Dinslaken. Das Derby zwischen dem TV Jahn Hiesfeld und RWS Lohberg eskalierte nach Abpfiff in einer Schlägerei. RWS will am Dienstag Konsequenzen ziehen.

Viele hatten sich am Sonntag auf ein schönes Fußball-Derby in der Kreisliga A zwischen dem TV Jahn Hiesfeld und RWS Lohberg gefreut. „Was nach dem Abpfiff passierte, werde ich so schnell nicht vergessen. Mein Leben lang bin ich dem Fußball treu, so etwas habe ich aber noch nie erlebt“, so Jahn-Coach Silvano Bedrina. Der 2:0-Erfolg der Hiesfelder interessierte nach Abpfiff niemanden mehr.

Ein Derby bietet immer eine gewisse Brisanz. Allerdings sollten Provokationen weder unter die Gürtellinie gehen noch in Gewaltexzessen enden. Bisweilen gibt der eine oder andere Akteur einem Spieler mal ein paar Wörter nach einem Foul hinterher oder jubelt bei einem Tor gerade im Derby ausgelassener. All das darf aber keine Rechtfertigung für die Szenen sein, die sich nach der Partie abspielten. Faustschläge gegen einen Hiesfelder Co-Trainer oder eine Jagd auf einen Hiesfelder Spieler stellten viele unter Schock.

„Hier wurde eine Grenze überschritten, es macht mich traurig und fassungslos, was passiert ist.“

Silvano Bedrina, Trainer des TV Jahn Hiesfeld.

„Im Hintergrund ist unser Vorstand im Austausch mit den Lohbergern Verantwortlichen“, so Bedrina. „Ich bin immer noch fertig und hoffe, dass wir die Situation irgendwie verarbeiten können. Hier wurde eine Grenze überschritten, es macht mich traurig und fassungslos, was passiert ist. Der Angriff auf unsere Bank wirkte wie ein Überfall. Wir werden am Dienstag nicht trainieren, sondern uns zum Grillen treffen und versuchen, die Situation aufzuarbeiten. Die Jungs hat das alles ganz schön mitgenommen“, so Bedrina.

„Traurig und fassungslos“: Hiesfelds Trainer Silvano Bedrina.
„Traurig und fassungslos“: Hiesfelds Trainer Silvano Bedrina. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

RWS-Trainer Aydin distanziert sich

Sein Trainerkollege Ugur Deniz Aydin distanziert sich als einer der Verantwortlichen von RWS Lohberg auf das Schärfste von den Geschehnissen nach dem Spiel: „Wir werden das alles am Dienstag aufarbeiten. Es sind Sachen passiert, die in keiner Weise auf den Fußballplatz gehören. Manche müssen sich mal hinterfragen, warum sie Fußball spielen. Ich bin nicht wegen solcher Dinge zurückgekommen. Mit Sicherheit gibt es Konsequenzen für den einen oder anderen Spieler.“

Lohbergs Sportlicher Leiter Murat Karakas kündigt an: „Wir werden unsere beteiligten Spieler fragen, was sie mit ihren Aktionen bewirken wollen. So etwas brauchen wir nicht.“ Karakas selbst betont, er habe in der unübersichtlichen Situation während der Tumulte nicht erkennen können, wer Schläge ausgeteilt hatte, droht aber den Schuldigen mit drastischen Folgen bis zum Rauswurf.

„Wir werden unsere beteiligten Spieler fragen, was sie mit ihren Aktionen bewirken wollen. So etwas brauchen wir nicht.“

Murat Karakas, Sportlicher Leiter bei RWS Lohberg.

Trainer Aydin führt aber auch aus, dass ihn störe, dass gewisse Provokationen und Beleidigungen der Hiesfelder gegen seine Spieler mittlerweile als normal empfunden würden. „So etwas kann ich nicht nachvollziehen. Mir ist wichtig zu betonen, dass das in keiner Weise einen Gewaltausbruch rechtfertigt. Dennoch sollte es nicht verharmlost werden. Mir fehlt teilweise der Respekt, wenn Spieler, die zehn Jahre jünger sind, beleidigend werden. Hier sollten die Hiesfelder etwas unternehmen“, sagt Aydin.

RWS-Trainer Ugur Aydin kündigt Konsequenzen für Spieler an, die sich an den Tumulten beteiligten.
RWS-Trainer Ugur Aydin kündigt Konsequenzen für Spieler an, die sich an den Tumulten beteiligten. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Lohbergs Kapitän spielte vor einem Jahr noch beim TV Jahn Hiesfeld

Der Lohberger Kapitän Cem Aydin ist als ehemaliger Hiesfelder betroffen. „Die Hiesfelder sind nette Jungs, ich habe ja vor einem Jahr noch da gespielt. Provokationen von beiden Seiten gehören zu so einem Spiel ja dazu. Natürlich reagieren wir ein wenig empfindlicher darauf. Dennoch würde ich mir von meinen Jungs wünschen, dass sie sich emotional ein wenig zurückhalten. Es schadet dem gesamten Verein und unserer Saison. Wir sollten versuchen, einfach mal wegzuhören und uns nicht darauf einzulassen“, erklärt Aydin.

„Wir haben eine Strafanzeige gestellt und hoffen, dass sich so etwas nie wiederholt.“

Stefan Brinken, Co-Trainer des TV Jahn Hiesfeld.

„Das hat jede Grenze gesprengt und kam für mich völlig aus dem Nichts. Wir haben eine Strafanzeige gestellt und hoffen, dass sich so etwas nie wiederholt. Wie ich jetzt damit umgehe, weiß ich noch nicht, aber es muss Konsequenzen haben“, so der betroffene Co-Trainer Stefan Brinken. Brinkens Diagnose nach einem Faustschlag gegen ihn lautete Schädelprellung und leichte Gehirnerschütterung.

Vorsitzender des Fußballausschusses äußert sich

Michael Krieger, Staffelleiter des Kreises Duisburg/Mülheim/Dinslaken und Vorsitzender des Fußballausschusses, äußerte sich auf Nachfrage: „Ich habe von der Situation gehört und warte jetzt den Sonderbericht des Schiedsrichters ab. Dann werden wir konkrete Maßnahmen einleiten und die beteiligten Personen aus dem Verkehr ziehen.“