Voerde. Die Stadt Voerde plant große Verkehrsveränderungen an der Bahnhofstraße. Die Folge: Einige Bäume müssen weichen. Das sagen die Verantwortlichen.

Die Bahnhofstraße in Voerde wird auf dem Abschnitt zwischen Grutkamp und Frankfurter Straße künftig deutlich anders gestaltet sein als im Moment noch. Hintergrund: Die Stadt hat seit vielen Jahren neben der Sanierung des Schmutz- und Regenwasserkanals auch die Erneuerung der Fahrbahn als Teil des Bauvorhabens auf der Agenda stehen. In dem Zuge werden auch deutliche Änderungen in der Verkehrsführung vollzogen. Und: Einige Bäume müssen weichen. Das sei aus verschiedenen Gründen bei einem Straßenneubau so – etwa, weil sie „entweder stark vorgeschädigt sind und den Eingriff nicht überstehen könnten oder sich der Standort im Ausbaubereich von Nebenanlagen oder Bushaltestellen befindet“, erklärt Stadtpressesprecherin Miriam Lütjann. Die Maßnahme an der Bahnhofstraße sei erforderlich, weil sowohl Fahrbahn als auch Nebenanlagen und Kanal „altersbedingt sanierungsbedürftig sind“.

Dort, wo heute im Bereich der Straßen Grutkamp und Im Osterfeld eine Ampel steht, wird ein Kreisverkehr gebaut. Das Gleiche gilt für die Einmündung zur Allee. Mit den beiden Kreiseln soll nach Angaben der Stadtverwaltung ein gleichmäßiger und sicherer Abfluss des Verkehrs ermöglicht werden. Auf dem Abschnitt zwischen Allee und Frankfurter Straße wird sich die Situation nach Fertigstellung wie folgt darstellen: Radfahrer werden auf der der 7,50 Meter breiten Fahrbahn beidseitig auf einem Schutzstreifen geführt, der eine Breite von jeweils 1,50 Meter misst. Vom Radweg an der Frankfurter Straße soll der Radfahrer über Schleusen auf den Schutzstreifen gelenkt werden – und umgekehrt. Im Ausbaubereich vor der Apotheke würden „aus vertraglichen Gründen“ der vorhandene Radweg und der bestehende Gehweg beibehalten.

Bahnhofstraße Voerde: Verlauf des Radweges zwischen Allee und Grutkamp

Ab der Einmündung Bahnhofstraße/Allee in Richtung Grutkamp dagegen soll der Radweg nicht als Schutzstreifen auf der Fahrbahn angelegt werden. Dieser ist „beidseitig im Seitenbereich vorgesehen“, der in „Verbindung mit dem Kreisverkehr für die Sicherung des dort befindlichen Schulweges sorgt“, erläutert die Stadtverwaltung in einer Drucksache zu dem Thema. Der Regelquerschnitt der Fahrbahn gestaltet sich auf dem Teilstück zwischen Allee und Frankfurter Straße so, dass in den Nebenanlagen hier und da Parkstreifen und durchgängig am äußersten Rand der Gehweg angelegt werden.

Ein besonders kritischer Punkt – das haben die Debatte in den politischen Gremien und die Bürgerbeteiligung gezeigt – ist der Wegfall von Bäumen in Folge der Tiefbaumaßnahme. Im gesamten Ausbauabschnitt zwischen Grutkamp und Frankfurter Straße seien im Sachverständigen-Gutachten 95 Bäume erfasst worden. Davon sind 56 Berg-Ahorne, die etwa zwischen 50 bis 60 Jahre alt sind. Die weiteren 34 Platanen sind noch einmal deutlich älter. Sie stehen dort seit bereits etwa 80 bis 100 Jahren, wie Stadtpressesprecherin Lütjann erklärt.

SPD-Fraktion: Es handelt sich um eine für Voerde einzigartige Allee

Hinzu kommen zwei Spitzahorne, eine Linde, eine Säuleneiche und eine Douglasie. Nach der ersten Bewertung des Baumgutachters hätte etwa die Hälfte der Bäume an der Bahnhofstraße stehen bleiben können. Zuletzt formulierte die Politik das Ziel, „möglichst viele“ zu erhalten und winkte damit mehrheitlich die bevorzugte Ausführungsvariante für die Kanal- und Straßenerneuerung im Juni 2022 im Bau- und Betriebsausschuss gegen die Stimmen von Grünen und Die Partei durch.

Die SPD-Fraktion hatte in jener Sitzung zuvor in einer Stellungnahme auf die „ökologische Wertigkeit der Straßenbäume für das Stadtklima und die Bedeutung für das Stadtbild“ hingewiesen. Auch wollte sie im Protokoll festgehalten wissen, „dass es sich bei den Bäumen im Planabschnitt um eine für Voerde einzigartige Allee handelt, die nach Aussage der Verwaltung für das Alleenkataster NRW angemeldet worden ist“. Mit dem Zusatz zum Beschluss, dass die Maßnahme „auf einen größtmöglichen Schutz beziehungsweise Erhalt der vorhandenen vitalen Bäume auszurichten bzw. zu optimieren“ ist, gaben sich die Sozialdemokraten am Ende zufrieden. Den Grünen waren die Ausführungen der Verwaltung bezüglich der Baumproblematik dagegen zu schwammig.

Stadt Voerde kann genaue Anzahl der Bäume noch nicht nennen

Heute, ein Jahr später, gibt es zu der Frage, wie viele Bäume konkret an der Bahnhofstraße am Ende werden weichen müssen, noch keine konkrete Antwort. Miriam Lütjann erklärt dazu, dass im Zuge der Ausführungsplanung und Bauphase für „jeden Baum eine Einzelfallprüfung auf Erhaltungsfähigkeit“ erfolgen soll: „Eine genaue Anzahl kann erst nach örtlicher Bewertung durch die ökologische Baubegleitung angegeben werden.“ Auch werde eine Kanalinspektion durchgeführt, deren Ergebnis in die Bewertung einfließen müsse. Bleibt die Frage, ob die Bahnhofstraße womöglich deutlich an Allee-Charakter verlieren wird.

Lütjann verweist auf auch umfangreiche Neupflanzungen, die zudem vorgesehen seien. Zu der Frage, welche Ausgleichsmaßnahmen für die Baumfällungen an der Bahnhofstraße an welchen Standorten vorgesehen sind, erklärt sie, dass diese in einem separaten Bescheid der Unteren Landschaftsbehörde Kreis Wesel festgesetzt würden. Dafür wiederum muss die Stadt einen Antrag stellen, in den noch die Ergebnisse der Kanalinspektion und Aussagen der ökologischen Baubegleitung fließen müssen.

>>Info: Baustart und Zeitfenster sind noch offen

Offen ist, wann der Startschuss für die umfangreiche Maßnahme an der Bahnhofstraße fallen wird. Nach Ansicht der Verwaltung hat das Vorhaben im Bereich „Tiefbau“ mit dem Ausbau des Regenwasserkanals an der Straße An der Schule in Friedrichsfeld die höchste Dringlichkeit. Ob dies so bleibt, wird sich demnächst zeigen. Die Politik soll über die von der Verwaltung vorgeschlagene Priorisierung von Vorhaben im Hoch- und Tiefbau entscheiden.

Keine Angaben gibt es bislang auch über Bauablauf und Bauzeit. Diese würden noch berechnet beziehungsweise ermittelt.