Düsseldorf/Essen. Wegen Bauarbeiten sind zwischen Düsseldorf und Essen Busse statt Züge im Einsatz. Doch wie gut funktioniert der Ersatzverkehr? Ein Selbsttest.
Wer aktuell mit der Regional- oder S-Bahn vom Düsseldorfer Hauptbahnhof Richtung Ruhrgebiet fahren, oder umgekehrt mit dem Zug in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt pendeln will, schaut noch bis Freitag, 2. August, 21 Uhr, in die Röhre. Aufgrund von Bauarbeiten am Autobahnkreuz Kaiserberg in Duisburg ist der Nah- und Fernverkehr zwischen Düsseldorf und dem Ruhrgebiet seit Montag, 22. Juli, beinahe komplett stillgelegt. Bis auf wenige Ausnahmen (einige S-Bahnlinien) verkehrt derzeit kein Zug auf der Strecke.
- Die NRZ Düsseldorf bei WhatsApp: Hier kostenlos den Kanal abonnieren
Damit Pendlerinnen und Pendler dennoch nicht in Düsseldorf beziehungsweise in Essen stranden, hat die Deutsche Bahn (DB) einen Schienenersatzverkehr (SEV) zwischen den beiden Städten eingerichtet. Doch wo halten die Ersatzbusse? Wie hoch ist die Auslastung der Busse? Und wie lange dauert eine Tour mit dem SEV? Wir haben den Test gemacht – und sind beide Routen zu unterschiedlichen Zeiten gefahren.
Erster Versuch: Von Essen nach Düsseldorf mit dem Ersatzverkehr
Los geht der Test unserer Reporter am Dienstagnachmittag (23. Juli) am Essener Hauptbahnhof – einen Tag nach Beginn der Sperrung also. Aufkleber auf dem Boden und Schilder selbst weisen den Weg zum Ersatzverkehr-Haltepunkt, der sich etwas abseits des sonst so belebten Bus- und Bahnverkehrs befindet. Alle zehn Minuten soll der Bus (SEV A) von hier aus fahren. Der nächste kündigt sich laut DB-App um 17.28 Uhr an, noch etwa fünf Minuten. Schnell und problemlos an der Haltestelle angekommen, ist unsere Reporterin nur eine von vielen, die auf den Bus wartet. Der Gehweg ist voll, die Menschen, häufig in Anzug oder anderem Arbeitsdress gekleidet, warten fast in Massen auf den Bus, der sie nach Düsseldorf bringen soll.
+++ Folgen Sie der NRZ Düsseldorf jetzt auch bei Instagram! +++
Dann – mit ein paar Minuten Verspätung – hält der Bus an der versprochenen Stelle. Die Menschen strömen los, in der Hoffnung, einen Sitzplatz zu ergattern. Schnell ist der Bus voll, einige müssen auf den nächsten warten, oder steigen schnell wieder aus, weil sie doch in den Bus in Richtung Duisburg müssen. Draußen ist es warm und auch innerhalb des Busses läuft keine Klima-Anlage. Es ist stickig und voll – einzelne Menschen beschweren sich über die schlechte Luft.
Zweiter Versuch: Von Düsseldorf nach Essen mit dem Ersatzverkehr
Eine Stunde soll es nun nach Düsseldorf dauern, einmal quer durch Essen auf die A52 und dann durch Düsseldorf zum Hauptbahnhof geht die durchaus wilde Fahrt. Wenige Minuten früher als geplant kommt unsere Reporterin dann am Düsseldorfer Hauptbahnhof an – und muss erst einmal Luft holen. „Eine angenehme Fahrt war das nicht“, denkt sie sich – und ist froh, dass sie jetzt aus dem Bus ausgestiegen ist. Und der Reaktion nach zu urteilen, geht es auch anderen Mitfahrerenden so.
Am nächsten Morgen geht der Selbsttest dann weiter. Für unseren Reporter startete dieser um 7.28 Uhr am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Dort ist die Haltestelle des Ersatzbusses – anders als in Essen – auf den ersten Blick nicht leicht zu finden. Schilder, die auf den Schienenersatzverkehr hinweisen, gibt es nur sporadisch. Auch an den digitalen Anzeigen im Bahnhofsgebäude werden keine Information darüber geliefert, wo der Bus Richtung Essen abfährt.
Kaum Hinweisschilder am Düsseldorfer Hauptbahnhof
Am Info-Point erklärt letztlich eine Mitarbeiterin vom DB-Service unserem Reporter, wo sich die SEV-Haltestelle befindet: Wer vom Düsseldorfer Hauptbahnhof mit dem SEV A nach Essen pendeln möchte, muss zum Halt neben dem ehemaligen Post-Gebäude am Konrad-Adenauer-Platz laufen. Direkt neben dem Supermarkt Lidl und gegenüber des Kinos fahren die Busse nach Essen.
Der Ersatzbus steht bereits einige Minuten an der Haltestelle. Und obwohl die Züge Richtung Ruhrgebiet im Normalfall in den Stoßzeiten teilweise überfüllt sind, gibt es im Bus beim Einstieg noch viele freie Sitzplätze. Eine ungewohnt komfortable Situation im morgendlichen Berufsverkehr.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Düsseldorf
- Taxifahrer über Preiserhöhung: „Dreist, was Uber abzieht“
- Verkehrsverband stellt Weichen zur Übernahme der Eurobahn
- Tausende Demo-Teilnehmer in Düsseldorf: „CDU - shame on you!“
- Dschungelcamp 2025: Ex-Zehnkämpfer nackt in Düsseldorfer Garten
- Lesen Sie hier alle Nachrichten aus Düsseldorf
Was unseren Reporter auch positiv überrascht: Der SEV A fährt pünktlich in Düsseldorf los. Über die Karlstraße, Worringer Straße und Toulouser Allee führt die Strecke des Schienenersatzverkehrs über das Mörsenbroicher Ei auf die A52 nach Essen. Weil die Autobahn am Mittwochmorgen weitestgehend frei ist, kommt der Ersatzbus sogar 30 Minuten vor der angekündigten Ankunftszeit (8.28 Uhr) am Essener Hauptbahnhof an. Auch der Rückweg in umgekehrte Richtung rund eine Stunde später verlief ohne Komplikationen. Und wie auf dem Hinweg kam der SEV früher als geplant in Düsseldorf an.
Fazit: Bis zum Ende der Streckensperrung zwischen Düsseldorf und dem Ruhrgebiet könnte eine Fahrt mit dem Schienenersatzverkehr für (Berufs-)Pendelnde durchaus zu einer schweißtreibenden, nervigen Angelegenheit werden. Vor allem während der Stoß- und Hauptverkehrszeiten. Was der Test aber auch zeigt: Sind die Busse und die Autobahn nicht allzu voll, kommt man von Düsseldorf via SEV in weniger als 45 Minuten mit dem ÖPNV nach Essen. Eine dauerhafte direkte Busverbindung zwischen den beiden Metropolen wäre daher durchaus eine Überlegung wert, findet unser Reporter.