Düsseldorf. Rettungssanitäter Christian Imkamp ist während der EM-Spiele im Düsseldorfer Stadion. Mit welchen Einsätzen er am häufigsten zu tun hat.

  • Christian Imkamp ist stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter beim DRK Düsseldorf
  • Während der EM ist er mit insgesamt 80 Kräften in der Düsseldorfer Arena im Einsatz
  • Bei den Spielen erlebt der Ehrenamtliche die Fußballstars hautnah

Hinter Christian Imkamp liegen lange Tage. Etwas gestresst schaut er immer wieder auf sein Handy – erst vor wenigen Stunden hat der 40-Jährige erfahren, wie viele englische Fans zum EM-Viertelfinale in Düsseldorf erwartet werden: mehrere Tausend. Und so ein Einsatz muss gut vorbereitet sein: Imkamp ist Rettungssanitäter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Düsseldorf – und als stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter während der Fußball-EM in der Düsseldorfer Arena dabei.

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Angefangen hat alles im Jahr 2003 mit dem Zivildienst beim DRK Düsseldorf. Ein Jahr später trat er als ehrenamtliches Mitglied bei. Seit 2018 ist er stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter im Fachbereich Einsatz. Hauptberuflich ist der Gerresheimer Lehrer und unterrichtet die Fächer Erdkunde und Sport an einem Düsseldorfer Gymnasium.

DRK-Einsatz in Düsseldorf zur EM: 80 Kräfte am Spieltag im Stadion

Als bekannt wurde, dass die EM 2024 auch in der Landeshauptstadt ausgetragen wird, sei die Freude erst einmal groß gewesen, erzählt der 40-Jährige. „Wir haben uns lange darauf vorbereitet und natürlich viele Vorkehrungen getroffen.“ Als es dann losging und das erste Spiel zwischen Frankreich und Österreich anstand, habe man sich jedoch schnell gedacht „bitte wieder abschaffen“, erinnert er sich und lacht.

Die Kräfte des DRK Düsseldorf sind während der EM auch im Stadion im Einsatz.
Die Kräfte des DRK Düsseldorf sind während der EM auch im Stadion im Einsatz. © DRK | Ruprecht Stempell

Kein Wunder: Neben seinem normalen Lehrerjob kann sich so ein abendlicher Einsatz in der Arena auch mal ziehen. Rund 80 Kräfte seien an EM-Spieltagen im Stadion dabei. Beim vergangenen Spiel am Montag (1. Juli) zwischen Belgien und Frankreich startete der Einsatz für Imkamp und seine Kolleginnen und Kollegen um 14 Uhr – rund vier Stunden vor Anpfiff. Zu Hause war der 40-Jährige um 23 Uhr.

„Das dritte Spiel zwischen Albanien und Spanien wurde ja erst um 21 Uhr angepfiffen, da war ich dann um 2 Uhr nachts erst zu Hause.“ Als „Herrscher über das Chaos“, so sagt der 40-Jährige, sitzen die Sanitäter bei solchen Veranstaltungen natürlich immer in der ersten Reihe. „Aber wir sind auch die ersten, die kommen und die letzten, die gehen.“

EM in Düsseldorf: „Fan-Verhalten ist ein anderes im Vergleich zu Fortuna-Spielen“

Häufig sei es die Hitze, die den Zuschauerinnen und Zuschauern zu schaffen mache. Manche würden zu wenig trinken und deshalb kollabieren, aber auch einige Treppenstürze innerhalb der Tribünen habe es bereits gegeben. „Während der EM haben wir das ganze Einsatzgeschehen zentriert auf einen Punkt im Stadion“, erklärt der Gerresheimer. Zu Fan-Prügeleien oder größeren Rangeleien sei es bisher aber nicht gekommen. Und das darf auch, wenn es nach Christian Imkamp geht, gerne so bleiben.

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„Das Fan-Verhalten ist definitiv ein anderes im Vergleich zu Fortuna-Spielen“, stellt er klar. Bisher hätten die Fans immer größtenteils friedlich miteinander gefeiert. „Das sieht bei Bundesliga-Spielen manchmal anders aus.“ Auch auf Krisensituationen wie beispielsweise Terror sei man beim DRK vorbereitet: Neben den 80 Kräften vor Ort gebe es 50 weitere, die in Sitzbereitschaft auf einen Notfall warten. Bisher hat es diesen ja glücklicherweise nicht gegeben – „und auch das wird hoffentlich so bleiben.“

Christian Imkamp ist seit 2018 stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter beim DRK Düsseldorf.
Christian Imkamp ist seit 2018 stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter beim DRK Düsseldorf. © NRZ | Anna Schlichting

Bei all der Arbeit und Anstrengung ist Imkamp aber auch ein bisschen stolz: „Es ist natürlich schön, dass man ein Teil davon sein darf und wir eine große Rolle in dem ganzen Ablauf der EM spielen. Ohne uns Sanitäter wird kein Spiel angepfiffen und so kann man in ein paar Jahren immer noch mit Stolz sagen, dass man dabei war.“

So werde der 40-Jährige die Meisterschaft bald mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden: „Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit für uns alle die erste und letzte Möglichkeit, so eine Europameisterschaft so nah mitzuerleben.“ Nur die wenigsten könnten doch von sich behaupten, dass sie ganz nah dabei waren, als sich ein Fußball-Weltstar wie Mbappé die Nase brach; auch, wenn Imkamp selber nicht derjenige war, der den Franzosen versorgt hat.

EM in Düsseldorf: Letztes Spiel steht an – England trifft auf die Schweiz

Was Imkamp etwas traurig macht? Gerne hätte er die niederländischen Fans in der Landeshauptstadt gehabt. „Und natürlich ist es auch schade, dass man die deutsche Mannschaft nicht live sieht.“ Doch dafür gibt es einen kleinen Lichtblick: „Die sehe ich dann ja nach der EM, wenn sie in der Nations League in Düsseldorf spielen.“ Nun ist der Sanitäter erst einmal froh, wenn der Samstag geschafft ist und das letzte Spiel in der Arena zwischen England und der Schweiz vorbei ist. „Dann kann ich auch selber wieder ein bisschen mehr Fan sein.“