Düsseldorf. Mit dem Hoppeditz-Erwachen sind Düsseldorfs Karnevalisten am Montag in die fünfte Jahreszeit gestartet. So lief der Sessionsauftakt im Rathaus.

Zu den Klängen von Bruce Springsteens „Born in the USA“ stieg der Hoppeditz am Montag (11. November) vor dem Düsseldorfer Rathaus pünktlich um 11.11 Uhr aus seinem Senftöpfchen. Dass statt eines Karnevalsliedes der Rock-Klassiker lief, als der Hoppeditz aus seinem monatelangen Schlaf erwachte, hatte einen naheliegenden Grund: Denn die US-Wahl in der vergangenen Woche bot genügend Zündstoff für eine erste politisch-bissige Spottrede in der neuen Session. Passend dazu trug der Schelm eine Donald Trump-Perücke und brachte die zahlreichen Jecken in der Altstadt mit einer Mischung aus schlechtem Englisch und Deutsch zum Lachen.

Für Düsseldorfs Karnevalistinnen und Karnevalisten hat damit nun die fünfte Jahreszeit begonnen. Denn traditionell wird am 11.11. um 11.11 Uhr vor dem Düsseldorfer Rathaus mit dem „Hoppeditz erwachen“ die Karnevalssession in der Hochburg gestartet. Und das bei am Ende doch noch trockenem Wetter. Zwar war Regen angesagt, und es nieselte auch noch am frühen Montagmorgen. Rechtzeitig zum Sessionsauftakt und zum Start in das Bühnenprogramm um 10.45 Uhr lockerte sich der Himmel über der Landeshauptstadt dann aber doch noch auf.

„Hoppeditz erwachen“ in Düsseldorf: CC-Präsident spricht von „historischer“ Session

Und die Session 2024/25 steht unter besonderen Vorzeichen: 200 Jahre Düsseldorfer Karneval wird bis zum Aschermittwoch am 5. März 2025 gefeiert. Deswegen sei die diesjährige Session „etwas Besonderes und historisch“, wie Lothar Hörning, neuer Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), wenige Augenblicke, bevor der Hoppeditz erwachte, auf der Bühne vor dem Rathaus erklärte.

Das Jubiläum war in der rund 25-minütigen Spottrede des Hoppeditz natürlich auch Thema. Denn immerhin feierte der Schelm am Montag ebenfalls seinen 200. Geburtstag. Zudem nahm er Bezug auf die nicht-ganz geräuschlose personelle Neuausrichtung beim CC. Auch auf das Aus der Ampel-Koalition ging der Hoppeditz neben der US-Präsidentschaftswahl ein: „Mal fährt man vor ne‘ Ampel, mal fährt man vor ne‘ Wand, doch dass ne‘ Ampel vor die Wand fährt, das ist kaum bekannt.“

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Doch auch die weltpolitische Lage hielt der Hoppeditz, zu Beginn als Donald Trump verkleidet, am Montag mit bissigen Kommentaren im Blick. Nach der US-Wahl werde Trump mit Selenski „not long Geschiss“ machen und die Ukrainer an Putin verkaufen, zudem werde er die „United States of Palastine“ gründen. Dadurch werde „Rheinmetall/America great again“.

Hoppeditz nimmt Düsseldorfs OB Stephan Keller aufs Korn

Den Rechtsruck in Deutschland und die starken Umfragewerte der AfD thematisierte der Hoppeditz in seiner alljährlichen Spottrede ebenfalls. Und dabei wurde er deutlich: „Bei Hitlers brennt Licht wieder - wie man das kennt, drum‘ schalt‘ denen den Strom ab, damit Deutschland nicht bald brennt …“, lauteten zwei Zeilen. Dafür gab es auf dem Marktplatz und im gut-gefüllten Rathaus viel Jubel und Applaus von den zahlreichen Närrinnen und Narren.

Doch auch Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) bekam vom Hoppeditz sein Fett weg. Die Narrenfigur kritisierte den OB unter anderem für die Umrüstung der historischen Gaslaternen auf LED-Licht, die Posse um den neuen Opern-Standort und die fehlenden Investitionen in die Infrastruktur, in den Brückenbau sowie den Kita-Ausbau.

Mit seiner Gegenrede konterte OB Keller dann die teils deftigen Worte des Hoppeditz. Seine Themen seien laut Keller seit Jahren gleich. Deswegen sprach das Stadtoberhaupt auch von „Reden-Recycling“. Einen hämischen Kommentar über das Ampel-Aus konnte sich der CDU-Politiker in seiner Rede ebenfalls nicht verkneifen: „Wir machen es in Düsseldorf viel besser als die Ampel. Was war das in Berlin dagegen für ein Rumgehampel! Ich finde schon die Diskussion um Ampelmännchen komisch, es gibt doch wichtigere Themen – gerade ökonomisch!“

„Hoppeditz erwachen“ in Düsseldorf: SPD-OB-Kandidat hätte sich „weniger Wahlkampf gewünscht“

Zudem klopfte sich OB Keller bei seiner Rede selbst auf die Schulter. Immerhin werde in Düsseldorf, anders als in anderen Städten, noch investiert: „Wir bauen hier in Düsseldorf ganz gegen jeden Trend: Radwege, Schulen, Brücken, Tunnel – hast Du das verpennt? Auch Wohnungen entstehen hier, daran wird nicht gespart! 140 Millionen Euro stellt die Stadt dafür parat!“

Eine Karnevalistin merkte im Jan-Wellem-Saal des Düsseldorfer Rathauses an, dass dies ja bereits eine „schöne Wahlkampfrede ist, wenn er sich so viel selber lobt“. Fabian Zachel, Oberbürgermeisterkandidat der SPD, hätte sich „ein bisschen weniger Wahlkampf zum Start in den Karneval gewünscht. Ich hätte es anders gemacht. Aber das muss jeder für sich selbst wissen.“

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Von einer Wettkampfrede wollte Stephan Keller hingegen nichts wissen. „Der Bruch der Ampel-Regierung war das Ereignis der letzten Woche neben der Wahl in Amerika. Das mussten sowohl ich als auch der Hoppeditz aufs Korn nehmen. Und nur weil man tagespolitisch unterwegs ist, hat das nicht immer was mit Wahlkampf zu tun.“ Die Kritik vom Hoppeditz nahm er jedenfalls gelassen hin: „Er ist natürlich immer eine Herausforderung, aber das ist auch seine Funktion.“

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CC-Präsident Lothar Hörning, der in der Spottrede ebenfalls durch den Kakao gezogen wurde, fand die Reden in diesem Jahr „sehr feurig“. Aber es sei auch wichtig, gerade an Karneval, „dass man mal den Spiegel vorgehalten bekommt“. Und wie bewertet Hörning das Rededuell Hoppeditz gegen Keller? „Es waren Reden mit viel Witz und Charme, aber auch mit Intensität. Deswegen würde ich sagen, es ging 1:1 aus“.

Karneval in Düsseldorf: Weitere Highlight stehen im November an

Nach dem nun erfolgten Start in die Karnevalssession 2024/25 stehen noch einige närrische Highlights in diesem Kalenderjahr an. Bevor ab Ende Februar 2025 mit dem Straßenkarneval der Höhepunkt der Session stattfindet, steht am 15. November die Kürung des neuen Prinzenpaares Prinz Andreas II und Venetia Evelyn in den Rheinterrassen an. Tickets gibt es jedoch keine mehr, wie CC-Geschäftsführer Uwe Willer berichtet. „Innerhalb von 24 Stunden waren sämtliche Karten weg. Das zeigt auch, dass sich der Karneval in Düsseldorf und das kommende Prinzenpaar weiterhin einer großen Popularität erfreut.“

Für die TV-Sitzung im Januar gibt es aber noch Karten, stellt Weller klar. Und es gab Preisanpassungen: „Das teuerste Ticket kostet 44 Euro, das günstigste 22. Dazwischen spielt sich das Leben in allen Preiskategorien ab“, so der Geschäftsführer des CC.

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Der zweite große Höhepunkt zum Sessionsauftakt steht dann am Samstag, 16. November, ebenfalls um 11.11 Uhr, am Stiftsplatz an. Dort wird dann auch der Kinder-Hoppeditz aus seinem Schlaf erwachen. Vorher werden rund 750 Kinder und Jugendliche beim traditionellen Kinderumzug ab 10.30 Uhr vom Rheinufer durch die Altstadt laufen. Und auch hier ist für „ein buntes Unterhaltungs- und Bühnenprogramm gesorgt“, sagt CC-Jugendbeauftragte Nicole Nothen.

Einen Tag später, am Sonntag, 17. November, findet dann um 16 Uhr der traditionelle Gottesdienst aller Düsseldorfer Karnevalisten in der Kirche St. Peter am Kirchplatz statt. „Dieser Gottesdienst ist aber schon etwas anderes als ein normaler Gottesdienst. Es wird viel gelacht und gesungen. Das Vorbeikommen wird sich lohnen“, erklärt CC-Vize Stefan Kleinehr. Es ist also alles angerichtet für den Start in die Karnevalssession 2024/25.