Düsseldorf. Baustellen-Ärger, Laden-Leerstand: Als Geschäftsinhaberin hat es Jennifer Giesen auf der Friedrichstraße nicht leicht. So trotzt sie dem Trend.
- Der Baustellen-Ärger auf der Düsseldorfer Friedrichstraße nimmt kein Ende. Vor dem Ladenlokal der „Goldschmiede Feld“ ist der Bürgersteig neuerdings zur Sackgasse geworden. Denn gleich nebenan wird der ehemalige Stern-Verlag abgerissen.
- Inhaberin Jennifer Giesen ist – wie so viele andere Geschäftsleute auf der Düsseldorfer Einkaufsstraße – genervt von der Dauerbaustelle. Aber sie versucht, das Beste aus der Situation zu machen.
- Die Goldschmiedemeisterin trotzt dem Leerstand auf der Friedrichstraße und hat jetzt sogar noch ein weiteres Ladenlokal gemietet. Direkt neben ihrem Geschäft eröffnet sie am 5. Oktober das „Atelier F“, in dem sie ihren Schmuck kunstvoll in Szene setzt.
Jennifer Giesen schwimmt gerne gegen den Strom. Während viele ihrer Kolleginnen und Kollegen auf der Dauerbaustelle Friedrichstraße in den vergangenen Jahren aufgegeben haben, hält die Goldschmiedemeisterin der Einkaufsmeile in Düsseldorf-Friedrichstadt nicht nur die Treue – sie erweitert jetzt sogar noch um ein zusätzliches Ladenlokal, das direkt neben ihrem Geschäft frei geworden ist. Möglich ist das, weil ihr der Vermieter mit einem fairen Preis entgegengekommen sei.
Hohe Mieten für Einzelhändler auf der Düsseldorfer Friedrichstraße
„Andere lassen ihre Läden lieber leer stehen, statt sie für kleineres Geld anzubieten“, ärgert sie sich über den fehlenden Schulterschluss in Krisenzeiten. Damit ist nicht nur die Pandemie gemeint, sondern im Falle der Friedrichstraße ein Ort, der den Einzelhändlern im Stadtteil seit Jahren mit den Hürden von Sanierung und Umbau das Geschäft erschwert.
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Während wir vor dem Geschäft von Jennifer Giesen stehen, ist deutlich zu sehen, dass „Hürden“ durchaus wörtlich genommen werden darf. „Hier kommt man ja gar nicht mehr durch“, wundert sich ein Passant, der direkt hinter dem Ladenlokal ihrer „Goldschmiede Feld“ durch einen Bauzaun gestoppt wird. „Tja, das ist neuerdings eine Sackgasse“, sagt die Inhaberin. Weil gleich nebenan jetzt das ehemalige Buchhaus Stern-Verlag abgerissen wird, gibt es auf dem Gehweg hinter ihrem Laden kein Durchkommen mehr.
Bei allem Optimismus, der sie zum Durchhalten bewegt, ist die Geschäftsfrau dann doch immer wieder ernüchtert, wie wenig die Stadt den Einzelhändlern in dieser besonderen Situation entgegenkomme. „Es gab leider keine Information darüber, dass hier jetzt alles abgesperrt wird.“
- Mehr zum Thema: Dauerbaustelle Friedrichstraße: Neue Hoffnung für Händler?
An den Ausblick auf den großen Baucontainer, der schon lange direkt vor ihrem Schaufenster steht, hat sie sich mittlerweile gewöhnt. Aber dass nun ihr Fahrradständer so von Bauzäunen umzingelt ist, dass er gar nicht mehr nutzbar ist, das ärgert sie. „Ich muss ja auch für alles, was hier von mir auf dem Gehweg steht, Gebühren bezahlen.“ Da hätte sie sich dann doch gewünscht, dass die Stadt nicht für Blumenkübel, Radständer und Werbeaufsteller Geld kassiert, die im Baustellentrubel untergehen.
Auf unsere Anfrage an die Stadt, warum die Ladeninhaberin im Vorfeld nicht über das Ausmaß der Baustelle informiert wurde, teilt die Verwaltung mit, dass zur Genehmigung des Abrisses die Auflage gehöre, die Anliegerinnen und Anlieger schriftlich über das Vorhaben zu informieren. Die Baufirma werde jetzt aufgefordert, eine Lösung für die Goldschmiede zu suchen und mit der Inhaberin Kontakt aufzunehmen.
Was die Kritik der Geschäftsfrau an den Gebühren für die Gegenstände auf dem Bürgersteig während der Baustellenzeit betrifft, so lautet die Antwort aus dem Rathaus: „Für die aufgestellten Blumenkübel fallen keine Gebühren an.“ Zu den Kosten für den Fahrradständer, der aktuell nicht genutzt werden kann, und die Werbeaufsteller gab es keine Rückmeldung.
Jennifer Giesen wischt ihren Ärger beiseite: „Ich glaube einfach daran, dass das hier richtig schön wird, wenn alles mal fertig ist.“ Als die Laufkundschaft ausblieb, die früher vor allem an Samstagen vom günstigeren Parkhaus an der Herzogstraße über die Friedrichstraße zur Kö geschlendert ist, hat sie an neuen Konzepten getüftelt. „Man muss umdenken“, sagt sie. Dazu gehört, dass die Goldschmiedemeisterin ihren Internetauftritt ausgebaut hat und den treuen älteren Kunden Hausbesuche anbietet. „Mit einem Rollator kommt man ja hier gar nicht mehr hin.“
Eröffnung des Ateliers
„Atelier F“ nennt Goldschmiedmeisterin Jennifer Giesen das neue Ladenlokal, das ihre „Goldschmiede Feld“ in Düsseldorf erweitert. Am Samstag, 5. Oktober 2024, eröffnet sie das Atelier an der Friedrichstraße 28a mit der Ausstellung „Porträts/Mensch/Schmuck“.
Von 10 bis 18 Uhr gibt es Getränke, Snacks und kunstvoll in Szene gesetzten Schmuck zum Anschauen. Jeder ist zu dieser Vernissage willkommen. Kontakt: www.goldschmiedefeld.de.
Im Vertrauen darauf, dass bald bessere Zeiten kommen, wagt sie nun im zusätzlichen Ladenlokal ein Experiment. Sie hat den Raum zum Atelier gemacht und will ihren Schmuck dort auf eine neue Art in Szene setzen. Gemeinsam mit dem Düsseldorfer Porträtfotografen Martin Hartmann präsentiert sie zur Eröffnung ab dem 5. Oktober die Ausstellung „Porträts/Mensch/Schmuck“. Hartmann hat Models fotografiert, die den Schmuck von Jennifer Giesen tragen.
Geplant ist für die Zukunft auch, dass sie in den neuen Räumlichkeiten Kurse anbieten wird und den zusätzlichen Platz mit kreativen Ideen nutzen kann. Die dann, darauf hofft sie, irgendwann auch wieder von einer Laufkundschaft auf der sanierten Friedrichstraße entdeckt werden.
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