Duisburg. Fast 200 Klassen-Container stehen bereits an 40 Duisburger Schulen. Warum die Stadt weitere 300 Behelfsklassen bestellt und wieviel das kostet.
Bevor die Zahl der derzeit rund 200 Container-Klassen an Duisburger Schulen sinkt, wird sie sich zunächst verdoppeln. Die städtischen Wirtschaftsbetriebe (WBD) bereiten eine Ausschreibung für weitere 300 mobile Einheiten vor, die in den nächsten zwei Jahren aufgebaut werden sollen. Die Mietkosten, die sich schon jetzt auf über sechs Millionen Euro pro Jahr belaufen, dürften dann die Zehn-Millionen-Marke übersteigen. Außerdem droht der Stadt ein finanzieller Schaden in Höhe von rund 14 Millionen Euro, weil Fördermittel nicht rechtzeitig verbaut werden können.
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Die Nachricht findet sich, gut versteckt, auf Seite 13 eines Sachstandsberichts zum städtischen Immobilienbestand – das bislang zuständige Immobilien-Management Duisburg (IMD) ist bekanntlich im Mai in einem neuen Geschäftsbereich der Wirtschaftsbetriebe Duisburg aufgegangen.
Wirtschaftsbetriebe Duisburg: Reagieren mit 300 Containern auf Anforderung des Schulamtes
„Eine neue Rahmenausschreibung mit einer Marge von 300 Klassen mit einer Laufzeit von zwei Jahren wurde aufgestellt und soll bis zum Ende des Jahres ausgeschrieben werden“, heißt es im Report für den Betriebsausschuss städtische Immobilien. „Das ist die Abschätzung des Bedarfs für die nächsten Jahre“, bestätigte WBD-Chef Thomas Patermann auf Nachfrage von Michael Kleine-Möllhoff (Grüne). Es gebe „noch keine exakte Aufstellung“ für die möglichen Standorte der Container, so Patermann weiter: „Wir reagieren auf die Anforderungen des Amtes für schulische Bildung.“
Die Provisorien kommen die Stadt teuer zu stehen. Die monatliche Durchschnittsmiete pro Container betrage 1600 Euro, teilte die Verwaltung im Juni mit. Schon jetzt zahlt sie monatlich gut 500.000 Euro, über sechs Millionen Euro pro Jahr. Die Kosten für 300 zusätzliche Container würden sich demnach auf weitere rund 5,7 Millionen Euro pro Jahr belaufen.
Platzbedarf im offenen Ganztag ist bis 2026 durch Ausbau nicht zu decken
Überraschend sei der zusätzliche Bedarf allerdings nicht, erklärt Thomas Patermann: „Für den Aus- und Umbau der Schulen müssen wir Ausweichkapazitäten schaffen.“ Auch für den Ausbau des offenen Ganztags (OGS) werden Container benötigt. Ab 2026 greift der Rechtsanspruch auf Betreuung.
Die Stadt rechnet mit einem deutlich steigenden Platzbedarf, der aber absehbar durch den Ausbau nicht gedeckt werden kann. Durch die 300 Behelfsklassen „ist gewährleistet, dass notfalls kurzfristig auf einen Pool von Containern zugegriffen werden kann“, erklärt das Amt für schulische Bildung.
Die Planungsbeschlüsse für den OGS-Ausbau an acht weiteren Duisburger Grund- und Förderschulen sind bereits im Juni im Rat gefallen. Erweiterungsbauten entstehen an den Grundschulen Hebbelstraße/Grabenstraße (Duissern/Neudorf, Ausbaukosten: 4,22 Millionen Euro), Tonstraße (Duissern, 6,27 Mio €), Pestalozzistraße und Krefelder Straße (beide Rheinhausen, 6,43 Mio € bzw. 6,32 Mio €), Am Lindentor (Serm, 2,91 Mio € ) und Gartenstraße/KGS Barbara-Schule (Neumühl, 6,09 Mio €) sowie den Förderschulen Alfred-Adler (Vierlinden, 3,08 Mio € ) und Marienfeld-Schule (Rumeln-Kaldenhausen, 4,56 Mio €).
IMD bekam Förder-Millionen nicht auf die Straße
Mit der Planung ist die Gebag-Projektentwicklungsgesellschaft beauftragt. „Danach soll umgehend gebaut werden“, kündigt Thomas Patermann an. Finanzieren muss die Stadt den OGS-Ausbau teilweise mit eigenem Geld. „Die Zuschüsse der Landesregierung reichen vorn und hinten nicht aus“, so Stadtdirektor Martin Murrack.
Für die Umsetzung der Projekte kündigt WBD-Chef Patermann „ein anderes Tempo als bisher“ an. Das ist auch dringend notwendig, denn Mitte November läuft der Förderzeitraum für das Landesprogramm „Gute Schule 2020“ aus. Seit acht Jahren hat sich das IMD daran abgearbeitet, in rund 300 Einzelmaßnahmen an etwa 100 Schulstandorten das 84 Millionen Euro schwere Förderpaket auf die Straße zu bringen.
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„Mit Stand 25. Juni müssen noch rund 19,2 Millionen Euro bis Mitte November verausgabt werden“, heißt es im Sachstandsbericht. Sinnbild für die schleppende Umsetzung ist die Sanierung der Schultoiletten: Unter den 13 Projekten, die im zweiten Quartal 2024 abgeschlossen wurden, waren elf WC-Bauten, weitere 19 sind in Arbeit (Gesamtkosten: rund 10 Millionen Euro).
Rund 100 Millionen Fördergeld werden erst in diesem Jahr verbaut
Laut Bericht sind aktuell „48 Maßnahmen mit einem Volumen von 97 Millionen Euro in der Umsetzung, weitere für insgesamt rund 3,3 Millionen Euro wurden im 2. Quartal ausgeschrieben.“ Dennoch droht sich die schleppende Umsetzung der ersten Jahre auf der Zielgeraden zu rächen. Externe Projektsteuerer, angeheuert zur Unterstütung, beziffern das „Förderrisiko“ aus dem „Gute Schule“-Programm auf rund 5,3 Millionen Euro.
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Auf weiteren 8,8 Millionen Baukosten, so der Bericht, könnte die Stadt sitzenbleiben, weil auch Fördermittel aus dem Bundesprogramm „KIDU Schule“ seit 2016 nicht rechtzeitig verbaut wurden. Mit externer Unterstützung und Bordmitteln der Wirtschaftsbetriebe nehme man „Gegensteuerungsmaßnahmen in Angriff“, um den Schaden möglichst gering zu halten, heißt es im Sachstandsbericht.
>> Immobilienmangement bei WBD: „Anderer Anspruch an Geschwindigkeit“
- Nach der Übernahme des IMD durch die Wirtschaftsbetriebe gebe es „einen anderen Anspruch an Geschwindigkeit“, sagte WBD-Chef Thomas Patermann im Ausschuss für städtische Immobilien.
- Seit dem 1. September hat der „Geschäftsbereich Immobilien“ der WBD, in dem die rund 200 Beschäftigten den Großteil des kommunalen Gebäudebestandes (Schulen, Verwaltungsgebäude, Feuerwachen, Kultureinrichtungen) bewirtschaften, einen neuen Chef.
- Im Immobilienausschuss des Rates stellte sich Björn Metzler vor. Der 45-jährige gebürtige Essener, der in Oberhausen lebt, bringt langjährige Erfahrung aus der privaten Immobilienwirtschaft mit (Bauverein Wesel, Alltours, Aldi).
- Zuletzt arbeitete Metzler für die BME Germany Holding (u.a. Bauking), einer Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Dortmund.
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