Düsseldorf. In Düsseldorf ist nun eine 115 Jahre alte Mettmanner Straßenbahn zu sehen. Sie hat eine bewegte Historie – und landete sogar auf dem Schrottplatz.

13 Jahre lang stand sie eingemottet in einer Halle des Kreisbauhofs in Mettmann, nun hat die historische Mettmanner Straßenbahn ein neues Zuhause gefunden – in Düsseldorf. Der mehr als 100 Jahre alte Triebwagen bereichert ab sofort die historische Rheinbahn-Ausstellung im Betriebshof „Am Steinberg“ in Bilk.

„Wir freuen uns, dass wir einen würdigen Platz für die Bahn gefunden haben. Sie passt hervorragend in unsere Ausstellung historischer Fahrzeuge. Damit bieten wir den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Mettmann auch eine Gelegenheit, ihren historischen Triebwagen an den regelmäßigen Öffnungstagen zu besuchen“, sagt Rheinbahn-Vorstand Michael Richarz.

Mettmanner Straßenbahn ist jetzt ältestes Fahrzeug im Düsseldorfer Betriebshof

Die Bahn hat eine bewegte Historie: Der Triebwagen mit der Bezeichnung TW9 wurde im Jahr 1909 in einer Krefelder Fabrik gebaut und ist damit nun das älteste Fahrzeug im Betriebshof „Am Steinberg“. Die Bahn hat einst in Mettmann noch das Ende der Postkutschenzeit eingeläutet.

Ein Blick ins Führerhaus der historischen Mettmanner Straßenbahn. Die Bahn war ab 1909 zwischen Mettmann, Düsseldorf und Vohwinkel unterwegs.
Ein Blick ins Führerhaus der historischen Mettmanner Straßenbahn. Die Bahn war ab 1909 zwischen Mettmann, Düsseldorf und Vohwinkel unterwegs. © Jasmin Ohneszeit | Jasmin Ohneszeit

Die Kreis Mettmanner Straßenbahnen (KMS) eröffnete 1909 ihre ersten Straßenbahn-Strecken von Mettmann nach Düsseldorf und Vohwinkel. 1937 übernahm die Rheinbahn die KMS und begann, die Strecke auf Busse umzustellen. Daher wurde der TW9 1937 ausgemustert und nach Österreich verkauft. In Graz fuhr er zunächst im Liniendienst und war dann als Arbeitswagen für die Schmierung der Gleise zuständig.

Stadt Mettmann kaufte Straßenbahn zurück – doch für die Reparatur war kein Geld da

Doch Jahrzehnte später wurde die Straßenbahn in Mettmann vermisst – und so entschied sich die Politik in den 1980er-Jahren, den TW9 in die alte Heimat zurückzuholen. Die Stadt Mettmann zahlte 3500 D-Mark, die Rheinbahn übernahm den Transport nach Düsseldorf, wo der Treibwagen restauriert werden sollte. Doch die Reparaturkosten von 70.000 bis 150.000 D-Mark konnte niemand aufbringen – die Tram landete auf einem Schrottplatz in Bochum.

Ehrenamtliche Helfer retteten die Bahn schließlich: 1992 trommelte der Mettmanner Hans-Günther Kampen einige Menschen und Spenden zusammen, die den Transport nach Mettmann organisierten und die Bahn in unzähligen Stunden authentisch restaurierten. Von 1995 bis 2011 bekam die Bahn einen Standort in Mettmann und erinnerte an die Geschichte der KMS.

In der Mettmanner Straßenbahn gibt es zwei lange Sitzbänke.
In der Mettmanner Straßenbahn gibt es zwei lange Sitzbänke. © Jasmin Ohneszeit | Jasmin Ohneszeit

Weil die Straßenbahn 2011 einem Bauprojekt weichen musste, wurde sie in einer Halle des Kreisbauhofs abgestellt. Dort sollte sie eigentlich nur so lange stehen bleiben, bis ein neuer Platz für den Schienen-Oldtimer gefunden ist. Die Suche nach einem geeigneten Standort blieb 13 Jahre lang erfolglos. Und im April 2024 tat sich ein neues Problem auf: Die Bahn konnte nur noch bis Ende August in der Halle bleiben. Mettmanns Stadtkonservatorin Yasmin Renges brauchte eine dauerhafte Lösung – und schrieb eine Mail an Rheinbahn-Vorstand Michael Richarz. Bei ihm und beim Verein „Linie D“ stieß die Anfrage, ob in Düsseldorf Platz für die historische Tram sei, sofort auf Begeisterung. Als Dauerleihgabe wurde sie in die Ausstellung aufgenommen.

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Anders als einige andere historische Straßenbahnen der Rheinbahn ist der TW9 derzeit nicht mehr fahrtüchtig. Ob er jemals noch mal über die Düsseldorfer Schienen fahren wird? Julian Zimmermann, Vorstand des Vereins „Linie D“, will keine falschen Hoffnungen wecken. „Es ist nicht unmöglich, aber es ist personell und materiell eine Herausforderung“, sagt er. Die gesamte Elektrik müsste erneuert werden. In der Bahn ist durch den Einsatz in Graz österreichische Technik verbaut, die wieder auf deutsche Standards umgebaut werden müsste. „Es ist sehr schwer, dafür passende Ersatzteile zu bekommen.“

Julian Zimmermann, Vorstand des Vereins „Linie D“,  Mettmanns Stadtkonservatorin Yasmin Renges und Rheinbahn-Vorstand Michael Richarz (v.l.) freuen sich, dass die historische Straßenbahn einen neuen Standort in Düsseldorf gefunden hat.
Julian Zimmermann, Vorstand des Vereins „Linie D“,  Mettmanns Stadtkonservatorin Yasmin Renges und Rheinbahn-Vorstand Michael Richarz (v.l.) freuen sich, dass die historische Straßenbahn einen neuen Standort in Düsseldorf gefunden hat. © Jasmin Ohneszeit | Jasmin Ohneszeit

Angucken geht aber und das bereits am kommenden Sonntag, 8. September, tun: Im Rahmen des Tags des offenen Denkmals in Düsseldorf öffnet der historische Betriebshof „Am Steinberg“ von 11 bis 18 Uhr seine Tore. Um 14 Uhr wird die Mettmanner Oldiebahn von Stadtkonservatorin Yasmin Renges vorgestellt. Der Eintritt ist frei.

Für interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Mettmann bieten die Rheinbahn und die „Linie D“ zum Tag des offenen Denkmals zwei kostenlose Sonderfahrten zwischen dem Mettmanner Jubiläumsplatz und dem Steinberg mit einem Oldtimer-Bus an. Die Fahrten starten um 11 und um 15 Uhr am Jubiläumsplatz, um 13 und 17 Uhr geht es vom Steinberg in Düsseldorf-Bilk zurück nach Mettmann. Die Plätze sind begrenzt. Die Rheinbahn weist darauf hin, dass es keine Mitfahr-Garantie gibt.

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