Düsseldorf. Das Ende des Riehl-Kollegs Düsseldorf ist in Sicht. Es gibt jedoch einen Deal mit der Bezirksregierung. Wer davon profitiert - und wer nicht.
Jetzt scheint es amtlich: Das Riehl-Kolleg in Düsseldorf wird geschlossen. Im Vorfeld war es zu Protesten aus Schülerschaft und Kollegium gekommen. Am 11. November trafen sich die Bezirksregierung und die Verantwortlichen aus Trägerverein und Stadtverwaltung und verhandelten über die Zukunft des Weiterbildungskollegs. So richtig gut erscheint der gefundene Kompromiss aus Sicht der Schülervertretung (SV) des Riehl-Kollegs allerdings nicht.
Riehl-Kolleg Düsseldorf muss im Sommer 2026 geschlossen werden
Bernd Blümel ist Vorsitzender der SV des Riehl-Kollegs. Er berichtet, was nun verlautbart wurde: „Der Vorstand des Trägervereins hat beschlossen, dass die Schule abgewickelt werden soll.“ Allerdings sei es gelungen, eine Sondergenehmigung mit der Bezirksregierung auszuhandeln. Das Ergebnis: „Wir dürfen keine neuen Schüler aufnehmen. Die Semester Drei bis Sechs dürfen ihr Abitur noch machen. Für die Schüler aus dem ersten Semester gilt, dass sie noch die Einführungsphase beenden dürfen.“
Das Nachsehen habe das jetzige zweite Semester. Zur Einordnung: Die ersten beiden Semester am Riehl sind in der Einführungsphase, in der die Schüler für die Qualifikationsphase (Semester Drei bis Sechs) fit gemacht werden. Die Qualifikationsphase entspricht dabei der gymnasialen Oberstufe und gehorcht den Vorgaben des Zentralabiturs.
Wer also jetzt im ersten Semester ist, wird das Abi an einem anderen Kolleg machen müssen, ist aber wenigstens in den Genuss der Einführungsphase gekommen – also in der Lage, die Oberstufe zu absolvieren. Die knapp 60 Erstsemester dürfen die Schule noch bis Sommer 2025 besuchen. Das jetzige zweite Semester allerdings muss schon zum Halbjahreswechsel Anfang 2025 die Schule verlassen. Blümel: „Das betrifft gut 30 Menschen.“ Für die sei die Weihnachtszeit natürlich gelaufen, so Blümel weiter. Und ob alle Erst- und Zweitsemester ihre Bildungslaufbahn wirklich fortsetzen, sei im besten Falle unklar.
Schwer wiegt dabei auch, dass sich in den niedrigen Semestern besonders viele engagierte Schüler und Schülerinnen für den Erhalt der Schule eingesetzt haben. Das Engagement habe durch die Kompromisslösung nun aber einen Dämpfer erhalten. Einige Schüler aus den höheren Semestern seien einfach nur froh, dass sie nun Sicherheit haben. Ob die Solidarität unter diesen Vorzeichen aufrechterhalten werden kann, ist noch unklar. Was aber klar ist: „Fürs Riehl-Kolleg insgesamt ist es gelaufen“, so Blümel. Und: „Das zweite Semester ist jetzt völlig alleingelassen.“
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Schüler aus Düsseldorf müssen auf andere Kollegs ausweichen: Für viele ein echtes Problem
Die Schule ist derweil damit beschäftigt, den weiteren Bildungsgang der Schülerinnen und Schüler zu koordinieren, die das Riehl-Kolleg ohne Abschluss verlassen müssen. Mögliche Ausweichskollegs finden sich in Neuss, Wuppertal, Essen und Köln. „Aber da kommen mitunter erhebliche Fahrzeiten auf die Schüler zu“, so Blümel. Für Alleinerziehende etwa seien so weite Wege kaum zu stemmen. Vor allem, wenn in der Kita wieder mal Notbetreuung angesagt ist. „Wir hatten hier schon Fälle, dass Alleinerziehende ihre Kinder mit in den Unterricht gebracht haben.“ Tatsächlich habe das gut funktioniert: „Andere Schulformen sind auf sowas gar nicht ausgerichtet.“
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Und genau das ist das Problem: Das Riehl-Kolleg ist nicht einfach mit anderen Kollegs zu vergleichen, das Fächerangebot sei breiter. Die SV hätte im Prinzip auch nichts dagegen, dass der Bildungsgang an sich überführt werde. Das könnte etwa der Fall sein, wenn das Riehl-Kolleg dem Abendgymnasium eingegliedert werden würde. Es sei ja möglich, den Bildungsgang weiter anzubieten, also die Möglichkeit, das Abitur auch vormittags zu nachen. Für viele Schülerinnen und Schüler sei der Unterricht am Abend nicht praktikabel.
Schülervertretung beklagt „anstandsloses Verhalten“ der Verantwortlichen
Für die SV ist klar: „Wir werden weitermachen.“ Rechtskräftig ist der Beschluss nämlich noch nicht, es bedarf noch der Zustimmung durch die Mitgliederversammlung des Trägervereins. Was aber jetzt schon schmerze: der Umgang von Stadtverwaltung und HWK mit den Schülern wird kritisiert. Es wird von „arrogantem Verhalten der Verantwortlichen“ berichtet. Für Blümel Ausdruck der „Arroganz der Macht“. Blümel meint, „die Schließung des Riehl-Kollegs ist eine Schande für die Landeshauptstadt.“ Gerade in Düsseldorf sollte es die Möglichkeit geben, auch tagsüber in guter Lernumgebung sein Abitur nachzuholen. Stand jetzt sieht es so aus, als würde diese Möglichkeit alternativlos wegbrechen, wie die SV in einer Online-Petition schreibt. Diese Petition zur Erhaltung des Riehl-Kollegs haben mittlerweile über 1800 Menschen unterzeichnet.
Dass ein Kompromiss gefunden wurde, ist natürlich zunächst eine gute Nachricht. Auch dass viele Schüler und Schülerinnen ihr Abitur noch werden machen können, ist positiv. Und doch bleibt ein fader Beigeschmack: „Wir wurden am 11. November von den Verantwortlichen benachrichtigt. Sie kamen in die Schule und hatten anscheinend nicht damit gerechnet, hier am Nachmittag noch Schüler anzutreffen. Wir haben eine Menschenkette gebildet, Plakate hochgehalten: Doch die Verantwortlichen haben sich die Plakate nicht einmal angesehen.“ Schlichtweg „anstandslos“ sei das gewesen. Den Eindruck, sie seien wichtige Beteiligte, hätten die Schülerinnen und Schüler nicht haben können.
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