Düsseldorf. Wer einen Kaffee auf Mallorca bestellt, kann einiges falsch machen. Unser Düsseldorfer Auswanderer verrät, worauf Touristen achten sollten.

Abendessen vergangene Woche mit meinem Freund Peter in unserem „Wohnzimmer“, wie wir das Restaurant-Café „Scalinata“ an der berühmten Kalvarientreppe bei uns in Pollença im Norden Mallorcas bezeichnen. „Postre? Café?“, fragte der nette Kellner beim Abräumen. Also noch einen Nachtisch oder einen Kaffee?

Ich bestellte einen „Café con leche“. „Er ist nicht satt geworden“, sagte Peter zum Kellner, der meine Bestellung grinsend aufnahm und später meinen Milchkaffee brachte. Peters Reaktion ist verständlich. Auch das Grinsen des Kellners. Denn wer nachmittags oder gar abends in Spanien einen Café con leche bestellt, outet sich sofort als Tourist.

Hola Mallorca - Post aus Mallorca

Der ehemalige NRZ-Redakteur Götz Middeldorf aus Düsseldorf lebt seit Ende August 2022 in Pollença auf Mallorca (g.middeldorf@t-online.de). Er schreibt jeden Montag in der NRZ und auf nrz.de/duesseldorf.

Der Kaffee mit Milch in Spanien ist vergleichbar mit dem Milchkaffee in Deutschland: Zur Hälfte Kaffee, zur Hälfte Milch. Manchmal sogar zwei Drittel Milch. Diese für Spanier reichhaltige Mischung trinken Spanier (ähnlich wie Italiener ihren Cappuccino) zum Start in den Tag nur morgens als Sättigung zum spärlichen Frühstück. Das besteht zusätzlich aus einem süßen Teilchen, auf Mallorca bevorzugt die heimische Spezialität Ensaïmada, einem Croissant oder auch aus einem kleinen Bocadillo (belegtes Brötchen).

Spanier bestellen ab mittags keinen Milchkaffee mehr

Aber ab 11 Uhr bestellt kein Spanier mehr Milchkaffee: Dann kommt „Café solo“ auf den Tisch, ein Espresso. Oder „Cortado“. Das ist ein Café solo mit einem Schuss Milch. Nach dem Mittag- oder Abendessen gibt’s oft einen „Carajillo“. In diesen Espresso kommt Brandy, Whiskey oder Rum. Auf Mallorca wird Carajillo meist mit Amazonas serviert, dem heimischen Rum von der Insel. In vielen Restaurants ist es üblich, mit dem Kaffee direkt die Flasche zum Selbsteinschenken auf den Tisch zu stellen.

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Ich weiß, dass ich mit dem von mir geliebten „Café con leche“ ab mittags gegen die spanischen Kaffee-Regeln verstoße. Ich mache es weiter. Denn spanischer Kaffee ist anders als in Deutschland viel stärker geröstet, daher bitterer. Er ist für mich nur mit viel Milch (und einem Schuss Zucker) verträglich.

Mag sein, dass sich spanische Kellner wundern über so manche Kaffee-Bestellung von Mitteleuropäern. Aber übel nehmen sie es nicht und stellen das Bestellte auf den Tisch. So mag ich es, so mag ich „meine“ Mallorquiner. Hasta pronto...

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