Voerde. Das altgewohnte Bild, das sich Jahrzehnte auf der Frankfurter Straße am Kraftwerk Voerde bot, ist Geschichte. Welche Kolosse nicht mehr da sind.
Die ausgediente Eisenbahnbrücke, die Jahrzehnte lang nahe der Einmündung zur Friedrichstraße über die Frankfurter Straße in Möllen führte, ist seit einigen Wochen Geschichte. Und auch bei der Weiterfahrt auf der Landesstraße (L396) in Richtung Voerde bietet sich den Passanten nunmehr ein verändertes Bild: Die beiden Kohlebandbrücken, die beim Passieren der im Frühjahr 2017 stillgelegten Industrieanlage unweigerlich ins Auge fielen, sind verschwunden. Allen Bauten ging es im letzten Monat des alten Jahres „an den Kragen“ – und dies quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit, denn die Frankfurter Straße war aufgrund der Arbeiten auf dem Abschnitt zwischen den Einmündungen zur Friedrich- und zur Rahmstraße zunächst mehrere Tage lang für acht Stunden und schließlich durchgehend gesperrt.
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Der Eisenbahnbrücke, über die dereinst die Betriebsbahn des Steinkohlekraftwerks führte, rückten hydraulische Abbruchbagger zu Leibe. Das Abrissmaterial sei vor Ort zerkleinert und auf die „alte Revisionsfläche“ transportiert worden, die sich hinter der Rauchgas-Entschwefelungs-Anlage (neue REA) im Bereich des Kamins befinde. Es handelte sich um „250 Tonnen Stahlbeton und 150 Tonnen für die Widerlager“, wie Olaf Winter, Sprecher der Flächeneigentümerin RWE, auf NRZ-Anfrage erläutert.
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Nicht ganz so schwer wie die Eisenbahnbrücke fielen im wahrsten Wortsinn die beiden Kohlebandbrücken ins Gewicht, die ebenfalls im Dezember 2024 demontiert wurden. Bei der oberen waren es nach Angaben des RWE-Sprechers 44 Tonnen und bei der unteren 65 Tonnen Schutt. Die beiden Bauwerke „wurden jeweils in einem Stück und in einem sogenannten Tandemhub mit zwei Kränen demontiert“, erläutert Olaf Winter das angewendete Verfahren. Die Kohlebandbrücken werden ebenfalls auf dem stillgelegten Kraftwerksgelände zwischengelagert. Die Materialien sollen nach RWE-Angaben „im Sinne der Nachhaltigkeit aufbereitet und einer weiteren Verwertung zugeführt werden: Sowohl der Stahl der Bandbrücke als auch der Beton der Bahnbrücke werden recycelt“.
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Für die Eisenbahnbrücke, über die früher die Betriebsbahn des Kraftwerks fuhr, samt der Nebenanlagen sieht RWE angesichts der geplanten Folgeentwicklung keinen Nutzen mehr. Der Essener Energiekonzern beabsichtigt bekanntlich, die seit fast acht Jahren brach liegende Industriefläche zu einem Standort umzubauen, an dem künftig in industriellem Umfang grüner Wasserstoff erzeugt werden kann – und „sofern, es die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zulassen“, auch der Bau eines wasserstofffähigen Gaskraftwerks für das Unternehmen „denkbar“ ist.
Lösung eines Verkehrsproblems
Mit dem Abriss der Eisenbahnbrücke, über die die frühere Betriebsbahn des Kraftwerks Voerde die Frankfurter Straße querte, eröffnet sich die Möglichkeit, ein drängendes Problem anzugehen: Es geht um die schwierige Verkehrssituation auf der Frankfurter Straße auf dem Abschnitt zwischen der Einmündung Friedrichstraße und Haus Wohnung. Die Fahrbahn dort ist ausgesprochen eng, die Straße nimmt eine scharfe Kurve. Einen Radweg gibt es nicht. Die viel befahrene Landstraße könnte nunmehr in dem Bereich begradigt werden. Die Fahrbahn nähme dann einen anderen Verlauf, die scharfe Kurve entfiele. Zudem ließe sich die Radwegeverbindung in Richtung Haus Wohnung ermöglichen, argumentiert die Stadt Voerde. Für die Umsetzung zuständig ist Straßen.NRW.
Mit der Demontage der Bandbrücken sind im Zuge des Kraftwerk-Rückbaus zwei weitere, von außen gut sichtbare Gebäudeteile von der Bildfläche verschwunden. Bereits im November 2018 war der erste, über die Frankfurter Straße führende Koloss demontiert worden. Damals waren ebenfalls zwei Kräne im Einsatz. Auf den im Dezember erfolgten Abbau der Bandbrücke und der Eisenbahnbrücke folgten in den wenigen Wochen bis zum Jahresende 2024 keine weiteren Arbeiten.
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Auf dem östlich der Frankfurter Straße gelegenen Gelände, sprich, dem Bereich der ehemaligen Kohlelager, wo sich auch der Anfang Dezember 2023 gesprengte Kühlturm befand, seien die Gebäude beziehungsweise Anlagenkomponenten „bis auf einige wenige kleinerer Gebäude im Bereich der Gleisanlagen alle zurückgebaut“, erläutert RWE-Sprecher Olaf Winter. Die noch verbleibenden würden in den nächsten Monaten folgen. Im zweiten Halbjahr 2024 seien die Maschinenhäuser West 1 und 2, das Schalthaus und die Tanks für Heizöl und Ammoniak zurückgebaut worden.