Düsseldorf. Die grünen Persil-Uhren von Henkel mit der weißen Frau gehören seit rund 100 Jahren zum Stadtbild Düsseldorfs. Aber warum werden es immer weniger?

Düsseldorf ist eine Stadt mit ganz besonderen Zeitmessern. Es gibt die Uhr am Rheinturm. Laut „Guiness Buch der Rekorde“ ist sie die „größte dezimale Zeitanzeige der Welt“, die sich aber nur mit Übung lesen lässt. Dann gibt‘s das „Zeitfeld“ am Volksgarten: Ein Kunstwerk aus 24 Bahnhofsuhren, das 1987 zum Start der Bundesgartenschau von Klaus Rinke installiert wurde. Und neben den Uhrensäulen der Firma Wempe auf der Kö sticht dann noch die neu gestaltete Uhr auf dem Carlsplatz heraus. Sie wurde von der Stadttochter Connected Mobility Düsseldorf so umgestaltet, dass die Historie des Platzes durch integrierte alte Fotos dargestellt wird. Die liebsten Uhren der Düsseldorfer sind allerdings die „Persil-Uhren“. Und um dieses Kulturgut kann man sich zurecht Sorgen machen.

Das ist die Uhr am Rheinturm: Die Anzeige der Zeit geschieht nicht durch ein Zifferblatt oder durch digitale Anzeigen, sondern durch die aufleuchtenden LEDs auf dem Turm. Die Stunden, Minuten und Sekunden sind in drei Segmente unterteilt und durch orange LEDs getrennt.
Das ist die Uhr am Rheinturm: Die Anzeige der Zeit geschieht nicht durch ein Zifferblatt oder durch digitale Anzeigen, sondern durch die aufleuchtenden LEDs auf dem Turm. Die Stunden, Minuten und Sekunden sind in drei Segmente unterteilt und durch orange LEDs getrennt. © Uwe Schaffmeister | Uwe Schaffmeister

Lange waren die Uhren im Besitz der Firma Henkel, später wurde dann die „Zeit und Werbung GmbH“ – ein Tochterunternehmen der Firma Ströer – Eigentümer der grünen Uhrensäulen mit der weißen Dame als Werbefigur. Beim börsenorientierten Unternehmen Ströer, das laut Homepage die „Geschäftssegmente Außenwerbung, digitale Medien sowie Angebote aus den Bereichen E-Commerce verbindet“, scheint man sich nicht wirklich um den Erhalt der Uhren zu scheren. Seitdem Henkel die Verantwortung abgegeben hat, sind nämlich drei Uhren aus dem Stadtbild verschwunden.

Das sind zwei Persil-Uhren in Bilk (Witzelstraße/Ecke Auf’m Hennekamp und Kopernikusstraße/Ecke Himmelgeister Straße) und eine in Oberbilk (Siegburger Straße/Ecke Oberbilker Allee). In Rath an der Münsterstraße, an der Ecke zum Rather Kreuzweg, musste vor einigen Jahren eine Uhr abgebaut werden, da sie aufgrund eines Unfalls zerstört wurde. Einer Privatperson aus dem Stadtteil war es jedoch möglich, einen Kontakt zur Firma Henkel herzustellen. Henkel hat die Uhr in Düsseldorf Rath im ursprünglichen Design dann nachgebaut und an dem gleichen Ort wieder aufstellen lassen. Die Kosten hierfür wurden komplett von Henkel übernommen. 

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Auch am Standort Witzelstraße/Auf‘m Hennekamp hat es vor mehr als zwei Jahren einen Crash gegeben. Der Sockel der Persiluhr wurde bei einem Verkehrsunfall beschädigt. Danach habe laut NRZ-Informationen die Firma Ströer die Demontage übernommen. Die Reparatur sollte damals nur vier bis sechs Wochen dauern, eine Rückkehr an den Standort war geplant, die Uhr ist dort bisher nicht wieder aufgetaucht.

Das „Zeitfeld“, seit 1987 dauerhafte Installation ders Künstlers Klaus Rinke.
Das „Zeitfeld“, seit 1987 dauerhafte Installation ders Künstlers Klaus Rinke. © AFP | Ina Fassbender

Ob diese und die anderen verschwundenen Uhren wieder zurückkehren, ist mehr als fraglich. Denn die Uhren im Straßenraum wurden auf Basis eines Vertrages nur befristet von der „Zeit und Werbung GmbH“ unterhalten. Der Vertrag endete am 31. Dezember 2017. Und ein neuer Vertrag wurde laut NRZ-Informationen nicht geschlossen, da die vorhergehende Ausschreibung kein wirtschaftliches Ergebnis erbracht hatte. Heißt: Nun fühlt sich wohl niemand so recht für die Instandhaltung der Säulen verantwortlich aufgrund des nicht mehr bestehenden Uhrenvertrages. Eine diesbezügliche NRZ-Anfrage bei der Firma Ströer blieb bislang unbeantwortet.

Diese Persil-Uhr am Burgplatz ist die einzige im Eigentum der Stadt.
Diese Persil-Uhr am Burgplatz ist die einzige im Eigentum der Stadt. © NRZ | Christopher Damm

Insgesamt findet man deshalb heute nur noch – nach ursprünglich also zwölf – neun Persil-Uhren im Düsseldorfer Stadtbild. Und zwar auf der Bonnerstraße in Holthausen, Uhlandstraße in Düsseltal, Schlossallee in Eller, auf dem Rochusmarkt im Pempelfort, auf dem Luegplatz in Oberkassel, auf dem Jürgensplatz in Unterbilk, auf dem Burgplatz in der Altsdtadt, auf dem Henkel-Werksgelände. und eben die in Rath. Die Uhr auf dem Burgplatz befindet sich seit 1984 im Eigentum der Stadt. Dabei handelt es sich um eine Schenkung der Firma Henkel. Die Uhr auf dem Werksgelände gehört indes Henkel selbst. Alle sechs verbliebenen Persil-Uhren befinden sich in einer Art Eigentums-Nirvana.

Mitte der 1920er begann die Firma Henkel, die Persil-Uhr mit der Frau im weißen Kleid als Werbefigur an ausgewählte Städte zu verschenken. Schon viele Exemplare wurden im Laufe der Jahrzehnte abgebaut oder ersetzt. Die meisten Persil-Uhren stammen heute aus den 1980-er Jahren. Die erste Uhr wurde 1922 vom Grafiker Kurt Heiligenstaedt entworfen. Vorbild soll die damals 18-jährige Freundin des Künstlers gewesen sein.

Das Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege hat die Persil-Uhren in Düsseldorf vor mehr als zwei Jahren als Prüffall registriert. Ihr Denkmalwert könne nicht per se ausgeschlossen werden, hieß es damals. Allerdings hat sich seitdem auch nichts mehr getan. Wahrscheinlich deshalb, weil eine Prüfung einen erheblichen Aufwand auslösen würde, denn bei der Untersuchung müssten die Genese von Standorten, Modellen und Uhrentechniken ermittelt und auch im bundesweiten Zusammenhang betrachtet werden. Mehr als 30 dieser Uhren stehen in deutschen Städten verteilt, die meisten freilich in der Stadt des Henkel-Hauptsitzes Düsseldorf.

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