Düsseldorf. Erfolgsgeschichte aus Düsseldorf: Vor 125 Jahren entstand das Henkel-Werk. Welche ikonischen Produkte neben Persil hier noch erschaffen wurden.

Als Fritz Henkel am 22. Juli 1899 für 100.000 Mark vor den Toren Düsseldorfs in der damaligen Gemeinde Itter-Holthausen ein Grundstück kaufte, da muss er schon gespürt haben, dass ihm wenige Jahre später mit Deutschlands erstem „selbsttätigen Waschmittel“ Persil ein ganz großer Wurf gelingen würde. Denn die Investition des jungen chemischen Fabrikanten, der mit seinem zwei Jahre zuvor gegründeten Unternehmen von Aachen nach Düsseldorf übersiedelte, war ein Wagnis: Das Gelände war riesig.

Der Original-Schreibtisch von Firmengründer Fritz Henkel steht im Henkel-Archiv in Düsseldorf.
Der Original-Schreibtisch von Firmengründer Fritz Henkel steht im Henkel-Archiv in Düsseldorf. © NRZ | jum

„Das zeigt, dass unser Firmengründer damals schon nachhaltig gedacht und gehandelt hat“, sagt Ursula Kammelter-Reihs. Sie ist Leiterin der Infrastruktur-Lösungen des Düsseldorfer Standorts, dessen Grundsteinlegung sich nun zum 125. Mal jährt. Wer das Firmengelände heute besucht, der sieht: Fritz Henkel hat alles richtig gemacht. Sein expandierendes Unternehmen musste nicht noch einmal umziehen, sondern es hatte in Holthausen den Raum, zum weltweit größten Standort von Henkel heranzuwachsen.

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Auf 1,4 Quadratkilometern ist hier im Düsseldorfer Süden fast schon eine Kleinstadt entstanden. Zu den rund 370 Gebäuden des Areals gehören zum Beispiel auch drei Henkel-Kitas und seit mehr als hundert Jahren gastronomische Angebote für die Mitarbeiter.

Rund 6000 arbeiten in Holthausen für Henkel, auf dem Gelände bewegen sich täglich bis zu 10.000 Menschen. Insgesamt 600 bis 700 Lkw befahren den Standort pro Tag, außerdem hatte Fritz Henkel die Weitsicht, schon damals, als seine Waren noch hauptsächlich mit Pferdefuhrwerken transportiert wurden, für einen Schienenanschluss und die Nähe zum Rhein zu sorgen.

Fast schon eine Kleinstadt: Rund 370 Gebäude gehören zum Henkel-Stammsitz in Düsseldorf-Holthausen.
Fast schon eine Kleinstadt: Rund 370 Gebäude gehören zum Henkel-Stammsitz in Düsseldorf-Holthausen. © Henkel

Wer sich für die Historie von Henkel interessiert, der ist bei Kirsten Teipel goldrichtig. Seit 2007 hütet die Archivarin die Firmen- und Familiengeschichte am Düsseldorfer Standort. Für unser Gespräch hat sie einige der historischen Schätze auf Tischen ausgebreitet. Alte Lagepläne des Geländes in Holthausen sind dabei, Abbildungen von den Anfängen des Unternehmens und der Kaufvertrag aus dem Jahr 1899.

Wie das Waschmittel Persil zu seinem Namen kam

Außerdem liegt ein hellblau schimmerndes Stück „Wasserglas“ auf dem Tisch. Das ist der chemische Stoff, der Fritz Henkel den großen Ruhm bescherte. Weil der Fabrikant auf die Idee kam, ihn in seinem Waschmittel zu verwenden. Er kombinierte Natriumperborat mit Natriumsilikat, das beim Kochen der Wäsche fein perlenden Sauerstoff freisetzt. So entstand dann auch der Name „Persil“ und mit ihm ein modernes Waschpulver, das ohne Bleichmittel auskam und die Hausfrauen nach der Jahrhundertwende glücklich machte. Endlich war das anstrengende Reiben und Schwenken der Wäsche vorbei.

Besichtigung von Henkel

Wer sich den Firmensitz von Henkel in Düsseldorf-Holthausen an der Henkelstraße 67 anschauen möchte, hat dazu bei der langen Nacht der Industrie am 29. Oktober 2024 Gelegenheit. In welchem Rahmen die Besichtigung dann möglich sein wird, das veröffentlichen die Organisatoren rechtzeitig vorab unter www.langenachtderindustrie.nrw.

Wer mehr über Fritz Henkel erfahren möchte, für den lohnt sich die digitale Ausstellung, die Henkel dem Firmengründer zum 175. Geburtstag geschenkt hat: www.fritz-henkel.de.

Geschichten wie diese kann Kirsten Teipel am laufenden Band erzählen. Gemeinsam mit ihrem Team pflegt sie über zehn Kilometer Archiv-Material. Dazu gehören nicht nur all die historischen Dokumente, die von der Erfolgsgeschichte Fritz Henkels erzählen. Auf dem Firmengelände in Holthausen werden auch 200.000 Produkte aufbewahrt. „Wir haben eines der größten Produktarchive in Europa.“

Klebstoff, Shampoo und Waschmittel von Henkel aus Düsseldorf

Nach Jahreszahlen sortiert, stapeln sich Original-Kartons und Flaschen von Waschpulver über den seit 1922 von Henkel produzierten Klebstoff bis zum berühmten Schauma Shampoo in den Regalen. Selbst Riechproben sind dabei, anhand derer sich in schmalen Glasflaschen die Geschichte der sich wandelnden Duftnoten von Persil erschnuppern lässt.

Der alte Schreibtisch von Fritz Henkel steht noch in Düsseldorf

Auch der alte Schreibtisch von Fritz Henkel samt seinem Telefon und eine Büste von ihm haben hier im Firmenarchiv einen Ehrenplatz gefunden. „Ohne seinen Pioniergeist würden wir hier heute nicht stehen“, würdigt die Archivarin das wertvolle Erbe des Firmengründers.

Für Ursula Kammelter-Reihs ist es vor allem das Stichwort Nachhaltigkeit, das sie mit Fritz Henkel verbindet und das sie zum Jahrestag der Grundsteinlegung hervorheben möchte. „Henkel ist eines der ersten Unternehmen, das schon einen Nachhaltigkeitsbericht hatte, als das noch gar nicht gefordert war“, sagt sie und nennt ein Beispiel für umweltverträglichere Produktentwicklung: „Wir hatten das erste phosphatfreie Waschmittel.“

Henkel-Archivarin Kirsten Teipel hütet die Firmengeschichte.
Henkel-Archivarin Kirsten Teipel hütet die Firmengeschichte. © NRZ | jum

Die Nachhaltigkeit, die der Firmengründer im Blut hatte, sei auch heute noch Teil der „Henkel-DNA“. Ursula Kammelter-Reihs verweist auf das aktuelle Projekt von Henkel mit den Stadtwerken, die jüngst ihre Klima-Kooperation besiegelt haben. Henkel ist stolz darauf, als erstes Unternehmen der Landeshauptstadt industrielle Abwärme aus dem eigenen Kraftwerk in das Fernwärme-Netz der Stadtwerke einzuspeisen und so einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

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125 Jahre nach der Grundsteinlegung schreitet das Wachstum am Hauptsitz von Henkel in Düsseldorf-Holthausen noch immer weiter voran. Neustes Projekt ist die Erweiterung des Hochregallagers: Im Frühjahr gab es den ersten Spatenstich für eine Investition von 44 Millionen Euro. „Wir investieren im Schnitt bis zu 100 Millionen Euro pro Jahr in Holthausen“, sagt der Düsseldorfer Standortleiter Daniel Kleine. „Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland und Düsseldorf.“ Wie gut, dass sich Fritz Henkel damals ein so großes Grundstück ausgeguckt hat.