Düsseldorf. Der beliebte Aquazoo Düsseldorf soll erweitert werden. Das Museum könnte etwa dreimal so groß werden wie bisher. Aber der Umbau ist auch umstritten.

Der Aquazoo soll erweitert werden. Museumsleiter Jochen Reiter stellte zuletzt im Kulturausschuss die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie für den Ausbau vor, die drei Szenarien beinhaltet. In allen drei Vorschlägen entstehen zwei neue Gebäude, dazu soll in allen Fällen die Fläche des beliebtesten Düsseldorfer Museums in etwa verdreifacht werden - auf insgesamt 25.000 Quadratmeter Fläche. Der Umbau des Hauses besitzt Konfliktpotenzial. Erstens können die Kosten für einen Ausbau des Aquazoos „zum jetzigen Stand noch nicht beziffert“ werden, wie ein Stadtsprecher auf NRZ-Nachfrage erklärte. Zum anderen wird so oder so in den Nordpark hinein gebaut. Zudem sollen Bäume gefällt werden, die geplante Erweiterungsfläche liegt im Bereich einer Schutzsatzung.

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Wie wichtig allerdings der Ausbau sei, betonte Zoo-Direktor Reiter im Ausschuss. Falls die Erweiterung nicht in den nächsten Jahren erfolge, könne insbesondere bei den größeren Arten das Tierwohl „aufgrund der defizitären Infrastruktur“ nicht garantiert werden. Folge: Es müssten womöglich einige der gut 6000 Tiere des Hauses (darunter Krokodile oder Pinguine) abgegeben werden.

Das Museum war in den vergangenen Jahren nicht nur einmal ein Sanierungsfall. Nach einem ersten Eingriff im Jahr 2017 kam unter anderem heraus, dass ein falscher Mörtel verwendet worden war, der den täglich erforderlichen Reinigungsarbeiten mit Wasser nicht standhielt. Im Juni 2023 musste dann wegen eines umfangreichen Wasserschadens im Obergeschoss der Bodenbelag erneuert werden. Die Stadt hat schon viel Geld in das Haus am Nordpark gesteckt. Der Bund der Steuerzahler nahm den Aquazoo im Jahr 2023 deshalb in sein Schwarzbuch auf.

Aquazoo Düsseldorf: Gläserne Brücke soll die Gebäude verbinden

Und nun also der XXL-Ausbau: Im ersten Vorschlag ist eine gläserne Brücke (in Höhe des Insektariums) vorgesehen, die das Bestandsgebäude mit zwei neuen Gebäuden verbindet. In Variante zwei indes sollen Besucherinnen und Besucher von der Tropenhalle aus durch einen Tunnel in die Amazonas-Wasser-Welt geführt werden. Die Wasserwelt wäre dabei ein Gebäude, das sich unter der Erde befindet - mit Lichtschächten auf Bodenniveau. Grund: In diesem Bereich des Zoos wird weniger natürliches Licht benötigt, erklärte Aquazoo-Boss Reiter im Ausschuss. Im dritten Vorschlag werden zwei neue Gebäude komplett unterirdisch entstehen, dazu aber auch ein dritter oberirdischer Neubau, weil die Flächenkapazitäten unter der Erde begrenzt sind. Bei dieser Variante würden die neuen Gebäude ebenfalls durch Tunnel miteinander verbunden.

Die Machbarkeitsstudie wurde im Auftrag der schwarz-grünen Stadtkooperation in Auftrag gegeben. Dementsprechend hoffnungsfroh zeigt sich auch die CDU. „Grundsätzlich sind wir ein großer Befürworter der Erweiterung“, sagt Bürgermeister Josef Hinkel. In der CDU-Fraktion wurde bereits viel über den Umbau debattiert, präferiert wird laut Hinkel die Variante 1, bei der das Haus weiter komplett oberirdisch verläuft: „Das Museum braucht Tageslicht, auch für die Tagungsräume. Außerdem sind Anlieferungen so besser möglich. Wenn man das alles nun richtig gestaltet, passend zum satzungsgeschützten Bereich des Nordparks, dann erhalten wir einen strahlenden Neubau“, so Hinkel auf NRZ-Anfrage.

Pro Jahr zählt der Zoo inzwischen im Schnitt 500.000 Besucherinnen und Besucher, darunter zahlreiche Familien mit Kindern. „Und wenn schon so viele junge Menschen kommen, dann wird es höchste Zeit, dass dieses Haus auch familienfreundlich umgebaut wird“, sagt SPD-Ratsfrau Cornelia Mohrs. Vor sieben Jahren, als der Aquazoo saniert wurde, sei sie bei der Wiedereröffnung „schockiert“ gewesen, so Mohrs. „Danach gab es immer noch viel zu wenig Toiletten, kaum Wickelmöglichkeiten und keine richtige Barrierefreiheit. Das muss sich jetzt schnell ändern.“

Aquazoo-Ausbau: Widerstände aus der Stadtverwaltung Düsseldorf

Es soll auch Widerstände aus der Verwaltung geben. Wie die NRZ aus Rathauskreisen erfuhr, soll Gartenamtsleiterin Doris Törkel selbst eine Gegnern des XXL-Ausbaus sein, weil ihr die Eingriffe in den Nordpark in allen Fällen wohl zu umfangreich sind. Kritik übt aber auch die Düsseldorfer Linke. „Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass wir gegen alles sind“, sagt Fraktionschefin Julia Marmulla. „Aber Machbarkeit muss beim Bedarf anfangen. Und da gibt es für uns zu viele Fragezeichen. Wir haben den Verdacht, dass wir hier wieder das nächste Leuchtturmprojekt vor uns haben. Der Ausbau solle dem Wohl der Tiere zu Gute kommen. Aber warum denken wir nicht darüber nach, die Tiere in andere Zoos abzugeben?“

Beliebtes Ausflugsziel: Der Aquazoo Düsseldorf zählt pro Jahr oft rund 500.00 Besucherinnen und Besucher.
Beliebtes Ausflugsziel: Der Aquazoo Düsseldorf zählt pro Jahr oft rund 500.00 Besucherinnen und Besucher. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Die Grünen erinnern derweil an den Nachhaltigkeitsaspekt der Erweiterung. Diese sei ohnehin „alternativlos“, wie Bürgermeisterin und OB-Kandidatin Clara Gerlach betont. „Allein bei der Größenordnung der Tierunterbringung gelten inzwischen andere Standards.“ Der Aquazoo sei ein Haus, das eine breite Vielfalt von Menschen aller Altersstrukturen anziehe. Da sei es wichtig, dass man sich dort auch wissenschaftlich mit der Frage beschäftigt: „Wie gehen wir eigentlich mit unserer Umwelt um?“

„Ich bin jemand, der gerne die Experten befragt und denen auch die Entscheidung überlasst“, sagt Ulf Montanus, OB-Kandidat der FDP und Mitglied im Kulturausschuss. Für ihn ist wichtig: Das Gartendenkmal Nordpark „darf nicht angegriffen werden“. Es sei sicher wichtig, dass es den Tieren gut gehe, so Montanus. „Aber es sollte auch alles zusammenpassen, das muss dann im Bauvorantrag geregelt werden.“

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