Düsseldorf. Der Jürgensplatz am alten Polizeipräsidium soll umbenannt werden. Welcher Vorschlag der Favorit ist und warum „Platz der Polizei“ auf Kritik stößt.

Welchen Namen soll der Platz am ehemaligen Polizeipräsdium in Düsseldorf-Unterbilk bekommen? Nachdem feststand, dass der Name „Jürgensplatz“ aus historischen Gründen nicht mehr haltbar ist, begannen die Diskussionen. Zurzeit zeichnet sich auf politischer Ebene ab, dass das Areal bald den Namen „Klaus-Dönecke-Platz“ erhalten wird – in Gedenken an den im Sommer 2017 verstorbenen Polizisten und Polizeigeschichtsforscher Klaus Dönecke.

Es gab zuletzt andere Vorschläge, etwa „Platz der Polizei“. Diese Idee der Polizeipräsidentin Miriam Brauns erhielt bei einer Bürgerversammlung vor einigen Wochen zunächst Zustimmung, stieß später vielen jedoch auch sauer auf. Vor allem den Anwohnern am alten Polizeipräsidium. Es gab sogar in einem Online-Nachbarschaftsportal eine Umfrage, an der sich fast 100 Personen beteiligten. Ergebnis: Es sei unpassend, einen Platz nach einer staatlichen Institution zu benennen, die das Gewaltmonopol vollzieht. Und auch SPD-Ratsherr Martin Volkenrath, der den Namen Klaus Dönecke als erstes ins Spiel brachte, hält von einem „Platz der Polizei“ nichts. „Die deutsche Polizei hat eine widersprüchliche Geschichte. Sie hatte im Faschismus eine wesentliche Machtfunktion, es gab keine Deportation, ohne dass die Polizei daran beteiligt gewesen war“, so der frühere Polizei-Gewerkschaftler Volkenrath.

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Der bisherige Namensgeber des Platzes, Franz Jürgens, war Oberstleutnant der Schutzpolizei und Unterstützer der „Aktion Rheinland“. Die Mahn- und Gedenkstätte in Düsseldorf arbeitete seine Geschichte jedoch auf und stellte vor zwei Jahren abschließend fest, dass Jürgens der nationalsozialistischen Ideologie nahestand und sich erst in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges gegen das NS-Regime stellte. Diese Untersuchungsergebnisse wurden im März dieses Jahres veröffentlicht. Der Stadtrat beschloss dann im September eine Umbenennung des Platzes.

Und ginge es nach SPD-Mann Volkentath, würde der Platz eben nach dem Polizeihistoriker Klaus Dönecke benannt werden. „Der Mann hat die Rolle der Polizei umfassend beleuchtet, die Umbenennung wäre ein klares Bekenntnis zur antifaschistischen Aufarbeitung.“ Döneckes Arbeit sei keine leichte gewesen, ein, so Volkenrath „Dienst am Volke“.

Zum zehnjährigen Bestehen des Vereins „Geschichte am Jürgensplatz“ hielt Klaus Dönecke eine Rede in der Jüdischen Gemeinde. Dies ist nun schon mehr als zehn Jahre her.
Zum zehnjährigen Bestehen des Vereins „Geschichte am Jürgensplatz“ hielt Klaus Dönecke eine Rede in der Jüdischen Gemeinde. Dies ist nun schon mehr als zehn Jahre her. © WAZ | STEFAN AREND

Klaus Dönecke war jemand, der seiner Arbeit mehr als gewissenhaft nachging. Mit Ehrenbürger Aloys Odenthal baute er die Dauerausstellung „Transparenz und Schatten“ auf. Den Bericht über einen Transport jüdischer Mitbürger in die Vernichtungslager in Osteuropa übergab Dönecke 2008 an die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Er und seine Kollegen waren damals die ersten deutschen Polizisten, die diesen Ort in Uniform besuchen durften. Für seine Forschungsarbeit wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz, dem NRW-Verdienstorden und mit der Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf ausgezeichnet. Anfang Juli 2017 starb Klaus Dönecke mit 62 Jahren unerwartet nach einem Routineeingriff im Krankenhaus.

Dietmar Wolf, Bezirksbürgermeister der Grünen, war bei der Bürgerversammlung vor einigen Wochen dabei. „Mir hätte auch der Name ‚Platz der Erinnerung‘ gut gefallen. Das würde diesem Ort gerecht werden, an dem ja viel passiert ist, was wiederum Klaus Dönecke aufgearbeitet hat“, so Wolf. Die Düsseldorfer Grünen verweisen in diesem Zusammenhang gerne auf einen Beschluss im Stadtrat, nach dem Frauennamen bei Straßenumbenennungen bevorzugt werden sollten. Allerdings: Der von der Mahn- und Gedenkstätte ins Spiel gebrachte „Edith-Fürth-Platz“ erhielt bei der Bürgerversammlung jüngst nur zwei Stimmen. Edith Fürst war eine Düsseldorfer Jüdin, die auf der Flucht vor den Nazis im Frühling 1942 in einem Lager in Osteuropa ermordet wurde.

Bastian Fleermann, der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, hält beide nun übrig gebliebenen Vorschläge - sowohl den Klaus-Dönecke-Platz, als auch den Edith-Fürst-Platz - für ein „würdevolles Zeichen, das man für diesen Platz setzen könnte“. Fleermann will einer politischen Entscheidung im Stadtrat aber auch nicht vorgreifen: „Das obliegt mir nicht, mich da zu weit aus dem Fenster zu legen“, sagt er.

Das Thema wird wieder beim nächsten Treffen der BV 3 am 26. November als interfraktioneller Antrag auf der Agenda stehen, ehe es dann am 12. Dezember zur Entscheidung in den Stadtrat geht. Dass es bald in Düsseldorf einen Klaus-Dönecke-Platz geben wird, scheint nur noch Formsache zu sein.

CDU-Fraktion hat sich auf Klaus Dönecke geeinigt

Die CDU traf sich am Montag zur Fraktionssitzung. „Und die große Mehrheit der Anwesenden war für einen Dönecke-Platz“, sagt Fraktionschef Rolf Tups auf NRZ-Anfrage. Auch er persönlich habe dabei „kein Störgefühl, die Namensfindung passt einfach“, Tups meint, Dönecke habe die NS-Vergangenheit der Düsseldorfer Polizei akribisch aufgearbeitet und damit sichtbar gemacht. „Und da musste er natürlich auch gegen Widerstände ankämpfen.“ Der CDU-Mann hätte auch mit einem „Platz der Polizei“ leben können, „aber ehrlicherweise ist die Dönecke-Variante die deutlich einfallsreichere“.

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