Dinslaken. Schwerpunkteinsatz der Polizei in der Innenstadt - an denselben Stellen wie im vergangenen Jahr. Bekommen die Behörden das Problem nicht in den Griff?

Kameraüberwachung, mehr Polizeipräsenz in der Innenstadt – diese Forderungen werden immer wieder in Dinslaken laut – nach Überfällen auf Jugendliche etwa oder zuletzt nach dem Angriff auf Behinderte in der Fußgängerzone. Ein direktionsübergreifender Schwerpunkteinsatz der Polizei hatte am Dienstagabend die „Bekämpfung der bürgerbelastenden Kriminalität“ zum Ziel. Unter dem Motto „Aktion sicher leben“ waren die Einsatzkräfte von 18 Uhr an bis nachts an Treffpunkten von Jugendgruppen und „kriminalitätsbelasteten Örtlichkeiten“ unterwegs.

An diesen Stellen wurde kontrolliert

Den Beamten, die sowohl uniformiert als auch in Zivil unterwegs waren, ging es vor allem um „Delinquente Jugendgruppen“ und „Messergewalt im öffentlichen Raum“. Sie waren in der gesamten Innenstadt unterwegs, vor allem aber am Neutor, im Bereich des Bahnhofs und Bahnhofsvorplatzes, am Platz d‘Agen sowie im Stadtpark und im Bereich der Altstadt wie etwa an der Kolpingstraße. Dabei handele es sich nicht um dauerhafte Kriminalitätsschwerpunkte, sondern um Stellen, an denen aktuell zum Beispiel Jugendliche vermehrt anzutreffen sind oder vermehrt Diebstähle begangen werden, betont Peter Reuters, Sprecher der Kreispolizeibehörde Wesel.

Dieselben Örtlichkeiten, vor allem aber der Neutorplatz, waren allerdings schon im vergangenen Jahr Ziel eines Schwerpunkteinsatzes der Polizei. Denn am Neutor kam es auch vor einem Jahr schon immer wieder zu Übergriffen auf Jugendliche, Restaurantgäste wurden belästigt, Steine vom Dach der Neutorgalerie geworfen. Nachdem ein Jugendlicher von einer Bande mit dem Kopf gegen eine Restaurantscheibe geknallt worden war, konnte die Polizei einen der Täter feststellen: Es handelte sich um einen Zwölfjährigen aus Duisburg – und er war nicht der einzige. Gangs von ortsfremden Jugendlichen seien am Neutor, aber auch im Bereich der Stadtbibliothek und der Tiefgarage am Rathaus unterwegs, würden sich angsteinflößend verhalten, Bürger belästigen und Straftaten begehen, erklärte die Stadtverwaltung, die eine Ordnungspartnerschaft mit der Polizei pflegt, im Herbst vergangenen Jahres. Auch in einer Studie der Hochschule Bochum von 2019 waren der Neutorplatz, der Bahnhof, die Altstadt und der Stadtpark schon als Angsträume identifiziert worden.

Das sagt die Polizei

Bekommen die Ordnungsbehörden das Problem also nicht in den Griff? „So würde ich das nicht sagen“, erklärt Polizeisprecher Peter Reuters. Es gebe eben Orte, die sich als Versammlungspunkte für Jugendliche, auch für kriminelle Jugendliche, anbieten: In allen Städten, auch Dinslaken, sei das der Bahnhof, weil man dort schnell hin- und wieder wegkomme und es außerdem Kiosks oder ähnliche Versorgungsmöglichkeiten gebe. Und auch der Neutorplatz mit der Neutor-Galerie biete bei Regen ein Dach über dem Kopf, Geschäfte und Aufenthaltsmöglichkeiten. Die Polizei versuche mit Schwerpunkteinsätzen wie dem am Dienstag „Nadelstiche“ zu setzen, die Jugendlichen sollen nie sicher sein, dass sie nicht überraschend kontrolliert werden könnten, so Reuters.

Das Ergebnis des Einsatzes in Dinslaken

Im Rahmen der Kontrollen fanden die Beamten bei drei Personen (einer minderjährigen und zwei erwachsenen) Messer und stellten sie sicher. Insgesamt leitete die Polizei sieben Strafverfahren (Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte; besonders schwerer Fall des Diebstahls; Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz; Ladendiebstahl) und fünf Ordnungswidrigkeitenverfahren (Verstoß Waffengesetz, falsche Namensangabe; Cannabis) ein.

Zudem schrieben die Beamten fünf Berichte, führten zwei erkennungsdienstliche Behandlungen durch, nahmen eine Person vorläufig fest und berichteten den zuständigen Behörden über zwei angetroffene Personen, die zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben waren.

Die Beamten stellten außerdem zwei Fahrräder, einen E-Scooter, diverse Betäubungsmittel, drei Messer, Airpods und Kleidungsstücke mit Originaletiketten sicher. Zwei Minderjährige wurden nach Verstößen an die Erziehungsberechtigten übergeben.

Der Einsatz war am frühen Mittwochmorgen gegen 2 Uhr beendet.