Düsseldorf. Mehrere tausend Bürger wehren sich seit zwei Jahren gegen wild geparkte E-Scooter in Unterrath. Pläne aus dem Rathaus sorgen jetzt für Ärger.

Wenn Luzia Busemann durch ihren Stadtteil geht, dann sieht sie vor allem eines: E-Scooter. „Die sind hier einfach überall“, beklagt die Düsseldorferin ein Problem, gegen das die Unterrather seit zwei Jahren kämpfen. Bürgervereine und Geschäftsleute haben sich zusammengetan, um gemeinsam dafür zu trommeln, dass die Stadt eine Lösung für die bisher wild im Viertel herumstehenden Leihroller findet. Mehrere tausend Menschen stehen laut Busemann hinter dem Projekt und üben Druck auf die Stadt aus. Die Verwaltung präsentiert nun in der Sitzung der Bezirksvertretung am 6. November einen Vorschlag, der für mehr Ordnung in Unterrath sorgen soll. Aber zufrieden sind die Bürger damit nicht.

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„Das ist doch weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein.“ So lautet das Urteil von Luzia Busemann über die Pläne aus dem Rathaus, in Unterrath fünf „Mini-Sharingstationen“ und 600 Meter Parkverbotszone an der Kalkumer Straße einzurichten. Das sei viel zu wenig. „Da fühlt man sich doch veralbert“, ärgert sie sich darüber, dass die Stadt nach zwei Jahren Auseinandersetzung und mehreren „Brandbriefen“ an den Oberbürgermeister und den Verkehrsdezernenten mit einer solchen Idee um die Ecke komme.

„Die Stadtmitte ist natürlich mal wieder viel wichtiger als unser kleiner Stadtteil“

Luzia Busemann über das Problem mit E-Scootern in Düsseldorf-Unterrath

Deshalb haben die Unterrather jetzt einen Bürgerantrag auf den Weg gebracht, um das „Roller-Chaos“ zu stoppen. Sie fordern das sofortige Ende des „Free-Floating-Systems“ außerhalb fester Abstellplätze im gesamten Stadtteil. Genau so, wie es auch in der City organisiert sei. Heißt: Wer seinen E-Scooter hier nicht an einen festen Platz bringt, der kann ihn nicht abstellen, ohne dass die Uhr für die gebührenpflichtige Nutzungszeit weiterläuft. „Da sehen wir ja, dass eine solche Regelung funktionieren kann“, sagt Luzia Busemann. „Warum nicht auch hier in Unterrath?“, fragt sie und kann sich eine Äußerung nicht verkneifen: „Die Stadtmitte ist natürlich mal wieder viel wichtiger als unser kleiner Stadtteil.“

Mit fünf Abstellstationen an der Kalkumer Straße sei den Unterrathern so gut wie gar nicht geholfen. „Wir kennen die Brennpunkte, an denen sich hier bei uns die E-Scooter stapeln.“ Zehn solcher Stellen habe man der Stadt als Standorte für Mobilitätsstationen vorgeschlagen. Aber diese Ortskenntnis habe die Sachbearbeiter wohl nicht interessiert, denn nur zwei der Hinweise seien berücksichtigt worden.

An Straßenbahnstationen stehen die E-Scooter in Düsseldorf-Unterrath häufig im Weg. Hier parkt ein Roller auf der Gehwegmarkierung für Sehbehinderte.
An Straßenbahnstationen stehen die E-Scooter in Düsseldorf-Unterrath häufig im Weg. Hier parkt ein Roller auf der Gehwegmarkierung für Sehbehinderte. © Hans-Dieter Budde

Dass die E-Scooter in Unterrath ein großes Problem sind, bestätigt auch Anwohner Hans-Dieter Budde. „Ich bin viel mit dem Fahrrad unterwegs, da müssen Sie höllisch aufpassen“, beschreibt er die Lage. Überall würden die Roller herumstehen. Die Scooter würden Eingänge zu Straßen- oder U-Bahn-Stationen blockieren, die auf dem Boden angebrachten Leitsysteme für Sehbehinderte stören oder mitten auf Verkehrsinseln stehen. Er hat sie auch schon auf den Sitzen an Haltestellen gesehen.

Mit dem E-Scooter zum Flughafen Düsseldorf

Vor allem die Nähe zum Flughafen beschert dem Stadtteil übermäßig viele Roller. Wer dort sein Fahrzeug im Wohnviertel parke, um mit dem Flugzeug zu verreisen, der nutze auf dem Rückweg zum Auto oft einen Scooter. Ein großes Problem habe man am Kinderspielplatz an der oberen Kalkumer Straße. Dort würden oft ein Dutzend und mehr Leih-Scooter und Leih-Fahrräder parken, weil hier die Verbotszonen für das „Free-Floating-System“ beginnen. „Da die Fahrzeuge leicht umfallen können, ist das gefährlich für die Kinder.“ 

Nach zwei Jahren Kampf gegen die E-Scooter und dem ihrer Meinung nach unzureichenden Lösungsvorschlag, fünf Stellplätze einzurichten, ziehen die Vereine jetzt ein bitteres Fazit. Die Stadt, so ihr Eindruck, sei wohl nicht gewillt, kurzfristig im Sinne aller Bürger Konsequenzen aus den permanenten Abstellverstößen zu ziehen. Mit dem Bürgerantrag fordern die Unterrather jetzt ein Ende des „Free-Floating-Systems“ überall dort, wo es keine Regelungen wie in der City gebe. Dazu eine bessere Überwachung und Ahndung von Verstößen und eine städtische App, mit der falsch abgestellte Fahrzeuge per Smartphone einfacher als über die Website der Verleiher gemeldet werden können. „Wir bleiben dran und lassen nicht locker“, lautet das Fazit aus dem Stadtteil.

Informationen über die E-Scooter-Problematik in Unterrath haben die Vereine im Internet zusammengetragen: www.rvdu.de.

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