Düsseldorf. Einsam an Heiligabend: Ein Problem, das viele Menschen in Düsseldorf betrifft. Wie ehrenamtliche Helfer und Verbände Abhilfe schaffen wollen.

Wenn Ute Korsgen am kommenden Samstag (30. November) mit ihrem Gospel-Chor auf der Bühne steht, dann weiß sie, dass die Einnahmen des Benefizkonzerts einem guten Zweck zugutekommen. Denn das Geld fließt in eine Herzensangelegenheit Korsgens: Eine Weihnachtsfeier, die Abhilfe schaffen soll bei Einsamkeit. Im Besonderen richtet sich diese an alleinstehende Männer in Düsseldorf, die so am Heiligabend nicht alleine sein müssen. Korsgen gehört zu den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, welche diese Weihnachtsfeier jetzt schon zum 97. Mal möglich machen.

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Weihnachtsfeier für Alleinstehende in Düsseldorf: Einsamkeit nimmt zu

Hinter der Feier, die in den Rheinterrassen stattfindet, steht der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) aus Düsseldorf. Ralf Wittig, der für die Feier zuständige CVJM-Sekretär, weiß um die Problematik der Einsamkeit. „In Düsseldorf gibt es NRW-weit den höchsten Anteil an Single-Haushalten“, erklärt er. Eine Zahl, die sich mit den aktuellsten Zensusdaten des Statistischen Landesamtes deckt. Laut derer liegt Düsseldorf mit fast 56 Prozent deutlich über dem Landes-Durchschnitt (knapp unter 44 Prozent). „Und mehrzählig sind es Männer, die hier alleine Leben“, so Wittig weiter.

Aber nicht nur Männer trifft die Einsamkeit, neue Berichte der NRW-Landesregierung fokussieren sich beispielsweise auf die wachsende Einsamkeit unter Jugendlichen, bei denen spätestens seit der Corona-Pandemie das Thema immer stärker in den Fokus gerückt ist. Und die Einsamkeit verstärke sich, so Wittig, gerade alleinstehende Menschen seien besonders getroffen. Und so rechnen die Veranstaltenden auch in diesem Jahr wieder mit rund 450 Teilnehmern, die die CVJM-Weihnachtsfeier am 24. Dezember besuchen werden.

Feiern gegen Einsamkeit in Düsseldorf: Teilnehmerzahlen sinken, Einsamkeit nimmt zu

„In den 70er-Jahren waren wir tatsächlich vierstellig bei den Teilnehmern“, erklärt er. Wie sinkende Teilnehmerzahlen trotz steigender Einsamkeit zusammenpassen? Dafür gebe es mehrere Gründe. So gebe es immer mehr Veranstaltungen von Vereinen und Sozialverbänden, an die sich Betroffene wenden können. „Auf der anderen Seite wird es aber auch immer schwieriger, die Betroffenen zu erreichen“, so Wittig.

Ute Korsgen und Ralf Wittig sprechen über die CVJM-Weihnachtsfeier.
Ute Korsgen und Ralf Wittig sprechen über die CVJM-Weihnachtsfeier. © NRZ | Lucas Gangluff

Heute würde für die Veranstaltung beispielsweise direkt bei Hausärzten geworben. „Der Doktor ist ja auch oft eine Person, der sich Menschen anvertrauen“, so der Gedanke dahinter. „Und wenn der merkt, dass ein Patient einsam ist, kann er ihm zumindest unseren Flyer geben.“ Was zusätzlich für die sinkenden Teilnehmerzahlen sorgt: „Die Männer sterben schlicht und ergreifen.“ Zwar kämen auch immer wieder junge Menschen zur Feier dazu, doch „die meisten sind über 50“, erklärt der CVKM-Sekretär.

Einsamkeit: Manche Männer schon seit Jahrzehnten mit dabei

Und viele kommen schon seit Jahren, weiß Ute Korsgen. „Wenn wir die Ticketvergabe haben, kann ich manche schon mit Namen begrüßen“, sagt sie. „Wir fragen am Anfang der Weihnachtsfeier oft, wer zum ersten Mal da ist, wer zum zehnten Mal und so weiter“, ergänzt Wittig. „Wir haben auch welche da, die seit über 20 Jahren mit dabei sind.“ Dabei kann die Grenze zwischen Helfern und Betroffenen oft auch fließend sein. „Einer unserer Männer steht immer ganz vorne mit dabei, wenn die Tickets abgeholt werden können“, erzählt Korsgen. „Im Anschluss bleibt er da und hilft mit.“ Andere würden nach der Weihnachtsfeier beim Aufräumen helfen oder beteiligen sich finanziell an der Feier.

Auch für Ute Korsgen kam der Impuls sich zu engagieren aus dem Wunsch, den Heiligabend nicht alleine zu verbringen. „Vor ein paar Jahren hat sich meine familiäre Situation geändert“, erzählt sie. Sie sei nach Düsseldorf gezogen und hier über eine Anzeige auf die Weihnachtsfeier aufmerksam geworden. „Gerade an Heiligabend wollte ich nicht alleine sein. Deshalb habe ich angefragt, ob ich helfen kann und wurde direkt eingespannt“, erzählt sie. Selbst in den schwierigen Corona-Zeiten, als nochmal besondere Auflagen für die Feier galten, engagierte sie sich und mit der Zeit wuchsen so auch ihre Aufgaben und die Verantwortung.

Ehrenamt für den guten Zweck: Helferinnen und Helfer sind „Wiederholungstäter“

Viele der rund 120 an der Feier und den Vorbereitungen beteiligten Helferinnen und Helfer seien „Wiederholungstäter“, so Ralf Wittig. Aber gerade dadurch, dass sie so viele Menschen hinter den Kulissen, als Gesprächspartner für die Gäste oder auch direkt im Bühnenprogramm der Weihnachtsfeier engagierten, bliebe es für alle Beteiligten eine entspannte Angelegenheit. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Planungsaufwand im Vorhinein enorm ist.

Die Weihnachtsfeier für alleinstehende Männer in den Rheinterrassen war bereits in den vergangenen Jahren immer gut besucht.
Die Weihnachtsfeier für alleinstehende Männer in den Rheinterrassen war bereits in den vergangenen Jahren immer gut besucht. © CVJM Düsseldorf

„Rund um Weihnachten ist es ja nicht so einfach mit dem ÖPNV“, nennt Ute Korsgen nur ein Beispiel. „Deshalb haben wir uns mit einem Busunternehmen zusammengetan und einen Streckenplan ausgearbeitet, damit auch alle wieder nachhause kommen.“ Aber auch beim Essen, sei man auf gute Partner angewiesen, weiß Ralf Wittig. „Wir arbeiten hier schon seit Jahren mit der gleichen Catering-Firma und haben da auch dieses Jahr ein sehr gutes Angebot bekommen.“

30.000 Euro Spenden für Weihnachtfeier und gegen Einsamkeit in Düsseldorf

Dennoch sind die Kosten für die Feier beachtlich – 30.000 Euro sind es, die sich fast vollständig aus Spenden finanzieren. „Dabei haben wir Großspender und kleine Beträge“, so Wittig. Darüber aber finanziere man die Miete, ein „Festessen“ für die Männer, kleine Geschenktüten sowie die Kosten für die Technik und Logistik.

Aber nicht nur für alleinstehende Männer sondern auch für alleinstehende Frauen gibt es an Heiligabend Angebote in Düsseldorf. So findet bereits seit 1962 die Weihnachtsfeier für alleinstehende Frauen und alleinerziehende Mütter statt, die vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Düsseldorf organisiert wird. Auch diese Feier findet in den Rheinterrassen statt, hierher war man vor ein paar Jahren wegen der besseren Erreichbarkeit umgezogen, erzählt Cornelia Seger vom BDKJ.

Auch Feier für Frauen und alleinerziehende Mütter: Rund 200 Teilnehmerinnen in Rheinterrassen

Die Veranstaltung selbst findet nachmittags statt, und endet kurz vor der CVJM-Feier. Das habe sich traditionell so eingebürgert. „So kommen wir uns da auch nicht in die Quere“, erklärt Seger. Für die rund 200 teilnehmenden Frauen gäbe es dann neben einem Bühnenprogramm Kaffee und Kuchen sowie eine Geschenktüte zum Mitnehmen. „Wir sind froh, dass wir beim Programm auf ein paar echt tolle Leute bauen können“, freut sich Seger. „Wir haben seit einigen Jahren ein Kinderballett aus Ratingen mit dabei und wir haben auch eine kleine Band mit Leuten aus unserem Verband, die mit auf der Bühne stehen.“

Und auch hier sind die Veranstaltenden auf Spenden und freiwillige Helfer angewiesen. „Anders könnten wir das gar nicht stemmen“, betont Cornelia Seger. Und auch Ralf Wittig stimmt dem zu: „Die Weihnachtsfeier ist davon abhängig, dass Menschen an das glauben, was wir hier tun und sich beteiligen.“

Weihnachtsfeiern für Alleinstehende

Die Weihnachtsfeier für Männer findet am 24. Dezember von 17 Uhr bis 20 Uhr in den Rheinterrassen am Joseph-Beuys-Ufer 33 statt. Einlass ist ab 16:30 Uhr. Die kostenlosen Eintrittskarten können am 22. und 23. Dezember von 10 Uhr bis 18 Uhr im CVJM-Haus an der Graf-Adolf-Straße 102 abgeholt werden.

Die Weihnachtsfeier für alleinstehende und alleinerziehende Frauen sowie deren Kinder findet bereits vorher von 14 Uhr bis 16 Uhr in den Rheinterrassen statt. Die kostenlosen Karten können hier ab dem 2. Dezember entweder online über bdkj-waf.de bestellt werden oder telefonisch werktags von 9 Uhr bis 15 Uhr unter der 0211 5665430.

Wer sich als Helfer oder finanziell an den Feiern beteiligen will, kann dies ebenfalls tun. Weitere Informationen finden sich auf den Internetseiten der beiden Verbände.

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