Düsseldorf. Am 11.11. stieg der Hauptnarr der Landeshauptstadt aus dem Senftopf. Tausende Jecken waren beim Karnevalsauftakt in Düsseldorf dabei.

Das diesjährige Hoppeditz-Erwachen stand unter keinem guten Stern. Die Kriege im nahen Osten und der Ukraine hatten bereits im Vorfeld für Diskussionen gesorgt. Sollte unter solchen Vorzeichen überhaupt gefeiert werden?

Tausende Jecken am Rathausplatz in Düsseldorf jedenfalls taten es und auch der Hoppeditz sorgte für klare Verhältnisse, stieg unter großem Helau aus dem Mostertfass. Wenn auch mit anfänglichen Deckelproblemen: denn dieser ließ sich nicht heben.

Fast hätte die Uhr schon 11 Uhr 12 gezeigt, da erhob sich der Hoppeditz und begann seine Rede direkt mit einer Spitze gegen die Stadtoberen: „Wat hab ich jelacht / da haben se son Nützje aus Kölle zur Polizei-Präsidentin von Düsseldorf gemacht.“ Doch damit nicht genug: „Erst der Keller, dann die Schneider, jetzt Frau Brauns noch alsdann / dat fühlt sich langsam wie feindliche Übernahme an.“ Befürchtungen, in Zukunft müssten die Düsseldorfer womöglich Alaaf rufen, trat der Hoppeditz mit einem kräftigen „Düsseldorf Helau“ entgegen.

Am 11.11. ist der traditionelle Auftakt der Karnevalssaison.
Am 11.11. ist der traditionelle Auftakt der Karnevalssaison. © dpa | Federico Gambarini

Wat et nit all jöwt: „Fortuna schießt wieder Tore“ und der Laternenstreit

Zur Fortuna hatte der Hoppeditz ein Martinslied eingeübt: „Ich geh mit meiner Laterne / und meine Laterne mit mir. / Ziemlich oben leuchtet Fortuna / und unten Schalke 04“. Aber es war nicht nur der Martinstag, der die Laternen-Assoziation nahelegte: „Mensch Keller, da habt ihr Euch ja einen geleistet / zu kippen euch eine Entscheidung erdreistet / die ihr selber getroffen, vor circa zwei Jahr‘ / was damals ein Kompromiss wohl schon war.“ So nahm der Hoppeditz den Düsseldorfer Laternenstreit aufs Korn. „Zum Wohle der Menschheit wird‘s Gas abgestellt / und propagiert: Düsseldorf rettet die Welt.“

Der Stadtspitze rät der Stadt-Narr: „Dass man Düsseldorfs Flair erhält / dafür hat man euch auch in den Stadtrat gewählt. / Und da könnte es auch zur Demokratie gehören / gelegentlich mal auf den Bürger zu hören.“ Ein Vers, der mit großem Applaus bedacht wurde.

Ungewohnt: Wiener Schmäh vor dem Rathaus

Auch das Carsch-Haus bedachte der Hoppeditz in seiner Spott-Rede. Dabei verfiel er sogar in Wiener Schmäh als er von Signa-Chef René Benko reimte: „Der kroatzt die Kurvn, schlogt an Schneisl / un mir steh‘n do jetzt mit dem Heisl / von dem guten oiden Carsch – alle Pläne soan im Oarsch“. Das Carsch-Haus solle lieber zum Kirmeshaus umgebaut werden: „Erster Stock die wilde Maus / aus einem Fenster fährt se raus / zu dem andern wieder rein.“ Das gefiel auch dem Oberbürgermeister, wie er in seiner Gegenrede bemerkte.

Gegen Ende wird es ernst

Doch die Probleme dieser Zeit gehen auch am Hoppeditz nicht vorbei: „Jetzt schauen wir noch, weil ich das will / mit Schrecken auch nach Israel“. Dabei positionierte sich der Narr sehr deutlich: „Wer Antisemitimus stiftet / uns‘re Gesellschaft hier vergiftet / ist ein Scheusal, nicht human geboren / und hat in Deutschland nichts verloren.“

Die Gegenrede des Oberbürgermeisters sorgte zwar für nicht so viele Lacher wie die seines Gegenparts, doch gab es an vielen Stellen zustimmenden Applaus. Vor allem als er die Vorlage des Hoppeditz annahm und sagte: „Der Hintergrund ist ernst, wie wir alle wissen. / Es gibt zu viele Kriege, ganze Länder sind zerrissen. / Wir alle hier in unserer Stadt, egal woher wir stammen. / Wir halten uns‘re Werte hoch und stehen fest zusammen. / Für Fremdenhass und Ausgrenzung gibt es hier keinen Platz / denn nur gemeinsam sind wir stark, das ist ein wichtiger Satz“.

Zahlreiche Jecken feiern den Karnevalsauftakt in DÜsseldorf.
Zahlreiche Jecken feiern den Karnevalsauftakt in DÜsseldorf. © dpa | Federico Gambarini

Die Stimmung in der Altstadt war bis Mittag friedlich und gelöst. Offensichtliche Hinweise auf den Krieg in Israel hatten sich die Jecken gespart. Auch zogen nur vereinzelt Narren in Soldatenkostümen durch die Stadt. Waffenattrappen wurden nicht beobachtet.

Auch wenn es in dieser Session nicht auszuklammern ist, das Thema Krieg war weniger präsent, als erwartet.