Düsseldorf. Peinlich, wenn Deutsche im Ausland in Bars oder Cafés wie selbstverständlich Deutsch sprechen. Unser Mallorca-Auswanderer beobachtet das häufig.

Ich sitze gerne in Bars und Café, beobachte Menschen – und muss dabei immer wieder verständnislos mit dem Kopf schütteln. Meist geht es um das Verhalten meiner Landsleute. Denn viele Deutsche denken tatsächlich, dass andere Menschen überall auf der Welt ihre Sprache können müssen.

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So saß ich neulich im Can Butxaca, meinem Lieblingseiscafé hier in Pollença. Während ich meinen Café con leche (Milchkaffee) schlürfte, sah ich, wie vorne an der Eistheke eine deutsche Familie vier Eis bestellte. Acht verschiedene Sorten im Hörnchen. Nicht etwa auf Spanisch oder wenigstens auf Englisch. Wie selbstverständlich wurde auf Deutsch bestellt, noch dazu in tiefstem Rheinisch.

Da läuft es einem eiskalt den Rücken runter

Während es mir eiskalt den Rücken herunter lief, lächelte Antonia und erfüllte die Kundenwünschen. Antonia führt mit ihrem Bruder Rafael die traditionsreiche, seit mehreren Generationen von der Familie geführte Heladeria (Eisdiele). Und nein, sie spricht kein Deutsch. Aber die Basics kann die ältere Dame. Genauso wie Antonias Mitarbeiter. Einer erzählte, dass Deutsche voraussetzen, dass jeder auf Mallorca Deutsch spricht.

Nur ein Beispiel, wie selbstverständlich sich manche Deutsche im Urlaub aufführen. In Bars, Restaurants und Supermärkten sprechen sie selbstverständlich Deutsch. Dass diese Sprache nicht zum Lehrplan spanischer Schulen gehört und Deutsch keine Weltsprache ist, daran wird nicht gedacht.

Nun gut, in den meisten mallorquinischen Hotels kommt man mit Deutsch prima klar. Auch in Tourismus-Hochburgen wie Cala Ratjada, Santanyi oder an der Playa de Palma, wo viele Deutsche Bars und Restaurants führen oder oft Deutsches Personal beschäftigt wird. Aber Pollença ist kein Hotspot der Deutschen. Auch nicht Orte wie Sineu oder Binissalem.

Spanier sind meist freundlich, wenn sie auf Deutsch angequatscht werden

Die Spanier aber sind freundlich, sagen nichts, wenn sie auf Deutsch angequatscht werden. Aber sie wundern sich schon über diese Deutsche, die Kenntnisse von Spanisch oder Englisch in ihr Land reisen. Sie freuen sich, wenn man ein paar Brocken ihrer Sprache kennt. „Gracias“ (Danke), Vino tinto (Rotwein) oder Bier (Cerveza) sollte man drauf haben. Da freut sich jeder Einheimische – und dann kann man ja mit Händen und Füßen weiter kommunizieren. Oder auf Englisch. Nur bitte nicht überall auf der Insel auf Deutsch.

Was würden wohl wir Deutschen sagen, wenn bei uns die Türken in Kneipen und Supermärkten auf Türkisch bestellen? Oder die große Gruppe der Japaner in Düsseldorf in ihrer Landessprache? Man fände es unangebracht und peinlich. Genau so geht es mir fast täglich auf Mallorca.

Hasta pronto...

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Der ehemalige NRZ-Redakteur Götz Middeldorf aus Düsseldorf lebt seit Ende August 2022 in Pollença auf Mallorca (g.middeldorf@t-online.de). Er schreibt regelmäßig für die NRZ und berichtet von der Ferieninsel