Düsseldorf. Für das Konzert von AC/DC im neuen Düsseldorfer Open-Air-Park sollen 56 Bäume gefällt werden - entgegen geltender Gesetze. So reagiert die Stadt.

Die Open-Air-Konzertfläche auf dem Messeparkplatz bleibt Zankapfel in der Düsseldorfer Politik. Für den Mega-Auftritt der Rock-Opas von AC/DC vor 80.000 Fans auf dem neuen Event-Areal müssen von insgesamt 868 Bäumen auf P1 bis zum Konzert am 8. Juli 2025 laut Stadt 56 Bäume gefällt werden. Die Fraktion der Linkspartei brachte das Thema, ein paar Tage nach Ankündigung des Konzerts, am Donnerstag (6. Februar) im Stadtrat auf die Tagesordnung. Kritikpunkte der Linken: Weil die gesetzliche Einspruchsfrist gegen die Baupläne 30 Tage dauern, die Pläne aber bis jetzt noch nicht für die Öffentlichkeit einsehbar sind, könnte man frühestens in vier Wochen entscheiden. Und am 1. März beginnt das Ende der gesetzlichen Baumfällperiode. Dann sind Bäume geschützt, damit Vögel ungestört brüten können.

Konkrete Frage von Sigrid Lehmann, Ratsfrau der Linken: „Wann genau sollen die Bäume denn dann gefällt werden?“ Dezernentin Cornelia Zuschke nannte den Zeitraum zwischen Mai und Juli. Es sollen jedoch im Vorfeld zahlreiche „vorsorgliche Maßnahmen in artenschutzrechtlicher Begleitung“ (etwa das Verschließen von Nisthöhlen) getroffen werden. Als Ausgleich für die Baumverluste werden zudem „120 neue Laubbäume außerhalb des B-Plan-Gebietes neu gepflanzt. 87 Bäume nördlich der Autobahn A44 und 33 Bäume östlich der Alten Landstraße“, so Zuschke. Der auf P1 verbleibende Baumbestand werde im B-Plan „als zu erhalten festgesetzt“.

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Das reicht Tier- und Naturschützern in Düsseldorf offenbar nicht. Laut Linkspartei wurden nach einem Aufruf von BUND und der Düsseldorfer Baumschutzgruppe bis jetzt rund 900 Unterschriften gegen die Fällungen gesammelt. „Nach dem Wochenende werden es sicher mehr als 1000 sein“, glaubt Linken-Ratsfrau Anja Vorspel, die den Zeitpunkt der Durchführung des AC/DC-Gigs hart kritisiert und - in Richtung D.Live-Chef Michael Brill - von „Harakiri“ und dem „typisch männlichen Drang zur Superlative“ spricht.

Auf dem Messeparkplatz 1 sollen für das Konzert 56 Bäume fallen.
Auf dem Messeparkplatz 1 sollen für das Konzert 56 Bäume fallen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Die Stadtverwaltung hält dagegen: Die Umsetzung des Projekts „Open Air Park“ ab dem Sommer 2025 basiere auf mehreren Faktoren. „Der Live-Entertainment-Markt in Deutschland erfährt bereits seit einiger Zeit eine außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Open-Air-Flächen, zudem ist Düsseldorf als Standort für internationale Tourneen für viele Künstlerinnen und Künstler relevant, wenn passende Flächen verfügbar sind“, so Dezernentin Zuschke. Mit dem Open Air Park solle „sichergestellt werden, dass Düsseldorf weiterhin von hochkarätigen Veranstaltungen profitiert und Veranstalter nicht auf andere Städte ausweichen“.

Auf die Irritation der Linken, das bereits am Freitag (7. Februar) über die Ticket-Plattform Eventim der Vorverkauf für AC/DC beginnt, heißt es seitens der Stadt: „Der frühzeitige Vorverkaufsstart für Veranstaltungen ist essenziell, um Künstlerbuchungen zu finalisieren und einen wirtschaftlich nachhaltigen Betrieb sicherzustellen und um Planungssicherheit für Veranstalter und Künstler herzustellen. Zudem wird seitens der Stadtverwaltung und D.Live davon ausgegangen, dass das Bebauungsplanverfahren planmäßig vor dem Sommer 2025 abgeschlossen wird.“ Darauf Linken-Ratsfrau Vorspel. „Eventim ist es egal, ob das Konzert abgesagt wird oder nicht. Denn die Gebühren, die man im Vorverkauf mitbezahlt, behält Eventim ja ein.“

Schon lange wird in Düsseldorf über den Messeparkplatz 1 als mögliche Open-Air-Konzertfläche gestritten. 2018 wollte Ed Sheeran schon auf dem Areal vor zigtausend Fans singen und Gitarre spielen. Damals, unter SPD-Oberbürgermeister Thomas Geisel, gab es aber noch keine umfassende Rechtsgrundlage. Der Deal platzte auch deshalb, weil damals mehr als 100 Bäume gefällt werden sollten. Proteste hatte es damals nicht nur von Umweltschützern gegeben, sondern auch von der CDU. Der von Geisel und Brill ausgehandelte Ed-Sheeran-Deal spaltete zudem das Ampel-Bündnis von SPD, Grüne und FDP, da die Grünen im Juni mit der CDU und der Linken gegen die Bündnis-Partner gestimmt hatten. Claudia Krüger von der Tierschutzpartei sagte am Donnerstag im Rat Richtung Grüne: „Ich kann nicht verstehen, dass eine Partei, die sich angeblich fürs Klima und für die Umwelt engagiert, so etwas mitträgt.“

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