Düsseldorf. Tausende Franzosen und Österreicher zogen vor dem ersten EM-Spiel zur Arena. Fans aus Österreich hatten auf dem Weg nach Düsseldorf Probleme.

Durch die Partie, die Frankreich 1:0 gewann, ist die EM 2024 endgültig in Düsseldorf angekommen. Am Montagabend, 17. Juni, wurde in Düsseldorf das erste von fünf Spielen im Rahmen der Fußball-EM 2024 ausgetragen. Die Partie in der Düsseldorfer Arena zwischen den Teams von Frankreich und Österreich wurde um 21 Uhr angepfiffen.

Vor dem Spiel verwandelten die zahlreichen Fans aus Österreich die Düsseldorfer Altstadt und den Rheinpark an den Rheinterrassen in eine Partyzone, nach dem Spiel herrschte bei den rot-weißen Anhängern angesichts der knappen 0:1-Auftaktniederlage gegen EM-Favorit Frankreich Enttäuschung.

1000 österreichische Fans sind in Passau gestrandet

Für knapp 1000 Fußballfans aus Österreich wurde die Anreise nach Düsseldorf am Montag bereits zum Desaster. Weil aufgrund einer Baustelle derzeit zwischen Passau und Regensburg keine Züge fahren, werden zwischen den beiden bayrischen Städten Ersatzbusse eingesetzt. Normalerweise. Am Montagmorgen war laut X-User Ralph Schön jedoch nichts von einem Schienenersatzverkehr zu sehen, als eine große österreichische Reisegruppe in Passau per ICE ankam. Informationen gab es laut Schön seitens der Deutschen Bahn zunächst nicht. Lediglich ein Bus sei dann nach einigen Stunden geschickt worden.

Aufgrund der chaotischen Situation versuchten viele österreichische Fans über Umwege Richtung Düsseldorf zu kommen. Zahlreiche Anhänger erreichten die NRW-Landeshauptstadt jedoch mit massiver Verspätung. Auch weil es auf der ICE-Strecke zwischen Nürnberg und Frankfurt zu Verzögerung kam.

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Rund 9000 Fans zogen am späten Nachmittag feiernd Richtung Arena

In Düsseldorf trafen sich ab dem späten Nachmittag tausende Anhänger beider Nationalteams zu den Fan-Walks. Die Franzosen im Fan-Meeting-Point am Aquazoo, der von der Düsseldorfer Polizei organisiert wurde. Von dort aus ging es für die Anhänger des französischen Nationalteams ab 18 Uhr Richtung Arena. Die Strecke ist insgesamt 2,8 Kilometer lang. Die Fans der Österreicher machten sich ab Rheinpark (Höhe Rheinterrassen) Richtung Stadion auf. Die Strecke beträgt 3,8 Kilometer.

Und für einen kleinen Moment, kurz vor 18 Uhr, schien es, als würde die Stimmung kippen. Vor dem Aquazoo, zwischen den beiden Rossebändigern, zündeten einige französische Fans Pyrotechnik – natürlich blau. Nachdem die deutsch-und englischsprachigen Durchsagen der Polizei so gar kein Echo hervorgerufen hatten, holten die Polizisten einen frankophonen Kollegen ans Mikrofon: „Pyrotechnique est interdit“, sagte der ins Mikrofon: Pyrotechnik ist verboten. Und das kam nicht gut an. Ebenso wenig wie die Ankündigung, Zuwiderhandlungen würden strafrechtlich verfolgt werden. Buh-Rufe aus der Menge waren die Reaktion.

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Doch schon sehr bald hatten sich die Gemüter wieder beruhigt. Und spätestens als die Polizei auf den Bildschirmen des sogenannten Laukawes – des Lautsprecherkraftwagens – Feuerwerk-Emojis einblendet, müssen auch die französischen Fans lachen. Und überhaupt war die Stimmung gut – vor dem Aquazoo und im Rheinpark, wo sich die Österreicher trafen. Wer den Düsseldorfer Stadtplan kennt, merkt, da war viel Platz für Begegnungen der beiden Gruppen – und dazu kam es auch. Aus Sicht von Polizei und Organisationskomitee der Stadt aber blieben diese Begegnungen aber bis eine Stunde vor Spielbeginn durchweg friedlich.

Humba Humba! Österreicher Fanmarsch

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    Beide Fanmärsche setzten sich kurz nach 18 Uhr in Bewegung. Die Österreicher, die die Altstadt schon früh in rot-weiß-rot gefärbt hatten, konnten etwa 5000 Menschen mobilisieren, bei den Franzosen waren es sogar 8000, die in Richtung Arena zogen. Unter ihnen waren auch Aurelie und ihre Schwester Céline. Die beiden sind eigentlich Belgierinnen, halten es aber – „traditionell“ – eher mit der Équipe Tricolor. Düsseldorf („Dusselle-Dorphe“) war ihnen dabei schon vorher ein Begriff. Beeindruckt hat sie vor allem die Altstadt, die sei extrem motivierend an so einem Tag.

    Jakob, Elias und Daniel waren zwar alle in Rot gekleidet, Österreicher ist aber nur einer von den Jungs: Jakob. Die drei studieren an der HHU, Tickets haben sie nicht bekommen, sie machen sich trotzdem auf den Weg in Richtung Arena. „Das haben wir bei Corona auch so gemacht“, sagt Elias. Und Jakob ergänzt: „Es wird schon was zu trinken geben in der Nähe.“ Die drei erzählen noch, dass sie sich gut mit einigen Franzosen unterhalten hätten. Wirklich wundern täte es sie aber nicht, dass es so friedlich sei: „Wir sind schließlich in Düsseldorf. Elias fügt hinzu: „Und nicht in Gelsenkirchen.“

    Österreicher und Franzosen verstehen sich gut – auch auf engem Raum

    Wie gut das Neben- und Miteinander funktionierte, konnte man den ganzen Tag über beobachten. Während die angeblich 15.000 Östereicher mehr oder weniger anarchisch die Altstadt bevölkerten, hatte der französische Fußballverband sich in die Rheinterassen eingemietet. Mehrere gechartete Busladungen Franzosen wurden also genau dort abgeladen, wo die Österreicher, aus der Altstadt kommend, entlang mussten, um zu ihrem Treffpunkt zu kommen.

    Ungefähr 3500 Franzosen befanden sich in den Rheinterassen, die kurzerhand in La Casa Bleu umgetauft wurden. Tausende Österreicher zogen vorbei, warfen neugierige Blicke hinein. Doch Zusammenstöße gab es nicht. Im Gegenteil: Man frotzelte, machte aber auch Selfies miteinander. Ein Gruppe von Österreichern hatte es sich an der Rotterdamer Straße gemütlich gemacht und wünschten sämtlichen passierenden Franzosen „bonne chance“, also viel Glück. Auch das kam augenscheinlich gut an.

    Was bei vielen eher nicht so gut ankam war das Düsseldorfer Bier. Die meisten hatten doch blonde Flüssigkeiten in ihren Plastikbechern. Dunkles Bier schmecke nicht, „wenn‘s warm wird“, rief ein lederbehoster Österreicher. Ein anderer drückte sich derber aus. Beide versprachen aber, bei der nächsten Runde dem Alt eine Chance zu geben.

    Rheinbahn hat mehr als 120 Wagen auf der Strecke

    Von der Rheinbahn waren in den Spitzenzeiten mehr als 120 Wagen im Einsatz, um die Zuschauer in die Arena und wieder zurückzubringen. Mehr als zusätzliche Mitarbeiter sollten für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Die Linie U78 endete für die Anreise zur Arena aus Sicherheitsgründen bereits an der Haltestelle „Sportpark Nord/Europaplatz“. Von dort aus ist es für die Fans dann nur noch ein relativ kurzer Fußweg zum Stadion.

    Da der Aquazoo-Parkplatz im Nordpark an den Düsseldorfer Spieltagen für die Fan-Märsche genutzt wird, ist das Areal am Montag bis 14 Uhr nur noch für Anlieferer und Menschen mit Behinderungen zugänglich. Anschließend wird der Parkplatz komplett gesperrt und kann mit dem Auto auch nicht mehr verlassen werden.

    Die Düsseldorfer Polizei sah sich von Anfang an bestens vorbereitet für die Partie und für die Lage in den Stunden zuvor. „Sobald Düsseldorf Spielort ist, fahren wir einen riesengroßen Sondereinsatz mit in der Spitze 1500 Einsatzkräften“, so Polizeisprecher André Hartwich. „Und wir stehen überall parat: In der Stadt, an den Fan-Zonen, während der Fan-Walks, überall halt.“

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    Nach dem EM-Spiel am Montagabend zieht die Polizei eine Bilanz: So spricht der Leitende Polizeidirektor Dietmar Henning von einem „weitestgehend störungsfreien Einsatzverlauf“. Tausende Anhänger beider Nationalteams zogen ab 18 Uhr von den Fan-Meeting-Points am Rheinpark (Österreich) und dem Nordpark (Frankreich) zur Arena. Am Fan-Walk der Franzosen nahmen etwa 8000 Personen teil, am Fanmarsch der Österreicher etwa 5000. In 13 Fällen mussten durch die Einsatzkräfte Strafanzeigen gestellt werden.

    Dietmar Henning fügt hinzu: „Nachdem wir uns lange akribisch auf die Euro 2024 vorbereitet haben, sind wir mit dem Einsatzverlauf des heutigen Tages mehr als zufrieden. Unsere Einsatzkonzeption für einen friedlichen und ausgelassenen Fußball-Tag hat sich bislang bewährt. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, wir bereiten uns mit Zuversicht auf die kommenden Einsatztage in Düsseldorf vor.“