Düsseldorf. Moritz Klaus war einer der Schauspieler aus dem Oscar-Gewinner-Film „Im Westen nichts Neues“. Zurzeit ist er im Düsseldorfer Schauspielhaus zu sehen.
Der kölsche Dialekt hat ihm geholfen. War ein Türöffner fürs Fernsehen. Schon als Siebenjähriger ergatterte Moritz Klaus seine erste Filmrolle, weil er die Kölner Mundart als Kind beherrschte. Seit dem Fernsehfilm „Teufelsbraten“ an der Seite von Ulrich Noethen stand Moritz regelmäßig vor der Kamera. „Ich bin spielerisch damit aufgewachsen,“ sagt er. Die Drehtermine mussten aber, erinnert er sich, stets neben dem Gymnasium laufen. Offenes Gesicht, rötlich-blondes Haar, leichtes Schmunzeln um den kleinen Schnäuzer. Klar und ohne Schnörkel spricht er. Natürlich, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
Auch im Interview. Obwohl er mittlerweile vorsichtig wird. Nach kurzem Zögern wägt er seine Worte ab, möchte Zitate genehmigen. Informationen über Privatleben oder Familie? Die sind Tabu. Nur so viel: „Weihnachten verbringe ich in Ruhe mit meiner Familie.“ Dennoch: Seine sympathische Offenheit und sein jugendliches Aussehen auch mit 25 (bald 26) überzeugen namhafte Regisseure und Zuschauer.
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So springt, rennt und turnt er mit roter Wollmütze als Pennäler Emil Tischbein in Kästners Jugendstück „Emil und die Detektive“ genauso sportlich locker über Tische und Bänke, wie auch in den bewegungsreichen, gespenstischen Szenen in „Moby Dick“. Auf der großen Bühne im Düsseldorfer Schauspielhaus. Dass ihn Star-Regisseur Robert Wilson für die Rolle des Harpuniers Tashtego ausgesucht hat, macht ihn stolz. Er habe viel gelernt in der Arbeit mit Wilson, in dem viele den Altmeister des Theaterzaubers sehen.
Als „Emil“ steht er in insgesamt 39 Vorstellungen auf den Brettern, auch während der Weihnachtstage, am 23. und 26. Dezember, und dann wieder im Januar. Stets vor ausverkauftem Haus. Die reinen Schulvorstellungen ab 12 Uhr verlangen von ihm und seinen Mitspielern mehr Konzentration und Improvisationstalent als sonst. Kinder kommentieren häufig die Handlungen – wenn der Taschendieb Herr Grundeis seine Beute versteckt, rufen sie spontan dazwischen und geben den Darstellern aufgeregt Tipps bei der Verbrecherjagd. „Wir auf der Bühne lassen Platz für die Spontaneität der Kinder, müssen aber die Zügel in der Hand halten.“ Dass ihnen das gelingt, beweist der begeisterte Jubel am Ende der Vorstellung.
Seinen ersten internationalen Erfolg feierte Klaus mit der (wenn auch kleinen) Rolle als Soldat Franz Müller in der Netflix-Verfilmung von „Im Westen nichts Neues“. Neben Top-Stars wie Daniel Brühl und Devid Striesow, der vor 20 Jahren mal zum Düsseldorfer Ensemble gehörte. Für sich persönlich hängt Moritz den Ruhm gleich niedriger. „Die vier Oscars gewann keiner der Schauspieler,“ sondern die Gesamt-Produktion von Edward Berger (Ton, Bild, Musik etc.) als bester fremdsprachiger Film. Bei der Party in Hollywood sei er daher nicht dabei gewesen. Das passt zu Moritz, der öffentlich nicht vor Ehrgeiz birst, sondern mit Erfolgen vorsichtig zurückhaltend umgeht.
Spannend wird es, wenn er von den Dreharbeiten zu „Im Westen nichts Neues“ erzählt. Gedreht wurde in Tschechien, während der Corona-Zeit, genau während des harten Lockdowns im Frühjahr 2021. „Wir Schauspieler waren an dem riesigen Set (mit mehreren Hundert Komparsen) mit extremen äußeren Umständen konfrontiert. Drei Monate lang. Wir haben viel zusammen erlebt und Gespräche geführt.“
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Trotz Präsenz auf Kino-Leinwand und Mattscheibe, schaffte Moritz Klaus den Weg zum Theater. Das lag, wie bei vielen Jung-Mimen, am Theaterspielen im Literaturkurs an seiner Schule. Bei der Aufführung von „Doktor Jekyll und Mister Hyde“ machte es ‚Klick‘. Und ihm war klar, dass Schauspielkunst mehr und herausfordernder sein kann als vor der Kamera zu stehen. Und so bestand er - nach dem Abi - die Aufnahme-Prüfung an der Leipziger Hochschule.
Und kam durch den Leipzig-Vertrag mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus als eine Art „Schauspiel-Referendar“ an eines der größten Häuser der Republik. Seit knapp zwei Jahren gehört er fest zum Ensemble, ist in ganz verschiedenen Inszenierungen auf der Bühne zu sehen. Spaß an Ironie hat er, wenn er schmunzelt: „Ausgerechnet Düsseldorf. Ich als leidenschaftlicher Effzeh-Fan.“ Das sei eine Alternative gewesen: „Als Junge wollte ich Profi-Fußballer werden.“
In Düsseldorf auf der Bühne - und das als Fan des FC Köln
Das Theater hat ihn gepackt. Mit Haut und Haaren. Das spürt man auch in der Dostojewski-Bearbeitung von „Schuld und Sühne“, in „Macbeth“ und in aktuellen Stücken wie „Mindset“ oder „Arbeit und Struktur“ von Wolfgang Herrndorf. Es sind für ihn „tolle Stoffe“ und ist dankbar, so viele verschiedene Regie-Handschriften und Themen kennenzulernen. So auch im Fall von Herrndorf (1965-2013). Erst nach seiner (Tumor-) Diagnose habe Herrndorf die Figuren in dem Jugendroman „Tschick“ entwickelt und geschrieben. Klaus: „Das bewundere ich und es bewegt mich immer wieder!“
In den nächsten Wochen ständig auf der Bühne
Moritz Klaus ist demnächst häufiger im Düsseldorfer Schauspielhaus zu sehen: in „Emil und die Detektive“ (26. Dez., 12., 13. Jan., jeweils zwei Vorstellungen); in „Macbeth“ (27. Dez.. 8. Jan.); in „Arbeit und Struktur“ (7. Jan.); in „Moby Dick“ (25., 26. Jan.); in „Mindset“ (10. Jan., 5. Feb). Mehr Infos auf der Homepage des Schauspielhauses oder Telefon 0211/ 369911.
Konsequent hat sich der Mime in diesen Jahren, zunächst bis 2026, für die Arbeit am Schauspielhaus entschieden, ist begeistert von der extremen Konzentration, in der man sich eine Inszenierung und ein neues Stück aneignen kann. Und hat zugunsten dieser Theaterarbeit attraktive Angebote (aus TV und Film) abgelehnt. „Keine anstehenden Projekte derzeit“, sagt er nüchtern. Wie er glaubhaft selbst in eine Kinderrolle schlüpfen kann, beweist Moritz als Emil, der sich, im Erich-Kästner-Roman, im Berlin der 1930er Jahre auf Verbrecherjagd begibt. „Wir alle spielen Kinder. Und spielen wie in anderen Rollen.“ Sicherlich eine außergewöhnliche Erfahrung für ihn, zumal das 75-Minuten-Familienstück in den Abendvorstellungen auch Erwachsene begeistert.
In ferner Zukunft wird der Schauspieler sicherlich wieder Dreh-Termine annehmen, am liebsten in fernen Ländern. So träumt auch er, wie viele in seinem Alter, von einer großen Filmrolle. Aber zunächst möchte er noch auf der Bühne stehen, u.a. in Stücken von Bertolt Brecht. Und Moritz hofft, dass er mit Robert Wilson und dem „Moby-Dick“-Stück – ein Publikums-Magnet, das Wochen vorher ausverkauft ist - auf große Tournee geht. Wenn’s nach ihm geht, „möglichst weit weg“. Verhandlungen mit dem Theaterchef laufen, wie man hört. Aber wohin, das ist geheim. Noch.
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