Voerde. Ausgerechnet während des Tulpensonntagszugs in Voerde ist die Bahnstrecke gesperrt – nicht zum ersten Mal. Welche andere Kuh aber vom Eis ist.
Mit dem Zug zum „Zoch“: Närrinnen und Narren, die am Tulpensonntag, 2. März, mit der Bahn zum Straßenkarneval nach Voerde fahren wollen, müssen sich eine Alternative überlegen. Die Strecke Emmerich-Oberhausen ist infolge des dreigleisigen Ausbaus noch just an diesem Tag vollgesperrt. Wer mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zum traditionellen Tulpensonntagszug in Voerde möchte und dabei auf die Bahn gesetzt hat, muss in den Schienenersatzverkehr, sprich, in den Bus umsteigen. Der ist deutlich weniger geräumig – wohl dem also, der keinen mit Proviant bepackten Bollerwagen mit im Schlepptau hat.
Nicht nur der Tulpensonntagszug in Voerde ist von der Streckensperrung betroffen
Es ist nicht das erste Mal seit Baubeginn des Großprojekts der Deutschen Bahn (DB), dass die Zugstrecke ausgerechnet in der Zeit gesperrt ist, wenn in Voerde der Tulpensonntagszug läuft. Und die Stadt ist nicht allein betroffen. Auch weiter nördlich, in der Betuwe-Anrainerkommune Emmerich, sind am 2. März 2025 beim Tulpensonntagszug die Närrinnen und Narren los. Warum konnte das Verkehrsunternehmen hier nicht anders planen und die neuntägige Vollsperrung vom 21. Februar (21 Uhr) bis 2. März (23.59 Uhr) nicht um eine Woche vorverlegen oder nach hinten verschieben?
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Die Stadt Voerde hatte den ungünstigen Zeitpunkt gegenüber der Bahn jedenfalls bereits Anfang 2024 thematisiert, wie deren Pressesprecher Thorben Lucht auf NRZ-Anfrage erklärt. Ohne Erfolg. Aus Sicht des Verkehrsunternehmens habe keine Möglichkeit bestanden, den Sperrplan entsprechend zu verändern beziehungsweise zu verkürzen. Daher seien der Veranstalter des Tulpensonntagszuges, der 1. Voerder Karnevalsverein (VKV), und die Stadt frühzeitig über diese Situation informiert gewesen, sagt Lucht.
„Viele Bauarbeiten können ,unter rollendem Rad‘ und damit ohne Beeinflussung des Zugverkehrs stattfinden. Um die umfangreichen Baumaßnahmen schnellstmöglich umsetzen zu können, sind jedoch auch immer wieder Sperrungen der Strecke nötig. Die Planung der sogenannten Sperrpausen ist dabei sehr komplex und beginnt bereits mehrere Jahre vor den eigentlichen Bauarbeiten“, erklärt eine Bahnsprecherin. Die Fachleute der Bahn stünden dabei vor der Herausforderung, die Sperrzeiten für die zahlreichen Projekte in ganz Deutschland zu planen und abzustimmen.
Stadt Voerde: 2023 kamen nicht mehr Menschen mit dem Auto zum Tulpensonntagszug
„Faktoren wie Sperrzeitenlänge, Abstimmungen mit den betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen, Bauarbeiten im benachbarten Ausland sowie der Gesamtzusammenhang aller Sperrzeiten in der Bundesrepublik spielen dabei unter anderem eine wichtige Rolle“, so die Bahnsprecherin weiter. Wo immer es gehe, werde versucht, „im Rahmen der Sperrpausenplanung auch auf regionale Veranstaltungen Rücksicht zu nehmen. Leider war das in diesem Fall nicht möglich“. Der Umfang der aktuellen Sperrung zwischen Emmerich und Oberhausen stehe bereits seit fünf Jahren fest.
Rückblickend stellt die Stadt Voerde fest, dass 2023, als die Bahnstrecke auch ausgerechnet während des Tulpensonntagszugs in Voerde gesperrt war, nicht mehr Menschen mit dem Auto zu der Großveranstaltung angereist sind. Im Rathaus wird dies darauf zurückgeführt, dass auch damals ein Schienenersatzverkehr eingerichtet worden war. „Die Anreisenden gelangten in 2023 mit dem Bus zum Veranstaltungsgelände statt mit dem Zug – eine ähnliche Situation erwarten wir auch dieses Jahr“, erklärt Stadtpressesprecher Thorben Lucht.
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Außerdem sei während des Tulpensonntagszugs eine Ersatzhaltestelle auf dem Lidl-Parkplatz eingerichtet worden, also unweit von dem Bereich, wo der närrische Lindwurm endet. Der genaue Standort für dieses Jahr werde seitens der Deutschen Bahn noch mitgeteilt. Parkplatzprobleme seien während des Karnevalsumzugs 2023 nicht beobachtet worden, berichtet Lucht weiter. Der närrische Lindwurm mit seinen Wagen stellt sich an der Straße Allee auf. Von dort aus führt der Weg über Frankfurter Straße, Bahnhofstraße, Im Osterfeld, Teichacker, Friedrichsfelder Straße, Steinstraße, Bahnhofstraße bis in Höhe der Ringstraße, wo sich der Karnevalszug auflöst.
„Wo immer möglich, versucht die DB im Rahmen der Sperrpausenplanung auch auf regionale Veranstaltungen Rücksicht zu nehmen. Leider war das in diesem Fall nicht möglich.“
Martin Scholz, erster Vorsitzender des VKV, stellt fest, dass der Umgang der Deutschen Bahn mit der Stadt und seinem Verein als Veranstalter „sehr viel besser geworden“ sei. Das Verkehrsunternehmen bringe mittlerweile Verständnis auf, „das war 2023 nicht unbedingt der Fall“, resümiert Scholz. Der VKV-Chef ist froh, dass eine andere Kuh vom Eis ist. Ursprünglich nämlich sollte die Unterführung an der Steinstraße am Tag des Tulpensonntagszuges gesperrt sein, wie er berichtet. Just dort führt der närrische Lindwurm entlang. Das Ganze sei vor vielen Monaten schon gut gelöst worden – und Scholz ist glücklich, dass die Unterführung am 2. März „frei ist“.
Im kommenden Jahr wird der VKV „vermutlich mit einer komplett neuen Zugstrecke“ oder nur noch mit Fragmenten der vorhandenen Route planen müssen, erklärt der Chef des 1. Voerder Karnevalsvereins. Hintergrund: Die Bahnhofstraße wird umgebaut.