Düsseldorf. Zwei Kraken leben im Düsseldorfer Aquazoo, Tierschützer fordern, sie freizulassen. Wir haben die Oktopusse besucht – und Erstaunliches gesehen.

Als sich die Tierrechtsorganisation Peta am Welt-Oktopus-Tag für Kraken stark machte, da bekam auch der Düsseldorfer Aquazoo Post: Die Tierschützer forderten den Zoo unter anderem auf, „die in der Einrichtung eingesperrte Krake in ihre Heimat zurückzubringen“. Allerdings war sich Peta gar nicht sicher, ob es in Düsseldorf überhaupt noch einen Oktopus gibt. Daher gab es in dem Schreiben den Zusatz: „Sollte sie bereits verstorben sein, fordert Peta, die Krake nicht zu ersetzen und die Haltung dauerhaft einzustellen.“ Offenbar handelte es sich um einen Serienbrief, der an viele Zoos ging – mit dem Appell, keine Kraken in Aquarien einzusperren, da sie als hochsensible Tiere unter einer solchen Haltung leiden würden.

Die Tierschützer von Peta sorgen sich um die Oktopusse im Düsseldorfer Aquazoo

Im Düsseldorfer Aquazoo leben aktuell zwei Oktopusse. Gehören sie zu den „traurigen Lebewesen in Glasbecken“, um die sich die Tierschützer von Peta sorgen? Wir haben die Kraken besucht und uns von Anne-Claire Hoffmann, der Vorarbeiterin im Wasserrevier, zeigen und erklären lassen, was der Aquazoo tut, damit es den besonders intelligenten und empfindsamen Meeresbewohnern auch in einem Museumsbecken in der Großstadt gut geht.

Händchenhalten unter Wasser: Die Oktopusse im Düsseldorfer Aquazoo brauchen nicht nur gutes Futter, sondern auch Beschäftigung und Liebe.  
Händchenhalten unter Wasser: Die Oktopusse im Düsseldorfer Aquazoo brauchen nicht nur gutes Futter, sondern auch Beschäftigung und Liebe.   © NRZ | jum

Die Zootierpflegerin hat gerade das Essen angerichtet. Eine lebende Krabbe schwimmt in einem Eimerchen. Daneben liegen ein Stück Makrele, eine Garnele und eine Muschel. Einer der beiden Oktopusse, der momentan nicht in der Ausstellung untergebracht ist, sondern ein Becken hinter den Kulissen bewohnt, verfolgt das Geschehen durch die Glasscheibe. Er hat sich am Fenster festgesaugt und lugt mit einem Auge durch seine vielen Arme hindurch. Sein Blick fixiert Anne-Claire Hoffmann. Die beiden kennen sich gut.

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Aquazoo Düsseldorf: Händchenhalten mit dem Oktopus im Aquarium

„Das ist ein sehr zutrauliches Tier“, sagt sie und lässt von oben eine Hand in das Becken gleiten. Der Krake (Fachleute nutzen die männliche Form) umschlingt ihre Finger. Das sieht wie eine herzliche Umarmung aus. Oder wie Händchenhalten mit dem Oktopus. Hat das Jungtier hinter der Scheibe erkannt, wer ihm die Hand reicht? Die Zootierpflegerin nickt. „Sie können das sehen, fühlen und mit ihren Tentakeln sogar schmecken.“ Jeder der acht Arme, das erklärt die Fachfrau, hat ein eigenes kleines Gehirn.

Essen ist fertig: Es gibt Fisch und Meeresfrüchte für die Oktopusse im Aquazoo Düsseldorf.
Essen ist fertig: Es gibt Fisch und Meeresfrüchte für die Oktopusse im Aquazoo Düsseldorf. © NRZ | jum

Anne-Claire Hoffmann füttert den Kraken mit einer frischen Sandgarnele. Der Mund ist dort, wo sich die Arme unterhalb des Kopfes treffen. Während er die Mahlzeit verspeist, hält sich der Oktopus weiter an den Fingern seiner Bezugsperson fest. „Das ist ein bisschen so wie bei einem kleinen Hund, der Bindung sucht“, beschreibt die Mitarbeiterin des Aquazoos den Gemütszustand ihres Schützlings.

Der kleine Krake ist etwa ein halbes Jahr alt. Als er nach Düsseldorf kam, war er so winzig, dass er den Platz zwischen Daumen und Zeigefinger der Pflegerin ausfüllte. Ein Kollege eines anderen Zoos, der Taucher ist, hat den Oktopus aus dem Mittelmeer mitgebracht. Er hat dieses Tier ausgesucht, weil es das Kontaktfreudigste war und sich unter Wasser mit ihm angefreundet hatte. Auf einen Namen hat sich das Düsseldorfer Team noch nicht einigen können. Die einen nennen ihn Hank, wie der Oktopus aus „Findet Nemo“. Die anderen sagen Lula, das portugiesische Wort für Tintenfisch.

Aquazoo: Öffnungszeiten und Preise

Im Düsseldorfer Aquazoo Löbbecke Museum, Kaiserswerther Straße 380, ist immer einer der beiden Oktopusse zu sehen. Die Tiere wechseln sich ab, damit sie immer mal wieder eine Umgebungsveränderung haben. Wer nicht im Ausstellungsaquarium ist, zieht um in ein Wasserbecken hinter den Kulissen.

Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr. Geschlossen ist am 24./25. Dezember und am 1. Januar. Der Eintritt kostet 10 Euro für Erwachsene, ein Familienticket kostet 20 Euro, für Kinder bis sechs Jahre ist der Eintritt frei. Kontakt: 0211/899-61 50, per Mail: aquazoo@duesseldorf.de.

Ob der Kleine männlich oder weiblich ist, weiß Anne-Claire Hoffmann nicht. „Das ist bei Kraken ganz schwer feststellbar.“ Der Begattungsarm der Männchen sieht etwas anders aus, aber bei Hank (oder Lula) hat sie das noch nicht erkennen können. Nicht zu übersehen ist dagegen, dass der junge Krake ein wirklich neugieriges Exemplar ist. Das Interview vor dem Aquarium scheint ihn sehr zu interessieren. Er beäugt den wackelnden Kugelschreiber auf dem Schreibblock.

Hier werden gerade seine Bedürfnisse notiert. Die Vorarbeiterin des Wasserreviers erklärt, was Oktopusse brauchen. Neben einer guten Wasserqualität, der passenden Temperatur und hochwertigem Futter ist das vor allem Beschäftigung. Wie oft wird mit den Tieren gespielt? „So viel wie möglich“, sagt sie. Das sei eine Aufgabe, um die man niemanden im Team bitten müsse, weil alle das gerne machen. „Man baut ein richtiges Verhältnis auf zu den Tieren.“

Hinter den Kulissen im Düsseldorfer Aquazoo: So begrüßt Krake Pearl die Tierpflegerin.
Hinter den Kulissen im Düsseldorfer Aquazoo: So begrüßt Krake Pearl die Tierpflegerin. © NRZ | jum

Anne-Claire Hoffmann öffnet die Abdeckung des Beckens, das die Besucher von der anderen Seite aus sehen. Es dauert keine Minute, bis sich ein glitschiger Oktopus-Arm aus dem Aquarium hervortastet. „Hallo Pearl“, sagt die Zootierpflegerin und der Krake taucht mit seinem Kopf aus dem Wasser auf. Pearl hat ein Lieblingsspiel. Er klettert gerne in das Arbeitswerkzeug zur Beckenreinigung, ein kleiner Kasten mit Fensterscheibe. Wie in einem Boot schippert der Oktopus darin übers Wasser und hat manchmal sogar Lust, von dort aus den Arm der Pflegerin zu erobern.

Beide Tiere lieben es, Sachen nachzumachen. Oktopusse können zum Beispiel lernen, wie man ein Schraubglas öffnet, erzählt Anne-Claire Hoffmann. Bei manchen von ihnen genüge es, das einmal vor dem Aquarium vorzumachen. Aktuell gehört auch ein übergroßes gelbes Überraschungsei zu den Spielzeug-Favoriten. Und das Wasserlabyrinth, in dessen Inneren Futter aufgespürt werden kann.

Und so sieht der Blick für Besucher in das Aquarium mit Oktopus Pearl im Aquazoo Düsseldorf aus.
Und so sieht der Blick für Besucher in das Aquarium mit Oktopus Pearl im Aquazoo Düsseldorf aus. © NRZ | jum

Die harsche Kritik der Tierrechtsorganisation Peta an der Krakenhaltung im Aquazoo und die Forderung, sie freizulassen, kann die Mitarbeiterin nicht nachvollziehen. „Wir bieten unseren Besuchern die Möglichkeit, die Tiere kennenzulernen.“ Gefährdet sei der Oktopus nicht durch die Haltung in einer Bildungseinrichtung wie dem Aquazoo, sondern weil viele Menschen ihn vor allem auf dem Teller lieben. Von den Mitarbeitern im Aquazoo isst übrigens niemand Tintenfisch. Und vielleicht entscheidet sich ja der ein oder andere Besucher, der mit den wundersamen Wesen im Aquazoo am Fenster geflirtet hat, beim nächsten Restaurantbesuch für eine vegetarische Variante. Das dürfte dann auch im Sinne von Peta sein.

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