleme. Die „sehr große Baustelle“ sollte vor den Ferien abgeschlossen werden, „dass das nicht gelungen ist, haben wir erst kurzfristig erfahren“, so Packmohr. Als Träger habe man wenig Handlungsspielraum, sei derzeit aber dabei, Lösungen zu erarbeiten.

Grundsätzlich habe man einen guten Austausch mit dem Amt für schulische Bildung, adäquate Lösungen sollen zeitnah gefunden werden. „Wir verstehen den Frust der Eltern, aber unser Einfluss ist begrenzt“, sagt Packmohr.

Die Verköstigung von 130 Kindern sei nicht trivial, „sie muss dem Infektionsschutzgesetz entsprechen, es braucht Räume, Möglichkeiten für die Ausgabe, die Geschirrreinigung“, zählt die Bereichsleiterin auf. „Wir wollen ein ausgewogenes Angebot machen, aber das ist wirklich schwierig ohne Mensa.“

Caterer soll die Baustellenphase überbrücken

Konrektor Michael Becker möchte sich öffentlich nicht äußern, sagt nur, man sei im Gespräch mit der Stadt.

Stadtsprecher Christoph Witte wiederum berichtet, dass aktuell Verhandlungen mit einem Caterer geführt werden, um Lunchpakete oder auch ein warmes Essen mit Geschirr- und Besteckservice zu liefern. Damit sollen die kommenden Wochen überbrückt werden, bis die Bauarbeiten abgeschlossen sind.

Die Gemeinschaftsgrundschule Habichtstraße wirkt wie eine Großbaustelle.
Die Gemeinschaftsgrundschule Habichtstraße wirkt wie eine Großbaustelle. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auch die Eltern wurden jetzt informiert, dass bald Lunchpakete durch einen Caterer ausgegeben werden sollen. Diskutiert werde noch, ob die OGS-Zeiten flexibler gehandhabt werden sollen, bis die Zeit der Improvisation beendet ist.

Die Wirtschaftsbetriebe, gefragt nach dem Stand der Baustelle und den weiteren Plänen, vertröstet mit Antworten auf Mitte der Woche.

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Ab 2029 Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz

Wie berichtet, sollen bis 2029 alle Grundschulen für den Offenen Ganztag fit gemacht werden, weil dann alle Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Platz haben. Anfang 2024 erklärte die Stadt allerdings in einer Vorlage, dass 60 Prozent der Grundschulen keine geeignete Mensa haben.

Hier muss daher noch einiges gebaut und ausgestattet werden. Dafür stehen 28,2 Millionen Euro aus dem Topf des Landes zur Verfügung, die Stadt muss einen Pflichtanteil von 4,2 Millionen Euro tragen.

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Weitere Baumaßnahmen an der Grundschule nötig

Die Grundschule Habichtstraße ist auch ohne das Mensa-Problem eine Baustelle: Seit Ostern stehen Gerüste, weil Fenster ausgetauscht werden. Handlungsbedarf sehen manche Eltern auch bei der Toilettenanlage: „Die sah schon so aus, als die Oma die Schule besucht hat“, sagt eine Mutter. Die Enkelin beklagt nun regelmäßig verstopfte WCs oder ganz abgeschlossene Klos, „eine Zumutung bei so einem langen Schultag“.

Den Abschied vom Verlässlichen Halbtag finden manche Eltern bedauerlich. Die Betreuung bis 13 Uhr habe es ermöglicht, zu arbeiten und dann gemeinsam zu essen und den Nachmittag zu verbringen. Jetzt gebe es nur noch die Betreuung bis 16 Uhr. Dass parallel die Kosten sinken, findet eine Mutter zwar „wunderbar, aber ich würde lieber für ordentliche Abläufe zahlen“.

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