Düsseldorf. Angelika Backerts und Bettina Schapers Ehemänner sind verstorben. Regelmäßig besuchen sie das Format „Auf eine Currywurst“ – was dahinter steckt.
Die Nachricht trifft Angelika Backert wie ein Schlag: Ihr Mann hat einen Hirntumor. Unheilbar. Von der Diagnose bis zu seinem Tod vergehen zwei Jahre. Zwei Jahre, in denen Angelika Backert ihren Mann fast bis zum Schluss zuhause pflegt. „In der Zeit habe ich nur funktioniert“, erzählt die Düsseldorferin. „Und natürlich auch getrauert, weil ich wusste, dass es nie wieder besser wird.“ Mit 65 Jahren stirbt ihr Mann schließlich im Frühjahr 2022 nach einem kurzen Aufenthalt im Hospiz am Evangelischen Krankenhaus (EVK) in Unterbilk.
Allein gelassen wird Angelika Backert mit ihrer Trauer nicht: Das Palliativnetzwerk der Stiftung EVK kommt auf sie zu, informiert sie über die Angebote, die es vor Ort gibt – unter anderem die Trauerseminare über acht Abende. „Ich war erst ziemlich skeptisch, ob das was für mich ist“, erinnert sie sich. Aber Angelika Backert probiert es aus, nimmt im Herbst 2022 an dem Seminar teil – und stellt fest: Über den Verlust zu sprechen, tut ihr gut.
„Die Trauer wird nie weggehen, aber man kann lernen, mit dem Gefühlschaos umzugehen.“
„Natürlich waren auch Familie und Freunde für mich da. Aber die meisten konnten glücklicherweise noch nicht nachempfinden, wie es sich anfühlt, wenn der eigene Ehemann stirbt. Das Leben ändert sich komplett“, sagt die heute 66-Jährige. „Ich hätte vor seinem Tod nie gedacht, dass ich es alleine schaffe weiterzuleben. Aber im Seminar wurden mir meine Stärken aufgezeigt. Ich habe mir sogar eine neue Wohnung gesucht.“
Trauerangebote in Düsseldorf: Von Einzelgesprächen bis Currywurst-Treffen
Die Trauerarbeit am EVK ist während der Corona-Zeit entstanden. Die verschiedenen kostenlosen Angebote für Trauernde hat die ehemalige Pfarrerin Meike Rudolph ins Leben gerufen. Seit ihrem Ruhestand im November 2024 führt Pfarrer Florian Schneider die Arbeit gemeinsam mit den Trauerbegleiterinnen Bianca Papendell, Meike Hüter und Sabina Mysior fort.
Neben den Trauerseminaren gibt es Einzelgespräche, Trauerspaziergänge sowie Treffen in entspannter Atmosphäre „auf eine Currywurst“. Bei letzterem Format treffen sich Trauernde einmal im Monat im Café Modigliani am Friedensplätzchen in Unterbilk. Unter Anleitung des Seelsorge-Team des EVK tauschen sich die Betroffenen aus, unterstützen sich, hören einander zu. „Die Trauer wird nie weggehen, aber man kann lernen, mit dem Gefühlschaos umzugehen“, sagt Pfarrer Florian Schneider.
Kurios: Der Imbissklassiker wird bei den Treffen selbst aber gar nicht serviert. Die Currywurst taucht nur im Namen des Trauerangebots auf – und das ganz bewusst. „Wir wollten ein niederschwelliges Angebot schaffen. Und mal eben auf eine Currywurst vorbeikommen, unterstreicht den zwanglosen Charakter unserer Trauerbegleitung“, erklärt der 36-Jährige. Verpflichtend ist die Teilnahme nämlich nicht.
Zen bis 15 Personen nehmen regelmäßig an den Treffen teil. Einige trauern schon länger, bei anderen ist der Verlust eines geliebten Menschen noch ziemlich frisch. Auch Angelika Backert kommt noch regelmäßig. „Ich bin froh, dass es auch nach dem Trauerseminar eine Möglichkeit gibt, unter Anleitung mit anderen Betroffenen zu reden“, sagt sie. Der Abend dreht sich aber nicht nur um Trauer, Tod und Verlust. Es gibt auch „normale“ Gespräche, wie Pfarrer Schneider sagt. Und es wird auch gelacht – über Anekdoten, die man mit dem Verstorbenen erlebt hat zum Beispiel. „Wir geben den guten Erinnerungen Raum.“
Weitere Infos zur Trauerarbeit des EVK
Die Trauerangebote sind nicht auf das EVK begrenzt. Angesprochen sind alle, die um einen nahen Menschen trauern, unabhängig davon, wie lange der Todesfall zurückliegt oder wo der Angehörige verstorben ist. Die Angebote sind kostenlos.
Da die Trauerbegleitung nicht durch die Krankenkassen finanziert wird, ist die Stiftung EVK Düsseldorf auf Spenden angewiesen. Diese sammelt der Verein der Freunde und Förderer EVK Düsseldorf. Spendenkonto DE86300501100043000900, unter dem Zweck „Trauerarbeit“.
Weitere Infos zur Trauerbegleitung der Stiftung EVK Düsseldorf gibt es auch online unter: www.evk-duesseldorf.de/palliativnetzwerk/trauerbegleitung.
Bettina Schaper besucht ebenfalls regelmäßig die „Currywurst-Treffen“. Auch ihr Ehemann ist 2022 verstorben. „Es ist ganz wichtig, auch heute noch Tränen zuzulassen“, betont sie. Und dieses Selbstverständnis gibt es eben auch in der Gruppe: „Wenn jemand am Tisch anfängt zu weinen, wird das nicht heruntergespielt. Wir halten das aus und das ist wichtig“, betont Schaper.
Und Trauer verbindet: Angelika Backert und Bettina Schaper haben sich 2022 während des Trauerseminars kennengelernt. Heute sind sie gute Freundinnen, fahren sogar zusammen in den Urlaub. Backert: „Manchmal sitzen wir auch zusammen, schauen nach oben und stoßen mit einem Glas Wein auf unsere Männer an.“
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